Restaurant im 25hours-HotelEin Besuch im „Neni Köln“ gleicht eher einer Party
- Zu viel Hitze und Würze in den Gerichten passen zum trubeligen Drumrum.
- Am besten bestellt man ab zwei Personen „Balagan".
Ein bisschen scheint es, als täte das „Neni“ nur so, als ginge es hier um Essen. Das Restaurant ist im achten Stock des neuen und sehr trendigen 25hours-Hotels im Gerling-Quartier untergebracht; Lifestyle steht schon eher im Mittelpunkt – Essen als Party, in hipper Deko, bei lauter Musik, aus Blechschüsseln. Dabei geht es um das Gefühl, am Puls der Zeit zu sein – was kulinarisch allerdings nur bedingt der Fall ist.
Die israelische oder levantinische Küche gehört – dem Starkoch Yotam Ottolenghi sei Dank – zurzeit zwar zu einer der angesagtesten, aber wie alle Küchen funktioniert sie nur, wenn sie auch gut zubereitet ist. Im „Neni“ gibt es zu viel Hitze und zu viel Würze – das mag irgendwie zum lauten und trubeligen Drumrum passen, weil es oberflächlich wirkungsvoll ist. Aber eben nur oberflächlich.
Zu starke Raucharomen, leckere Tahina
Die Aubergine vom Robata Grill auf offener Flamme hat viel zu starke Raucharomen. Sie ist bewusst an einem Ende verkohlt – schaut halt rebellisch aus. Die Makrelen-Filets sind zwar knusprig, aber auch zu trocken; der Zitronen-Kräutersalsa dazu mangelt es an Säure und die paar halbierten Tomaten mit ein wenig Zwiebeln als Salat zu bezeichnen, grenzt an Selbsttäuschung. „Neni-Style-Kebab“ nennen sich die hausgemachten Rinder-Lammköfte, denen es ebenfalls an Saftigkeit fehlt. Auch hier sind Raucharomen und Würzung zu stark, vom Fleischgeschmack bekommt man kaum etwas mit.
Allgemein fällt auf, dass frische Akzente – Kräuter, rohes Gemüse, Säure – nicht immer präsent sind. Alles nur so mittel also? Klares Nein: Die sehr cremige Tahina (Sesampaste) bietet feine Bitternoten, die „Zigarren“ mit Rindfleischfüllung sind knusprig und das Verhältnis Hackfleisch zu Hülle stimmt. Ab zwei Personen bestellt man am besten „Balagan“, dann gibt es verschiedene Speisen zum Teilen – das ist sinnvoll, denn vieles macht in kleinen Portionen Spaß. Bleibt eine grundsätzliche Frage zum Konzept: Erwartet man bei dem hier recht großen Angebot an vegetarisch und vegan nicht Bio-Qualität beim Fleisch?
Weinkarte nicht wirklich spannend
Bei den Desserts punktet der dreilagige Cheesecake mit balancierter Süße. „Knafeh“, eine Spezialität aus der Altstadt Jerusalems, ist das als Engelshaar bekannte Gebäck mit Mozzarella-Ricotta-Füllung und Joghurt-Eis. Eine gelungene Kombi. Der bemühte Service ist bei vollem Haus überfordert, da stehen Gäste Ewigkeiten am Eingangspult oder warten am Platz auf Speisekarte und Getränke.
Ein hipper Kellner mit Hut und Rauschebart springt zwar mit Flaschen engagiert zwischen den Tischen herum, trotzdem ist die Weinkarte kaum wirklich spannend. 41 Weine stehen drauf, aus Israel nur zwei und auch bei diesen hätte die Ambition größer sein können. Am Wochenende bekommt man ohne Voranmeldung trotzdem keinen Platz. Der Erfolg gibt dem System „Neni“ also Recht, mittlerweile acht Restaurants gibt es international, zwei weitere sollen zeitnah eröffnet werden.
Neni Köln im 25hours Hotel The Circle, Im Klapperhof 22-24, 50670 Köln, Tel. 0221/16 25 35 61, Mo - Fr 12 – 14 Uhr, Mo - So 17 – 22 Uhr, www.nenikoeln.de
Das haben wir gegessen
- Balagan – Zigarren, Orientalische Frühlingsrollen mit Rinderhackfleisch, Pinienkernen, Gewürzen und Har Bracha // 39 Euro pro Person
- Tahina // 7,50 Euro
- Makrelen-Filets mit Zitronen-Kräutersalsa // 8 Euro
- Aubergine vom Robata Grill mit wachsweichem Bio-Ei, und Pitabrot // 9,50 Euro
- Neni-Style-Kebab mit Grill-Gemüse // 15,50 Euro
- Nenis New York Cheesecake // 7 Euro
Fazit: Mehr schicker Schein, als kulinarisches Sein, aber mit tollem Blick über Köln.
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