Die einfachen Zeiten sind eigentlich schon lange vorbei, die nämlich als man sich gefühlt nur zwischen zweien entscheiden musste: Entweder, man war halt Pepsi (oder besser gesagt Michael Jackson) oder ganz klar und unerbittlich Coca Cola (Robin Becks ewiges „First Time“ summend). Mittlerweile ist Cola nicht mehr selbstverständlich ein US-Produkt, sondern Spielwiese der Geschmacksdesigner im großen neuen Limo-Rausch. So gesehen ein anspruchsvolles Feld, denn mag man sich von einem Neu-Gebräu à la Estragon-Ingwer leicht die Geschmacksnerven streicheln lassen, haben viele Cola-Fans eine vermeintlich natürliche Sperre bei dem Gedanken, ihren Bekanntenkreis zu erweitern.
Schuld sind die eingangs genannten langjährigen Protagonisten. Deren Arm reicht weit, nämlich bis in den Magazin-Cola-Test, in dessen sechsköpfiger Runde ebenfalls zwei Hardliner dabei waren. Denen fiel es eher schwerer, den tief geprägten Maßstab des klassischen Geschmacksbilds Vanille/Karamell mit säuerlichem Gegenpol für prägnante Töne wie Kardamom, Zimt, Nelke oder Limette zu öffnen. An der Spitze der aufgeschlossenen Verkoster stand Dominik Mohr, Barchef der mehrfach mit Branchenpreisen ausgezeichneten „Spirits Bar“ in Köln. Ein Resümee, auf das sich alle einigen konnten: Vom ursprünglichen Plan, eine Top 3 zu küren, rückten wir ab zugunsten von zwei Rankings, einem für Colas mit klassisch ausgerichtetem Geschmacksbild und einem für die, mit experimenteller Aromengestaltung.
Verkostet wurden insgesamt 20 Colas, 18 stellen wir hier vor, darunter als einzige Ausnahme zu den Vollprodukten Coca Cola Stevia als interessanter Neuling auf dem Markt. Unnötig zu erwähnen, dass der Konsum seine Grenzen haben sollte: Alle Varianten enthalten Koffein, manche sogar extra viel sowie mit um die zehn Gramm pro 100 Milliliter sehr viel Zucker. Aber in der echten Cola-Welt taugen auch nur sie durch das volle Aroma zum Geschmackstest.
Lesen Sie im Folgenden die Bewertungen zu den ersten vier Cola-Sorten.
Die scheinbar unbesiegbare Coca Cola
Was soll man dazu sagen, ob natürlich gewachsen oder durch lebenslange Werbeberieselung gehirngewaschen: Wir (Magaziner) lieben es. Von „erfrischend“ bis „zum Aufwecken“ versuchen wir professionell, nicht in Jubelchöre zu verfallen. Nur der echte Getränke-Profi hält dagegen: Zu süß, wirkt durstfördernd, Kohlensäureanteil eher gering, urteilt Dominik Mohr nüchtern und gibt auch gleich den passenden Tipp dazu: Nach amerikanischem Vorbild am besten pur mit ganz viel crushed ice trinken.
Preis: 0,89 Euro/0,5l
... und ihre schwache Seite Coca Cola Life
Hier herrscht wieder Einigkeit in der Testrunde, denn die neue Stevia-Variante, die nur im Test landete, weil alle wissen wollten, wie die denn so wäre, riecht wie Cola light, schmeckt deutlich nach ihrem Süßungsmittel und ist im Grundaroma schwach. Zudem hinterlässt sie einen pelzigen Eindruck im Mund. In Ordnung für ein besseres Gewissen beim Trinken, aber nicht für den besseren Genuss.
Preis: 0,89 Euro/0,5l
Süßkram zum Trinken: Pepsi Cola
In der US-dominierten Challenge um die Cola-Gemeinde die ewige Zweite, hier jetzt der Absturz: Bei uns schafft es Pepsi nicht unter die Favoriten. Warum? Die Kohlensäure verfliegt sofort aus der 500-ml-Plastikflasche, die Cola wirkt abgestanden und lässt einen leichten Plastikgeschmack erkennen. In der Nase ist sie fruchtig, aber mit dem marmeladig-überzuckrigen Aroma fehlt ihr das Gegengewicht in der Süß-Sauer-Balance. Mit dem prägnanten Eigengeschmack kann sie auch als Spirituose-Partner bei Dominik Mohr nicht punkten.
Preis : 0,55 Euro/0,5l
Muntermacher mit Retro-Charme: Afri Cola
Man muss nicht einmal die Ursprünge der Marke in Köln in den 1930er Jahren bemühen, um der „Afri“ ein gutes Zeugnis auszustellen. Sie sprudelt aus der hübschen Glasflasche schön brausig ins Glas, macht da weiter mit ihrer feinen Perlage (die ist mit echt gutem Druck in die Flasche gefüllt, lobt unser Barchef) – und hat aromatisch einiges in Dezenz zu bieten: Galgant, Süßholz, Zeder und das ganze auch noch nur mittelsüß. Klassisches Cola-Gefühl mit Tiefgang.
Preis: ca. 0,85 Euro/0,2l
Lesen Sie im Folgenden die Bewertungen zu den nächsten vier Sorten.
Der Patrioten-Fänger: Coelna Cola
Der Cola aus Köln fehlt das beherzte Cola-Statement. Das Getränk ist vergleichsweise hell, im Geschmack leicht zitronig, aber im Großen und Ganzen schlicht flach. Und ob jetzt die extra hohe Dosis Koffein, mit der auch andere Produkte auf sich aufmerksam machen wollen, wirklich total cool ist? Für Lokalpatrioten und Koffein-Junkies vielleicht okay.
Preis: ca. 1,20 Euro/0,33l
Ja, ein Kicker: Fritz-Cola
Frucht und Frische bitzeln in der Nase, sobald die Cola mit der angenehm präsenten Kohlensäure ins Glas fließt. Da ist Würzwille am Werk, wahrgenommen werden Zitrus, Kardamom, etwas Ätherisches – doch, das ist schon ganz klar Cola-Bundesliga. Aber nein, Champions League sind nur die Saftschorle und Fruchtlimos von Fritz.
Preis: ca. 0,80 Euro/0,33l
Geschmack als Idee: Black Monaco
Schickes Fläschchen mit leicht überladenem Designer-Etikett und Cola-Füllung von Aqua Monaco aus München. Das mit dem Druck scheint aber noch nicht richtig zu funktionieren, einige der Test-Flaschen zeigten schon Flüssigkeitsverlust. Klare Sache: Ohne Kohlensäure lässt sich beim Cola-Test nicht punkten. Süß vorne, flach im Abgang.
Preis: ca. 1,60 Euro/0,23l
Der fremde Freund: Naturfrisk Cola Cool
Diese Bio-Brause aus Dänemark macht sich mit Tönen von Karamell und Rübenkraut, Nelke und Kardamom erst interessant, dann schon beliebt. Im geschmeidigen Abgang zeigen sich Vanille und Lakritz, insgesamt eine mittlere Süße und spannende Aromenkonstruktion. Barmann Mohr denkt schon über einen Highball mit Rum, Limette und Ingwer nach. Und wir schenken nach.
Preis: ca. 2,20 Euro/0,25l
Lesen Sie im Folgenden die Bewertungen zu den nächsten vier Sorten.
Auf eine Cola mit: Topstar
Da staunen Sie, gell? Aldi-Cola und Gäste ist nicht jedermanns Gleichung. Aber vielleicht doch viel lässiger, als mit einer Hipster-Brause zu posieren. Tatsache ist: Als die Topstar in der bei uns sowieso unbeliebten 1,5-Liter-Flasche auf den Tisch kommt, werden schon erste Witze gerissen. Doch die Spötter verstummen schnell: Sie ist gut ausbalanciert, hat einen angenehm typischen Cola-Geschmack und hält trotz Riesenpackung eine feine Kohlensäure. „Mit der guten Säure auch ein Top-Filler für den Klassiker Cuba Libre“, sagt Dominik Mohr. Das sitzt.
Preis: 0,39 Euro/1,5l
Mächtige Umarmung: Red Bull Cola
Eine ganz große Überraschung im Test, über die sich noch viel sagen ließe. Hier nur zusammengefasst: Farbe erinnert eher an Malzbier als an Cola; in der Nase Karamell, Zimt, Limette und mehr – eine wahre Aromen-Umarmung; feine Perlage; im Geschmack animierend würzig und tiefgängig. Aber: Wer klassischen Cola-Spaß sucht, wird hier überfordert. Zum Mixen braucht es viel Erfahrung. Kurzum: Wir (also alle außer den Hardlinern) sind begeistert.
Preis: 0,99 Euro/250ml
Die Künstler-Cola: Fentimans Curiosity Cola
Die Cola polarisiert heftig. Die Hardliner mutmaßen Verrat an der Sache, der Rest preist das breite Aromenprofil, die feinperlige Kohlensäure und die handwerkliche Anmutung der getrockneten fermentierten Früchte. Wer Nelke und Zimt verpönt, lässt die Flasche lieber im Regal, genauso, wer den reinen Cola-Rausch sucht. Freunde des außergewöhnlichen Geschmackserlebnisses sind aber richtig. Dominik Mohr denkt sich in der Mixwelt winterlich in Richtung Rum und Gewürzbutter. Ihm nach!
Preis: ca. 2,70 Euro/275ml
Aus der wird noch mal was: Club-Mate Cola
Die Münchsteiner Mate-Macher kriegen sich nicht mehr ein auf ihrer Zutatenliste für die Cola – hier nur ein Auszug: Ceylonzimt, Bergamotten, Ingwer, Orangenblüten, Koriander, Limettenschalen, Lavendelblüten… Uns ist schon ganz schummrig, bevor überhaupt nur der erste Schluck genommen ist. Jetzt mal konzentrieren: Schmeckt leicht medizinal, süß-würzig, die Mate-Note stört uns aber doch etwas. Aber alles in allem nicht übel. Echt jetzt.
Preis: ca. 0,80 Euro/0,33l
Lesen Sie im Folgenden die Bewertungen zu den nächsten vier Sorten.
Das Projekt, gut und schön: Premium Cola
Über das Unternehmen, oder vielleicht sogar besser gesagt: das Projekt „Premium“ könnte man hier einiges Interessantes erzählen, so in die Richtung faires, ökologisches und sozial tragfähiges Wirtschaftsmodell mit Qualitätsanspruch. Gleich will man deshalb auch jubilieren, aber es geht um die Cola und die fällt schlicht durch, weil übersüß und unteraromatisch. Wen der Rest interessiert: www.premium-cola.de
Preis: ca. 1,90 Euro/0,5l
Und jetzt mal ganz ernst: Now Black Cola
Die Bio-Brause aus Bayern entpuppt sich als waschechte Erwachsenen-Cola mit Anspruch. Sie schäumt wunderbar ins Glas, ist wenig süß, hat eine zart malzige Brau-Note und dadurch auch etwas Bitteres. Sie schmeckt erfrischend und dicht mit feiner Hefenote. „Mit dieser Cola kann man auch Biertrinker auf die Cocktail- oder Longdrink-Seite holen“, mutmaßt Domink Mohr. Die weniger Aufgeschlossenen mutmaßten dagegen, man müsse ja nicht alles mitmachen, blieben aber in der Unterzahl.
Preis: ca. 1 Euro/0,33l
Baby, noch ’ne Cola! Sinalco Cola
Wir nehmen noch eine! Sinalco ist eine blitzblanke Cola-Angelegenheit: Riecht schön typisch nach Cola mit etwas Vanille und Karamell, hat eine feine und lang anhaltende Perlage, die Süß-Säure-Balance ist tiptop ausgeglichen. Die knallt nicht, sondern kann ganz entspannt von sich überzeugen. Perfekt zum Mixen, sagt Domink Mohr. Der bessere US-Geschmack made in Germany.
Preis: 0,55 Euro/0,5l
Die Solide: Freeway
Die Cola von Lidl kann mit jedem, dem ein kleines bisschen Mehr an Süße nicht im Weg steht. Freeway ist immer da zu Hause, wo ein üppig beladener Würstchen-Grill steht oder eine zünftige Rum-Cola gemixt wird. Der eine sagt 08/15, der andere sagt: solide Angelegenheit zu unfassbarem Preis.
Preis: 0,25 Euro/0,5l
Lesen Sie im Folgenden die Bewertungen zu den letzten zwei Sorten und unser Fazit.
Die Blume unter den Colas: Schlucki Cola
Selbst wem die Cola nicht schmeckt: Flasche und Etikett erheitern jedenfalls. Aber auch das Getränk geht in Ordnung. Geruch und Geschmack sind floral geprägt, süß und sauer ziehen gleichmäßig an den Geschmacksknospen und wie der Profi sagt: Easy to drink. Danke nach Bamberg!
Preis: ca. 1,20 Euro /0,33l
Galoppierender Geschmack: Herrmann Kola
Cola aus Hamm – nur zur Info, denn von Regionalfaktoren lassen wir uns ja nicht beeinflussen. Hinter dem lustigen Etikett ist eine recht süße Brause abgefüllt, die im Geschmack zu kurzlebig ist, in der Kehle ist das Aroma schon leer. Davor aber reiten im Stakkato Karamell, Vanille und eine angenehme Bitternote durch. Sehr kalt auf viel Eis mit Zitrone könnten sich positiv auswirken.
Preis: ca. 1,30 Euro/0,33l
Fazit
Nach unserem Test sind wir zu folgendem Entschluss gekommen:
Top 3: Klassische Cola
1. Coca Cola - 2. Sinalco Cola - 3. Topstar Cola
Top 3: Experimentelle Cola
1. Fentimans Curiosity Cola - 2. Now Black Cola - 3. Red Bull Cola