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Kolumne „Köln kulinarisch”Hört bloß auf, mich mit Kürbissuppe zu belästigen!

Lesezeit 3 Minuten
Kürbis Unsplash steve-halama-DVSvLNxUxJM-unsplash

Herbstzeit ist Kürbiszeit....

  1. Für unseren Author Sebastian Bordthäuser ist der Kürbis eine Zumutung in der Küche. Warum?
  2. In seiner Kolumne „Köln kulinarisch" erklärt er das Beziehungsproblem, zwischen sich und dem „Wassersack, der nach nichts schmeckt".
  3. Es gebe da jedoch eine Art und Weise sich dem Kürbis ebenbürtig zu nähern...
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Der Herbst ist eine meiner liebsten Jahreszeiten. Er hat eine eigentümliche Stimmung, die Sonne hängt bereits deutlich tiefer am Himmel und die Wälder verfärben sich bunt. Das tollste aber ist, dass im Herbst die Märkte förmlich bersten vor Angeboten. All die wundervollen Gemüse, die über den Sommer auf das einzige Ziel hin reiften, um unsere Tafeln zu decken, füllen nun die Einkaufskörbe. Es ist wirklich alles zu haben! Von den letzten Tomaten bis zum ersten Rosenkohl.

Die schlimmste kulinarische Jahreszeit

Doch ungeachtet dieses Füllhorns beginnt die für mich schlimmste kulinarische Jahreszeit: die des Kürbisses. Es stellt sich die Frage, wie er es vom zahnlos grinsenden Erntedank-Maskottchen auf unsere Tische schaffen konnte. Seit dem Import von Halloween ist er förmlich zur Besatzungsmacht aufgelaufen und führt ein ähnlich gnadenloses Regime wie der Spargel im Frühjahr. Der Kürbisanbau hat sich in den vergangen zehn Jahre mehr als verdoppelt, was ein Sprecher des Gartenbau Verbandes eindeutig mit Halloween verbunden sieht.

Kürbissuppe, Kübiskuchen, Kübisssalat...

Man kann kein Lokal und keine Party mehr betreten, ohne mit Kürbissuppe belästigt zu werden. Meist ist es ohnehin mehr ein Brei, aber geschenkt. Sogar der Kuchen, den ich jüngst probieren durfte, wurde mit Kürbis gebacken. Bekam man vor zwanzig Jahren für den Möhrenkuchen nur ein mildes Lächeln, erntet der Kürbiskuchen-Bäcker heute Applaus: Kuchen, also so ein Tausendsassa, der Kürbis! Kürbissuppe, Kürbiskuchen, Kürbis-Gnocchi, Kürbissalat, Kürbis aus dem Ofen, gebratener Kürbis, gefüllter Kürbis, Kürbis hier, Kürbis da. Wir sind förmlich umzingelt!

„Ein Wassersack, der nach nix schmeckt"

Mein Gemüsehändler hat bereits vor Jahren den Kürbis aus seinem Programm genommen. Er monierte, dass er soviel Kürbis, wie er verkaufen könne, gar nicht ranschleppen könne und ihm darüber all seine andere Ware schlichtweg verrotten würde. Sogar Leute, die das ganze Jahr nichts kaufen würden, fragten plötzlich nach Kürbis, um daheim dem Kult der saisonalen Ernährung zu frönen. Und dann ausgerechnet mit Kürbis, einem riesigen Wassersack, der nach nix schmeckt. Irgendwann hat jemand entdeckt, dass man ihn hervorragend mit Ingwer bewerfen kann, um ihm zu etwas Profil zu verhelfen. Andere haben Orange oder Curry dazu gegeben, das klappt immer.

Am besten verzehrt man ihn roh

Es ist jedoch nicht zwingend notwendig, zu solch harten Bandagen zu greifen. Will man sich dem Kürbis ebenbürtig nähern verzehrt man ihn am besten roh. Mariniert mit etwas Salz und abgeschmeckt mit Orangenöl, Walnüssen, Feldsalat und Granatapfelkernen muss man nichts überschminken, sondern reiht ihn in einen herbstlich frischen Kanon. Für zubereitete Gerichte gilt: weg vom Wasser, denn davon hat er genug. Kurzgebraten oder aus dem Ofen erzielt man die besten Ergebnisse. Das Beste am Kürbis ist jedoch, das er uns erlaubt eine Flasche Gewürztraminer (empfehlenswert der von Hofstätter, erhältlich für 16,70 Euro im Weinhaus Süd) zu entkorken, denn egal in welcher Zubereitung, die beiden sind ein Paar aus dem Himmel.

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