Restaurant „Zum Scheurer“Ein Schwabe in Zündorf zaubert nicht nur Spätzle
So völlig unvoreingenommen bin ich nicht nach Zündorf gefahren. Also kulinarisch betrachtet. Nach einem faulen Sommertag am Rhein stellte sich die Frage: Wo gibt’s denn jetzt was zu essen? Mit Badelatschen und Strandmatte unterm Arm wollte ich nicht „Zur Tant“. Etwas Unprätentiöseres musste her: Pommes und Salat. Und zwar der typische Gasthaus-Beilagensalat. Der auf dem Glastellerchen. Raspel-Möhren, eingelegte Bohnen, Gurkensalat mit Schmand, Weißkohl, in der Mitte Blattsalat mit klarer Vinaigrette. Ja, das sollte es sein. Da bin ich doch in Zündorf genau richtig.
Ein Schwabe in Zündorf
Das Backsteinhäuschen mit den grünen Fensterläden sah vielversprechend aus. An der Marktplatzecke, zwischen Eisdiele und Minigolfanlage, mit Blick auf den Tretbootverleih. Sichere Touri-Bank. Und dann steht Dietmar Romppel neben dem Tisch und zählt mit schwäbischem Dialekt die offenen Weißweine auf. Langsam dämmert mir, das mit den Fritten wird nix. Hier wird richtig gekocht. Auf der Karte stehen Käsespätzle, Maultaschen und Ochsenbäckle mit Spitzkohl. Ein Schwabe in Zündorf.
Direkt an der Groov
„Als ich zum ersten Mal hier an der Groov stand, dachte ich, das ist das Paradies.“ Der erfahrene Gastronom aus dem Stuttgarter Raum übernahm den Scheurer im Juli 2016. „Der Standort ist nicht einfach. Viele Radfahrer wollen nur ’ne Wurst oder Pommes. Das mach ich nicht. Hier gibt’s genug Alternativen.“ Recht hat er. Die hervorragenden selbstgerollten Maultaschen werden klassisch mit Kartoffelsalat und Schmorzwiebeln serviert. Die Käsespätzle sind für nordrhein-westfälische Verhältnisse gut, aber streng genommen zu sahnig für’s schwäbische Original. Das säurebetonte Salatdressing ist Pflichtbestandteil dieses fabelhaften Gerichts. Alles andere wäre Frevel.
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Romppel hat die ehemalige Kneipe komplett renoviert und einen besonderen Ort geschaffen, unterteilt in die hübsche Jägerstube, den Gewölbekeller, das Restaurant mit imposanter Steindecke und den schönen Innenhof. Wie so viele Gastronomen, leidet Romppel unter Personalmangel. Zusätzlich macht der abgelegene Standort die Gästezahl völlig unberechenbar. „Man könnte hier an der Groov tolle Weinfeste oder einen Weihnachtsmarkt veranstalten. Das würde Zündorf beleben.“ Wer sich von der Qualität der schwäbischen Crossover-Küche überzeugen möchte, sollte unbedingt reservieren.
Das haben wir gegessen:
Handgerollte Maultaschen an schwäbischem Kartoffelsalat mit Schmorzwiebeln und Bratensauce // 14,50 Euro
Schwäbische Käsespätzle mit Schmorzwiebeln und Salat // 12,80 Euro
Crème brûlée mit Cassis-Sorbet // 6,80 Euro
Carpaccio von Roter Beete mit Feta und Mandeln // 12,50 Euro
Gurkenkaltschale mit Minzpesto // 5,80 Euro
Allgäuer Büble Edelbräu // 0,5 l // 4 Euro
Zum Scheurer, Kirchstr. 10, ☎ 02203/9075432, Öffnungszeiten: Mi-Sa: 17-22 Uhr, So 12-22 Uhr
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