Neuer Koch im „La Société“Halver Hahn als Miniburger, die Flönz wird zur Praline
- Hier kommt der „Halve Hahn“ als Miniburger mit Graubrotchips, die Erbsensuppe nimmt dank Piment d’Espelette Fahrt auf und die rustikale Flönz zeigt als Praline sogar Eleganz: im La Sociéte hat ein neuer Chefkoch übernommen. Die Qualität bleibt.
- Die Restaurant-Kritik von Carsten Henn
Köln – „Das Salz aus Lanzarote wird von Gästen mitgebracht“, erzählt Patron Stefan Helfrich, als er es mit Butter und einer Brotauswahl auf den Tisch stellt. Nur ein Detail, doch es zeigt die Verbundenheit vieler Gäste mit der kulinarischen Institution „La Société“. Dabei haben sie schon viele Köche kommen und gehen sehen.
Die Konstante ist Stefan Helfrich, seit 1988 hauptamtlich Seele des Hauses. Ein schillernder Charakter, der sich in der überbordenden Deko wiederfindet. Zurzeit ist sie für hiesige Verhältnisse mit einigen Lichterketten, Lampions, Discokugel und Federboas fast karg. An den Wänden beeindrucken Bowie-Gemälde von Gerald Schäfer.
Halver Hahn als Miniburger
Das Interieur wandelt sich beständig – die Küche hat es auch getan. Seit dem Sommer steht mit Grischa Herbig ein neuer Chef am Pass, der zuvor unter anderem in den Drei-Sternern „La Belle Epoque“ und „The Table“ im Team kochte. Vorgänger Dominic Jeske ist nun für das Catering des Unternehmens zuständig.
Schon der erste Gruß aus der Küche kündet von Veränderung. Denn der Klassiker des Hauses, die „Kölschen Tapas“, wurde leicht modernisiert. Der „Halve Hahn“ kommt als Miniburger mit Graubrotchips, die Erbsensuppe nimmt dank Piment d’Espelette Fahrt auf, und die rustikale Flönz zeigt als Praline sogar Eleganz – dazu gibt es wie gewohnt ein Mini-Gläschen Kölsch.
Beim Hauptgang verlässt Koch der Mut
In den folgenden Gängen zeigt Herbig nur gezügelten Innovationsdrang, würzt jedoch angenehm prägnant. Die Perlhuhnbrust kommt mit knuspriger Haut und einem Touch Salz auf den Tisch, das begleitende Tomatenrisotto bietet Biss und Säure, Maulbeeren und Ziegenfrischkäse verleihen spannungsvolle Akzente. Eine Kalbsjus legt gekonnt die würzige Grundlage.
Auch beim gelungen gegarten Oktopus setzt Herbig Akzente in Sachen Säure und zudem Schärfe, kombiniert harmonisch mit Schwertmuschel und Pimientos de Padron. Beim Hauptgang verlässt ihn dann sämtlicher Mut: Ein großes Stück Rinderfilet und ein schlotzig-geschmortes Ochsenbäckchen – viel mehr auf Sicherheit gehen kann man kaum.
Lob für die Patisserie
Das Filet hat, wie auch der Fischgang, einen kleinen Schub Hitze zu viel gesehen, aber alles im Rahmen. Die Küche ist insgesamt exakter und durchdachter geworden. Ein Lob auch für die Patisserie: Das Blutorangensorbet wird mit Orangen-Chip und Brausepulver gepimpt, das Schokoladen-Birnen-Dessert mit Mandeleis hält trotz mächtiger Süße die Balance und beendet das Menü barock.
Die Weinkarte bietet viel Schönes und hält sich preislich im Rahmen. Als Allrounder bietet sich der feinwürzige Roero Arneis von Vietti an – der rosa Haussekt ist dagegen nur etwas für Freunde betont süßer Aperitifs. Das Service-Team agiert selbst bei vollem Haus und Unterbesetzung souverän und verleiht einem das Gefühl, umsorgt zu werden.
„La Société“, Kyffhäuserstr. 53, 50674 Köln, Tel. 0221 / 23 24 64, Mo-So ab 15 Uhr / Küche 18.30-21.30 Uhr
Henns Auswahl
- Degustationsmenü / 6 Gänge // 119 Euro (ab 2 Personen)
- Menü Surprise / 5 Gänge // 95 Euro (ab 2 Personen)
- Menü Kwartier Latäng / 5 Gänge // 65 Euro (tischweise, Sonntag bis Donnerstag)
- „Frühstück mit Gans“ – Foie Gras, French Toast, Bircher Müsli, Walderdbeermarmelade // 36 Euro
- Rehrücken im Mantel / Tramezzini, 2 x Buchenpilz, fermentierter Rotkohl, Wacholderjus // 46 Euro
Fazit: Außergewöhnliches Interieur, markanter Patron und süffige Sterneküche
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