„Underground Restaurant“Wieso Kölns Supper Clubs ein echter Geheimtipp sind
- Kein neuer Trend, aber doch speziell sind Supper Clubs, auch unter den Namen Guerilla oder Underground Restaurants bekannt.
- Wie die Supper Clubs funktionieren, was ihren Reiz und Charme ausmacht und welche es in Köln gibt, verrät Julia Floss in unserer Kolumne Köln kulinarisch.
Supper Clubs sind kein neuer Gastro-Trend. Der Begriff „Underground Restaurant“ klingt reichlich nebulös, beschreibt das Konzept und die halblegalen Anfänge der Bewegung ganz gut. An ungewöhnlichen Orten wird ein Menü für eine Handvoll Gäste gekocht. Was früher in privaten Wohnzimmern stattfand, ist längst öffentlich.
Koch, Menü und Ort werden erst spät verraten
Veranstalter wie „Dreigang“ oder „YouDinner“ organisieren in Köln regelmäßig Supper Clubs. Diese Professionalisierung nimmt den Veranstaltungen nicht den Charme, sondern höchstens das Konspirative. Gästezahl und Grundgedanke bleiben gleich: Kulinarisch interessierte Menschen sitzen gemeinsam an einer langen Tafel und essen was auf den Tisch kommt. Kein À-la-carte, keine Umbestellungen, stattdessen lassen sich die Gäste überraschen.
Im Falle „Dreigang“ funktioniert das so: Online werden Termine veröffentlicht und Gäste können sich anmelden. Koch, Menü und Veranstaltungsort werden erst am Tag vorher verraten. Mit diesem unkonventionellen Konzept verkleinert sich automatisch die Zielgruppe und übrig bleibt eine aufgeschlossene, neugierige Gästeschar.
Improvisation ist wichtiger Bestandteil der Abende
Improvisation ist ein wichtiger Bestandteil dieser Abende. Die Macher von „Dreigang“ wählen gerne Locations, die zwar charmant, aber wenig gastrotauglich sind. Und so werden in Industriehallen, Ateliers und denkmalgeschützten Altbauten ohne Starkstromanschluss für einen Abend Restaurants nachgebaut. Küchengeräte, Tische, Geschirr, Tischwäsche, eben alles was man für einen Abendservice braucht, werden angekarrt. Trotz präziser Planung geht da gerne mal was schief. Als ich vor einigen Wochen mit einer befreundeten Köchin einen Supper Club bekochen durfte, flog wenige Minuten vor dem Anrichten des Hauptgangs die Sicherung raus.
Die Suche nach dem schuldigen Gerät dauerte gute 30 Minuten, der Stromkreislauf wollte sich partout nicht von der unüblichen Belastung erholen und zum guten Schluss wurden 30 Hauptgänge in schummriger Beleuchtung auf genau einer Herdplatte bereitet. Alle Beteiligten waren dem Nervenzusammenbruch nah. Davon bekamen die Gäste aber kaum etwas mit. Die fantastischen Gastgeber füllten die Wartezeit mit Kaltgetränken, Brot und Small talk. Am Ende des Abends saßen 30 glückliche Menschen an der geschmückten Tafel und beglückwünschten die Köche zum gelungenen Menü.
Beim „Sunday Supper“ kochen Koch-Azubis
Eine ähnliche Erfahrung (Standing Ovations für die Köche, nicht der Stromausfall) durfte ich kürzlich beim „Sunday Supper“ machen. Dieser besondere Supper Club gibt ambitionierten Koch-Azubis die Möglichkeit, ihr Können zu beweisen. Die Karten für die Veranstaltung sind mittlerweile so begehrt, dass sie unter den Interessenten verlost werden.
Wem das noch nicht konspirativ genug ist, dem sei gesagt, die geheimbündlerischen Supper Clubs, die wirklich nur unter der Hand in dunklen Kaschemmen zugeraunt werden, gibt es immer noch. Aber darüber darf ich hier natürlich nicht sprechen. Denn wie lautet die erste Regel des Supper Clubs?
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