Team „GutGlut“ um Michael Hoffmann aus Rösrath ist deutscher Meister im Grillen und tritt weltweit auf Wettbewerben an, dahinter steckt viel Arbeit.
„Grill kommt sogar mit in den Urlaub“Zu Besuch beim Deutschen Grillkönig und seinem Team in Rösrath
Direkt nach Betreten des Gartens streckt Michael Hoffmann einem seine Hand entgegen und sagt: „Ich bin der Michael. Griller duzen sich.“ Dass er nur Griller ist, ist untertrieben. Denn Hoffmann ist amtierender Deutscher Grill- und BBQ-König und mit seinem Team „GutGlut e.V.“ deutscher Meister im Grillen. Wie im Sport gibt es auch beim Grillen deutschlandweite und internationale Wettkämpfe. Das Team GutGlut hat dabei schon viele Pokale gewonnen, für die es im Hause Hoffmann ein eigenes Zimmer gibt.
Zehn Personen gehören zum GutGlut-Team, sechs Männer und vier Frauen. Anfang Juni hat die Truppe das 20-jährige Bestehen gefeiert. Immer mal wieder kommen neue Mitglieder dazu und andere gehen. Michael Hoffmann und seine Frau Anke gehören zu den Gründungsmitgliedern. 2003 sahen die beiden einen Fernsehbericht über die Grill-Europameisterschaft in Ungarn und dachten sich: „Das können wir genauso gut.“ Mit ihrem Freund Dirk, der heute auch noch im Team ist, entwickelten sie verschiedene Rezepte und meldeten sich für die anstehende Deutsche Meisterschaft in Bad Lippspringe an. Auf Anhieb wurden sie Deutscher Grill- und BBQ-Meister der Amateure.
Mit dem Team international unterwegs
Danach war dann Schluss mit entspanntem Grillen im Garten. Angespornt vom Erfolg nimmt GutGlut seit 20 Jahren an deutschen und internationalen Wettkämpfen teil. Das Team war schon in Jamaika, Ungarn, USA, Polen, Österreich, Belgien und Marokko. „In den USA sind die Menschen besonders grillverrückt, aber es geht meist nur um Fleisch. Nicht besonders kreativ“, meint Michael Hoffmann. Der nächste internationale Wettbewerb wird in Österreich stattfinden, danach geht es zum Grillen nach Costa Rica. Die nächste Weltmeisterschaft findet 2024 in Stuttgart statt.
„Für die Wettkämpfe geht unser ganzer Jahresurlaub drauf. Aber wir versuchen immer, anschließend noch weiter zu reisen, um etwas vom Land zu sehen“, sagt Michael Hoffmann, der als IT-Architekt arbeitet. Amtierender Deutscher Grillkönig ist er nur nebenbei und das soll auch so bleiben: „Es ist unser Hobby und unsere Leidenschaft. Deshalb sind wir so gut. Aber finanzieren können wir das alles nur mit Sponsoren. Die Preisgelder decken höchstens die Materialkosten. Neue Unterstützer sind herzlich willkommen“, sagt er.
Ein Grill-Wettkampf läuft ähnlich ab wie ein Wettbewerb im Sport. Ausrichter für Veranstaltungen in Deutschland ist die German Barbecue Association (GBA), der Weltverband heißt World BBQ Association (WBQA). Etwa 40 Teams nehmen an einem Event teil. Für alle gibt es unterschiedliche Hauptkategorien, die die Gruppen bedienen müssen, zum Beispiel Vegetarisch, Fisch, Dessert oder Rind. Manchmal sind auch die Zutaten vorgegeben, die verwendet werden müssen. Dazu finden noch verschiedene Nebenwettkämpfe zu einem bestimmten Thema statt. Für jede Kategorie denken sich die Teams ein komplettes Tellergericht samt Beilagen aus. Bewertet wird alles anschließend von einer Jury nach den Kriterien Aussehen, Garstufe, Geschmack und Gesamteindruck.
Schwierig findet Michael Hoffmann vor allem die sogenannten Long Jobs, bei denen man 15 Stunden am Smoker stehen muss: „Da müssen wir uns dann abwechseln und Nachtschichten einlegen.“ Desserts sind dagegen gar kein Problem, mit Eis vom Grill, Filouteig und Marzipan hat GutGlut sogar schon einen WM-Titel geholt. Auch gegrillte Ananas oder Schokobananen sind gute Desserts zum Grillen. Profi-Tipp vom Grillkönig: „Mit gegrillten Nachtischen kann man Frauen beeindrucken.“
Sowohl die private als auch die professionelle Grillszene scheint noch immer sehr männerdominiert zu sein. „Als Frau wird man manchmal gar nicht wahrgenommen. Da werden dann nur die Männer im Team begrüßt“, ärgert sich Anke Hoffmann.
„Ob professionell oder privat: Die meiste Vorbereitung machen die Frauen. Aber am Ende werden nur die Männer dafür gelobt, was sie Tolles am Grill gezaubert haben. Das nervt“, ergänzt Zoe. „Dabei sind Frauen viel kreativer am Grill und können das genauso gut“, versucht Michael Hoffmann zu beschwichtigen. Er kann sich die männliche Dominanz am Grill nur mit einem altem Steinzeit-Muster erklären: „Schaut her, ich habe Wild erlegt und Feuer gemacht.“
„Als Vegetarierin wäre ich verstoßen worden“
Grillen ist bei den Hoffmanns ein Familiending. Als die heute 18-jährige Tochter Zoe noch jünger war, blieb sie während der Wettkämpfe immer bei der Oma. Seit einigen Jahren ist sie selbst eine wichtige Leistungsträgerin bei GutGlut. Sogar ihr Freund ist mittlerweile Teammitglied, dass er gerne grillt, war aber keine Voraussetzung für die Beziehung, sagt sie. „Ich hätte mich vor meinen Eltern als alles outen können, was es gibt. Aber wenn ich Vegetarierin wäre, hätten sie mich wohl verstoßen“, sagt Zoe und lacht.
Wenn die Hoffmanns in Urlaub fahren, haben sie immer einen eigenen Grill dabei. Im Winter fahren sie jedes Jahr zum Skifahren in denselben Ort, dort ist ihr Grill bereits fester Bestandteil der Ferienwohnung. „Wenn wir ankommen, versammeln sich alle Feriengäste, um mit uns Spareribs zu essen. Wir haben auch schon auf 2000 Meter Höhe im Skigebiet gegrillt, dafür wurden die Grills extra mit den Pistenraupen hochgebracht“, erzählt Zoe. Es gibt aber auch Momente, in denen sie die Grill-Professionalität ihrer Familie bedauert: „Wir werden nie zum Grillen eingeladen. Es traut sich keiner mehr, weil alle Angst haben, dass sie nicht gut genug sind.“
Pizza ist auf dem Grill in wenigen Minuten fertig
Genau wie beim Sport muss auch für den Grill-Wettkampf trainiert werden. Was passt am besten zusammen? Wie lange braucht welche Zutat für die Zubereitung? Und wie sieht das am Ende aus? Die Fotos von den Vorbereitungen sehen eher nach Sterneküche als nach Grillabend aus. Das Niveau ist hoch, die Jury will überzeugt werden, deswegen wird ein exakter Grillplan mit klar verteilten Aufgaben entwickelt. Momentan trainiert GutGlut unter anderem die Disziplin „Pizza vom Grill“.
Marc Kastleiner bereitet dazu einen normalen Pizzateig vor und bedeckt ihn mit Tomatensauce und Mozzarella. Wichtig bei der Zubereitung ist die korrekte Temperatur auf dem Grill, am besten sind 300 Grad Celsius. Wenn alles passt, ist die Pizza in wenigen Minuten fertig. In der Übung geht es vor allem darum, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, damit die Pizza weder labbrig noch schwarz, sondern knusprig-kross wird. Den Belag kann sich jeder nach Geschmack zusammenstellen, sodass die gegrillte Pizza eine schöne Abwechslung für Vegetarier und Veganer ist.
Obwohl GutGlut privat klar fleischorientiert ist, haben sie in ihr Rezeptbuch „Der Kugelgrill. Die besten Rezepte der Deutschen Meister“ viele weitere Rezepte für Vegetarier und Veganer aufgenommen. „Ideen haben wir genug. So gut wie jeder Burger lässt sich mit pflanzlichen Patties herstellen, man kann Gemüse oder festen Käse grillen oder Wokgerichte auf dem Grill zubereiten“, sagt Zoe Hoffmann. Beim Gemüsegrillen müsse man nur die unterschiedlichen Garzeiten bedenken. Bei Spießen mit unterschiedlichen Gemüsearten deshalb von denen, die am längsten brauchen, etwas kleinere Stücke nehmen.
Zum Weiterlesen: Der Kugelgrill. Die besten Rezepte der Deutschen Meister, 240 Seiten, 29,95 EuroBei Instagram veröffentlicht das Team unter @gutglutev regelmäßig Rezepte und Videos.