Unsere Restaurantkritikerin Julia Floß ist gelernte Köchin und Patissière.
In der Serie „Schmeckt's Frau Floss?" stellt sie regelmäßig kleine oder unbekanntere Restaurants in Köln vor.
In dieser Folge: Was das Restaurant so einzigartig macht, dass unsere Kritikerin es am liebsten niemandem verraten würde.
Köln – Die Pasta Bar di Caruso ist ein Ort, den ich Ihnen ehrlich gesagt am liebsten Verschweigen würde. Ich möchte dieses italienische Kleinod für mich behalten. Für mich ganz allein.
Für gewöhnlich bin um Restaurants-Empfehlungen nicht verlegen – die gehören ja doch irgendwie zu meinem Arbeitsfeld. Aber in diesem speziellen Fall meldet sich ein finsteres, garstiges Stimmchen in meinem Inneren und kräht: „Meins, meins, meins!!!“
Aber wie lautet ein altes, chinesisches Sprichwort? Egoismus macht hässlich, einsam und isst Scheiblettenkäse. Außerdem, wenn jeder so denken würde, könnten Anna und Marcello die Bude bald dicht machen und da hätte nun wirklich niemand was von.
Anna Siena und Marcello Caruso betreiben ihr kleines Pasta-Restaurant seit knapp fünf Jahren. Das Paar aus Neapel macht intuitiv alles richtig. Marcello versteckt sich zwar gerne hinter der Aussage, er sei ja gar kein gelernter Koch, serviert allerdings spektakulär gute Gerichte bei denen 80 Prozent aller deutschen Gesellenbriefinhaber die Ohren anlegen würden.
Die Rinderbäckchen für sein Ragout lässt er mindestens vierundzwanzig Stunden schmoren. Seine Gnocchi sind fluffig wie Wattebäusche und der gebratene Oktopus hat den perfekten Biss.
Marcello hat ein sehr präzises Gespür für Produktqualität, eine wunderbare italienische Eigenart. Wenn er einem Gericht ein paar gehackte Haselnüsse, Pistazien oder Pinienkerne zufügt, dann ist das nicht nur eine knusprige Spielerei die nach wenig schmeckt, sondern ein weiteres Aromenpuzzleteil.
Gehen Sie doch mal, als kleiner Sensorik-Exkurs, in den Supermarkt und kaufen ein Paket günstige Haselnüsse. Dann besorgen sie sich aus einem italienischen Supermarkt oder Delikatessenhandel ein Tütchen Haselnüsse aus dem Piemont und probieren beides nebeneinander. Der Unterschied ist unfassbar, versprochen. Und genau nach diesem Prinzip kocht Marcello:
Kaufe die richtigen Zutaten, zur richtigen Jahreszeit, beim richtigen Erzeuger.
Seine Frau Anna ist die geborene Gastgeberin. Charmant und bestimmt behält sie den Überblick und sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Sie hält Marcello den Rücken frei und umsorgt ihre Gäste mit Herzlichkeit und immer der richtigen Flasche Wein.
Mit dem Standort Barbarossaplatz hab ich mich mittlerweile auch angefreundet. Das KVB-Gebimmel, den Shisha-Dunst und die Partybusse kann man auch als urbane Romantik oder gar Hommage an die wunderschöne Chaos-Stadt Neapel interpretieren.
Ein Besuch bei Anna und Marcello ist in jedem Fall italienischer Kurzurlaub, egal wie viele Junggesellenabschiede vorbei jauchzen. Aber bitte unbedingt reservieren. Marcello muss doch wissen, wie viel frische Pasta er zu rollen hat.
Julias Auswahl
Marinierte Oliven mit Zitrone und Orange // 4 Euro
Frittierter Primo Sale mit Mangold und Orangenhonig // 5 Euro
Oktopus mit Cannellini-Bohnencreme und Taggiasca-Oliven // 8 Euro
Pappardelle mit Rinderbäckchen-Ragout und Rosmarin-Croutons // 16 Euro
Fettuccine mit Pfifferlingen, Ziegenkäsecreme und Haselnüssen // 15 Euro