Restaurant „Jakob Fertig“Französische Küche mit Sternekoch und Wumms
- Es ist eines von Kölns ungewöhlichsten Restaurants: Das Jakob Fertig ähnelt außen wie innen einer typisch kölschen Eckkneipe.
- Nirgends ein Hinweis darauf, dass in der Küche der ehemalige Sternekoch Klaus Jaquemod steht.
- Unser Restaurantkritiker Carsten Henn hat ein paar Dinge zu bemängeln, empfiehlt aber trotzdem einen Besuch.
Köln – Da es weder auf der Homepage noch irgendwo im Restaurant steht, frage ich beim Hinausgehen zur Sicherheit nach. „Stimmt es, dass Klaus Jaquemod hier kocht?“. Kurze Zeit später steht das Enfant terrible der Kölner Kochszene vor mir, der Ex-„Il Bagutta“ und „Capricorn i Aries“-Koch, in letzterem ist er mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden.
„Sie wollen wissen, ob ich da bin. Hat es denn geschmeckt?“ Als ich bejahe, antwortet er grinsend: „Dann bin ich es!“. Das ist Jaquemod wie er leibt und lebt. Auch, dass es in seinem Restaurant eine Vorwarnung über der Karte gibt, passt zu ihm: „Haben Sie Zeit? Bei uns wird »gekocht«!" Will heißen: Die Speisen werden aus frischen Zutaten »à la minute« zubereitet. Mit Wartezeiten sollte gerechnet werden. Die Speisen kamen dann aber alle fix und heiß auf den Tisch.
Wie eine kölsche Eckkneipe
Seit Jahren ist das „Jakob Fertig“ eines von Kölns ungewöhnlichsten Restaurants. Es sieht außen und innen aus wie eine typisch kölsche Eckkneipe in der Südstadt: großer Tresen, dunkle Holztische. Geboten wird hier aber eine gehobene französische Küche. Das hat Charme.
Es ist allerdings nicht die feine, subtile Küche der Grande Nation, sondern eine mit Wumms, deftig-rustikal. Gerne mit viel Salz, wie bei der wunderbaren Fenchelcremesuppe, oder viel Muskatnuss, wie beim sehr gelungenen Kartoffelpüree. Die Portionen sind groß, die Aromen kräftig, und fast alles ist einen Tick über dem perfekten Garpunkt. Egal, ob der leicht trockene Kabeljau oder der darauf liegende enorm feste Scampi (Singular).
Das könnte Sie auch interessieren:
Ein Tick über dem perfekten Garpunkt
Das Risotto ist aufgrund der langen Garzeit dagegen zu weich. Bei der Crème Brulée hat Jaquemod es so gut mit Hitze und Zucker gemeint, dass es einem bei der dicken Zuckerschicht vorkommt, als beiße man auf Glasscherben. Der Tarte Tatin mit dickem Boden und großen Apfelstücken hätte ein säurestarker Apfel gut getan.
Warum ich das „Jakob Fertig“ trotzdem empfehle? Aus einem einfachen Grund: Wenn Jaquemod etwas gelingt, ist es richtig klasse. Wie die Kalbsfrikadelle mit herrlichen Röstnoten und wunderbarem Kalbgeschmack, die getrüffelte Perlhuhnbrust mit knuspriger Hülle, der Tafelspitz, der mit kühlem Apfelmeerrettich einen köstlichen Kontrast ergibt. Oder der herzhafte Salade Niçoise, mit großen Stücken innen roh gegarten Thunfischs.
Einmaliges Gesamterlebnis
Die Weinkarte? Ein Witz, noch dazu ohne Jahrgänge. Die Weingläser kommen bereits gefüllt an den Tisch, eine Flasche bekommt man nicht zu sehen. Butter zum Brot? Nein. Kartenzahlung? Nicht möglich. Getrennt zahlen? Der Kellner schaut uns an, als hätten wir sie nicht mehr alle. Das alles gehört zum ziemlich einmaligen Gesamterlebnis „Jakob Fertig“.
Jakob Fertig, Bonner Strasse 26, 50677 Köln, Tel. 0221 8017340
Öffnungszeiten Täglich ab 17 Uhr (Küche ab 18 Uhr), So & Feiertag ab 17 Uhr Küche
Henns Auswahl
- Salade Niçoise (mit Thunfisch „rare“) |18 €
- Kalbsfrikadelle auf Pfifferlingen |11,50 €
- Fenchelcremesuppe mit Kabeljau |10,50 €
- Perlhuhnbrust mit Trüffeln, Püree und Gemüse |22,50 €
- Tafelspitz vom Kalb mit Apfelmeerrettich |21 €
- Kabeljau auf Safran-Risotto, Spinat und Scampi |23,50 €
- Tarte Tatin | 7 €
- Crème Brulée |7 €
Fazit: Alles positiv rustikal: die französische Küche, das Interieur, die Bedienung