Neues Bistro „Little Foodie"Feine Speisen eines Kölner Topkochs – mit Luft nach oben
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Michael Steiner war über zwei Jahrzehnte Sous-Chef im Zwei-Sterne-Restaurant „Le Moissonnier”.
Jetzt hat er mit dem Bistro „Little Foodie” seinen eigenen Laden auf der Kölner Ehrenstraße eröffnet.
Die Auswahl ist klein, die Stühle unbequem – warum sich ein Besuch trotz Luft nach oben lohnt.
Köln – Die Bedienung schaut mich an, als hätte ich gefragt, ob man die Kürbissuppe auch in einer Damenhandtasche servieren kann. Dabei wollte ich bloß wissen, ob die Portionsgröße als Vorspeise Sinn macht. „Sie macht satt“, sagt sie schließlich. „Sehr satt!“
Merke: Im Little Foodie gibt es nur Hauptgerichte – und Kuchen. „Little“ ist trotzdem wörtlich zu nehmen, das schlauchartige Restaurant ist sehr schmal, es gibt elf Hocker, aber weder Toiletten noch alkoholische Getränke. Geöffnet ist nur mittags und nachmittags. Warum habe ich mich dann so darauf gefreut, hier etwas zu essen? Wegen des (einzigen) Kochs: Michael Steiner.
Der Straßburger war mehr als 22 Jahre Sous-Chef im „Le Moissonnier“ – und sein ehemaliger Chef lobt ihn immer noch in den höchsten Tönen. Im Gegensatz zum Brasserie-Chic des Sternerestaurants ist die Einrichtung hier extrem nüchtern, man sitzt zudem nicht gut. Der einzige richtige Tisch steht an der Tür, aber die ist entweder offen, oder wird regelmäßig geöffnet, weil sonst die Scheiben beschlagen.
Dafür kommt das Essen schnell, und man merkt beim ersten Bissen, dass hier ein Koch sein Handwerk versteht, und selbst einfachste Speisen seriös sowie gekonnt zubereitet. Der grüne Salat mit Mozzarella und Tomaten ist knackfrisch, das Basilikumpesto top, ein paar Pinienkerne dazu – lecker. Die Kürbiscremesuppe weist eine feine Schärfe auf, die herrlich sämige Kartoffelsuppe klasse geröstete Speckstücke. Die Pasta-Gerichte, ob Bolognese oder Puttanesca hätten dagegen mehr Wumms bei der Würze vertragen können, und bei letzterer fehlte nicht nur die typische Schärfe, auch von den im Rezept vorgesehenen Sardellen war nichts zu schmecken.
Vorsichtig gewürzt
Steiner würzt insgesamt sehr vorsichtig, lässt lieber seinen Zutaten die Bühne, auch bei den Quiches, mit ihrem vorbildlichem Mürbeteig, ist das so. Die Kuchen sind allesamt klasse. Der Apfelkuchen saftig, und zurückhaltend in der Süße, der Russische Zupfkuchen mit schönen Schokoladenaromen und angenehmer Frische durch den Käsekuchenanteil, der Rüblikuchen fein würzig.
Alles ist sehr gut gekocht, ausgesprochen exakt, aber nichts hat den geringsten individuellen oder kreativen Dreh. Muss nicht sein, aber dass „Foodie“ im Namen assoziiert schon, dass dies ein Ort für trendige Esser ist. Von den wenigen Gerichten der aktuellen Karte sind vier italienische Pasta-Gerichte, zwei Suppen, dazu ein Caesar-Salad, zwei Quiches, sowie zwei Kuchen. Das ist kulinarisch der allerkleinste Nenner. Fällt das unter Selbstverwirklichung oder Mutlosigkeit?
Wer in der Ehrenstraße unterwegs ist, schnell einen gut gekochten Hauptgang essen möchte, ist hier an der richtigen Stelle. Um einen Umweg für das „Little Foodie“ zu machen, muss Michael Steiner noch aufdrehen. Dass er die Fertigkeiten dazu hat, ist fraglos der Fall.