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Kunst und SkulpturenMit dem Rad schöne Orte der Kunst in NRW besichtigen

Lesezeit 8 Minuten
kurhaus

Die Joseph-Beuys-Radroute führt unsere Autorin und ihre Familie auch am Klever Museum Kurhaus vorbei.

  1. Zum 100. Geburtstag der Kunst-Legende Joseph Beuys wurde eine knapp 300 Kilometer lange Radroute zwischen Kleve und Leverkusen ausgearbeitet.
  2. Auch an vielen anderen Orten in NRW kann man Kunst erleben, etwa bei einem Spaziergang oder einer Wanderung.
  3. Begehbare Kunstwerke, Skulpturenparks und Wanderwege: Wir verraten Ihnen die besten Orte in NRW, an denen man Kunst erleben kann.

Vom kostenfreien Parkplatz am Bahnhof Kleve ist man mit dem Rad entlang gut ausgeschilderter Wege mit Knotenpunkten in wenigen Minuten in der Innenstadt – und damit auch gleich im Beuys-Geschehen. Wo Joseph Beuys seine Kindheit und Jugend sowie entscheidende Jahre seines künstlerischen Wirkens verbrachte, hat er bis heute Spuren hinterlassen, denen man auf einer Rundtour mit dem Fahrrad folgen kann. Erster Halt: Koekkoekplatz 1, Museum B. C. Koekkoekhaus, ehemaliges Wohnhaus des niederländischen Malers Barend Cornelis Koekkoek und seit 1960 ein Museum, in dem auch Joseph Beuys 1961 eine seiner ersten Ausstellungen hatte. Heute kann man hier niederländische Landschaftsmalerei der Romantik bewundern.

Beuys-Werke und Lebensstationen

gymnasium

Zu den Stufen dieser Klever Schule gibt es eine Beuys-Legende.

Weiter geht es mit dem Rad entlang der Tiergartenstraße zum Museum Kurhaus Kleve, wo man buchstäblich auf den Spuren des Künstlers wandeln kann, nämlich tatsächlich in seinem rekonstruierten Atelier, wo er von 1957 bis 1964 tätig war. Zu sehen sind außerdem zahlreiche Beuys-Werke, zum Beispiel die Skulptur der Badewanne oder die Arbeit „Mein Kölner Dom“, aber auch Original-Arbeitsmaterialien, in der Präsentation „Sammlungshighlights zum 100. Geburtstag“, die bis 19. September 2021 verlängert wurde. Sie ist gedacht als Ergänzung zur Ausstellung „Intuition! Dimensionen des Frühwerks von Joseph Beuys“ (geplant bis 3. Oktober).

Nach der „geballten Ladung“ Kunst lassen wir uns auf dem Rad nun ein wenig frischen Wind um die Nase wehen. Nur eine kurze Strecke entfernt liegt an der Tiergartenstraße 101 das ehemalige Wohnhaus der Familie Beuys, das aber nicht zu besichtigen ist. Durch ein landschaftlich schönes, typisch niederrheinisches Gebiet, in dem man mit etwas Glück sogar Störche beobachten kann, führt die Tour dann vorbei am Schloss Gnadenthal weiter Richtung Kranenburg. Erste interessante Beuys-Station ist hier das Haus van der Grinten (Nimweger Str. 3), ehemaliges Wohnhaus der Familie van der Grinten, deren Söhne Hans und Franz Joseph eng mit Beuys befreundet waren, den Künstler immer förderten und nicht zuletzt den Grundstock für die weltweit größte Sammlung an Beuys-Werken in Schloss Moyland legten, das später noch auf der Route liegt. In dem Haus, das leider nicht zu besichtigen ist, organisierten die Brüder van der Grinten 1953 die erste Ausstellung für Joseph Beuys sowie 1963 seine legendäre Ausstellung im Stall mit grunzenden Schweinen nebenan unter dem Titel „Joseph Beuys: Fluxus“.

Folgt man der Kranenburger Fußgängerzone „Große Straße“, zweigt rechts die Mühlenstraße ab, in der das Museum Katharinenhof seinen Platz hat. Auch hier sind Werke von Beuys zu besichtigen. Weiter führt die Große Straße vorbei am Rathaus von Kranenburg bis zum Friedhof an der Paulistraße. Hier hat Joseph Beuys das Grabmal für die Eltern van der Grinten gestaltet, das seine Interpretation des gekreuzigten und auferstandenen Christus zeigt (vom Eingang aus etwas links in einer Reihe hinter der Kapelle).

Größte Beuys-Sammlung der Welt auf Schloss Moyland

Moyland

Das Schloss Moyland beherbergt eine große Sammlung von Kunstwerken.

Die Tour führt dann über die Klever Straße, bis rechts die Straße Galgensteeg abzweigt zum Knotenpunkt 37 und von dort über eine durchaus anspruchsvollere, aber landschaftlich schöne Strecke mit einigen Steigungen und Waldwegen wieder in die Klever Innenstadt. Im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ging Beuys zur Schule, wo er vor allem durch verrückte Mutproben auffiel und einmal sogar mit dem Fahrrad vom obersten Stockwerk über die Treppen bis in den Keller gefahren sein soll.

Das sparen wir uns und radeln lieber direkt zur Stiftskirche und dem Klever Wahrzeichen, der Schwanenburg in der Innenstadt, die auch zu besichtigen ist. Wer nach dieser Runde genug hat, kann jetzt die Tour am Bahnhof beenden. Wir fahren weiter über etwas flachere Wege zum Schloss Moyland in Bedburg-Hau, einem renommierten Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, das mit knapp 6000 Arbeiten die größte Beuys-Sammlung weltweit sein Eigen nennen kann.  Zum 100. Geburtstag des Künstlers beeindruckt die Ausstellung „Joseph Beuys und die Schamanen“ (bis 19.9.), die seine Beschäftigung mit dem Schamanismus und dessen Auswirkung auf sein Schaffen thematisiert. Hier sollte man schon ein wenig Zeit einplanen, nicht nur für die Kunstwerke im Inneren, sondern auch für den herrlichen Park samt Kräutergarten und Skulpturensammlung. Nach einer Stärkung im Museumscafé (geöffnet Freitag-Sonntag 12-17 Uhr) führt die Radtour gemütlich durch Felder und kleine Ortschaften zurück zum Startpunkt am Bahnhof in Kleve (Tipp zum Einkehren unterwegs: Landgasthof Westrich, Bienenstraße 26, 47551 Bedburg-Hau). Ein gelungener Ausflug mit vielen interessanten Eindrücken aus Kunst und Natur, über die man noch lange nachdenkt.

Infos zum Tipp

Anreise: Wer mit dem Auto anreist, startet die Tour am besten hinter dem Bahnhof Kleve, kostenloser Parkplatz Van-den-Bergh-Straße. Ab da mit dem Rad Richtung Innenstadt, nach wenigen Metern steht man am Knotenpunkt 22 -> 26. Die Routenbeschreibung und Infos zu Sehenswürdigkeiten sind in einem Flyer zusammengestellt. Auch Download unter www.outdooractive.com

Strecke: Knapp 60 Kilometer lang, in zwei Etappen teilbar, da der Rundkurs ca. nach der Hälfte in die Klever Innenstadt zurückführt. E-Bike empfohlen wegen der Länge und Steigungen.

Fahrradverleih: NiederrheinRad, auch Pedelecs, Infos und Preise unter www.niederrhein-tourismus.de

Aktuelle Infos: niederrhein-tourismus.de/beuys-bike

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Weitere inspirierende Orte der Kunst in NRW

1. Skulpturensammlung Viersen

Dank einer privaten Initiative des Vereins für Heimatpflege e.V. sind im Rathauspark im Stadtzentrum jederzeit frei zugänglich Werke der zeitgenössischen bildenden Kunst in die Natur integriert. Skulpturen von renommierten Künstlern wie Erwin Heerich, Günter Haese oder Tony Cragg zeigen unterschiedlichste und auch widersprüchliche künstlerische Tendenzen. In der Städtischen Galerie im Park stehen Audio-Guides zur Ausleihe zur Verfügung (Gebühr 3 Euro, geöffnet Di-Sa 15-18 Uhr, So/Feiertage 11-18 Uhr). Aktuell 2021: Das „Klimarondell“ des Hamburger Künstler-Duos Scheibe & Güntzel. In dem Hochbeet wachsen akkurat angeordnet Gemüsepflanzen, die früher und heute am Niederrhein angebaut wurden und werden, um Klima- und Kulturwandel zu verdeutlichen.

www.skulpturensammlung-viersen.de 

2. „Das Geleucht“ auf der Halde

Ein Lichtkunstwerk, das aber nicht nur am Abend den Besuch lohnt. Auf der Abraumhalde eines Bergwerks in Moers ist der als überdimensionale Grubenlampe vom Künstler Otto Piene gestaltete rote Aussichtsturm als Landmarke (und weltweit größtes Montankunstwerk) weithin sichtbar. Mit Einbruch der Dunkelheit taucht rote Beleuchtung eine Fläche von ca. 8000 qm in ein spannendes Licht, das ein Sinnbild für „Kohle, die Wärme und Energie durch Feuer schafft“ sein soll. Tagsüber ist der Aussichtsturm frei zugänglich (April-Oktober Mi, Do, Sa, So 14-18 Uhr, November-März Sa, So 13-16 Uhr) und bietet einen herrlichen Rundumblick über das angrenzende Ruhrgebiet.

Gutenbergstraße, 47443 Moers; Beleuchtung April bis Oktober: Jeweils bis 23 Uhr

3. Kunstpfad Wassenberg

Auf 1,2 km führt ein frei zugänglicher Rundweg durch die ohnehin schon sehenswerte historische Altstadt. Zu bewundern sind außerdem Skulpturen renommierter lokaler und überregionaler Künstler, mit Bedacht in Szene gesetzt in der sie umgebenden Natur sowie in der 2020 fertiggestellten „Kunstgasse“ (geöffnet täglich 9-22 Uhr). Sie bietet mit acht Werken von u. a. Anatol und Rolf Jägersberg besonders abends eine schöne Atmosphäre, wenn die Skulpturen beleuchtet werden. Außerdem am Weg gelegen: Die Galerie Noack mit wechselnden Ausstellungen und das Leo-Küppers-Haus, Geburtshaus eines Wassenberger Kunstmalers und heute Museum für dessen Werke aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Infos und QR-Codes unter: www.wassenberg.de/glanzlichter/kunstpfad/Guter Startpunkt: Parkplatz Probst-Spülbeckplatz.

4. Wood Art Gallery 

Street Art frei zugänglich im öffentlichen Raum gibt es an zwei Stellen in Krefeld zu bewundern. Aus einem Projekt im Jahr 2015 stammt die Wood Art Gallery auf dem Gelände des Umweltzentrums. Hier haben Künstler großformatige Werke, zum Teil sogar in 3D, in die Natur und die örtlichen Gegebenheiten wie Betonröhren oder Gebäudewände integriert. Auch heute noch sind die meisten der Bilder gut erhalten (Talring 45, 47802 Krefeld). Am Rheinufer beim Uerdinger Zollhof entstand 2017 die Rhine Side Gallery mit großflächigen Wandbildern an Industriegebäuden. Mittlerweile hat sich das Gelände zu einem atmosphärischen Treffpunkt mit Biergarten, Wasserspielplatz, Sport- und Spielmöglichkeiten entwickelt.

Rhine Side, Am Zollhof 6, 47829 Krefeld, www.rhineside.eu

5. Skulpturenpark Waldfrieden

Ausstellungshalle_Skulpturenpark Waldfrieden_Credit_Cragg Foundation_Süleyman Kayaalp

Der Ausstellungspavillon im Skulpturenpark Waldfrieden

Im Waldgebiet Christbusch erstreckt sich auf 12 Hektar um die sanierte Villa Waldfrieden ein Skulpturenpark, der der privaten Initiative des in Wuppertal lebenden britischen Bildhauers Tony Cragg und seiner Stiftung zu verdanken ist. Um nicht nur seinen, sondern auch den Werken anderer Künstler aus Moderne und Gegenwart einen passenden Rahmen zu geben, erwarb er 2006 das Gelände, auf dem auch ständig wechselnde Sonderausstellungen zu sehen sind. Die Integration der Skulpturen in die beeindruckende Natur des Parks macht den Reiz der Anlage aus.

Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal, Di-So 11-18 Uhr, Eintritt 12 Euro, www.skulpturenpark-waldfrieden.de

6. Tiger & Turtle Duisburg

NRW08 (1)

Duisburg, Tiger and Turtle – Magic Mountain, Landmarke 2010 von Heike Mutter und Ulrich Genth entworfen.

Achterbahn fahren kann man vielerorts, eine Achterbahn begehen dagegen nur in Duisburg. Tiger & Turtle – Magic Mountain heißt die Skulptur der Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Angerpark. Nicht nur das Bauwerk an sich ist den Ausflug wert, sondern auch die prächtige Aussicht, die man genießt, wenn man die Stufen bis kurz vor dem Looping, der nicht begehbar ist, erklimmt. Bei gutem Wetter reicht der Blick den Rhein entlang von Duisburger bis Düsseldorf. Bei Dunkelheit beeindruckt Tiger & Turtle durch seine Beleuchtung.

Anfahrt über Ehinger Str. oder Kaiserswerther Str., 47249 Duisburg, Gelände jederzeit frei zugänglich, Skulptur aktuell wieder begehbar

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