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Serie mit Hunde-Therapeut Masih SaminWie reagiere ich auf Spaziergänger, die ihren Hund nicht anleinen?

Lesezeit 4 Minuten
Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin mit zwei Hunden auf einem Waldweg.

Der Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin hat eine ganz besondere Verbindung zu Hunden.

Was tun, wenn ein anderer Spaziergänger seinen Hund nicht anleint? Das erklärt der Kölner Hunde-Therapeut Masih Samin in Teil 1 unserer Serie.

Vor einiger Zeit haben wir den Kölner Hunde-Verhaltenstherapeuten Masih Samin und seine Arbeit vorgestellt. Er lebt mit sechs Hunden und zwei Katern in der Nähe von Düren und ist so etwas wie ein Dolmetscher zwischen Mensch und Hund. Wer mit ihm unterwegs ist, erkennt sehr bald, dass da eine ganz besondere Verbindung zwischen ihm und den Tieren besteht.

Hundeverhaltenstherapeut Masih Samin mit seiner Hündin Mädchen

Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin mit seiner Hündin Mädchen. Er lebt mit sechs Hunden und zwei Katern zusammen.

Masih Samin weiß ganz genau, was die Tiere als Nächstes machen werden. So kann er sagen, dass ein Hund gleich laut bellen wird, bevor der das Maul öffnet und ein Geräusch von sich gibt. Er weiß, dass zu einem vorbeifahrenden Radfahrer ein Dackel gehört, der aber erst in fünf Minuten von seiner Stöber-Tour im Gebüsch auftauchen wird. Und genau wie vorhergesagt kommt es dann auch. Umgekehrt scheinen die Hunde in einem permanenten Austausch mit ihm zu sein, obwohl er nichts sagt und kein Handzeichen gibt. Sie suchen den Blickkontakt und wissen stets genau, was er wann von ihnen möchte. Es ist fast ein wenig magisch.

Samin hat die Gabe, mit Hunden auf eine ganz besondere Art und Weise zu kommunizieren. Weil er beide Seiten versteht und manchmal zwischendurch, wie er selbst sagt, „die Spezies wechselt“, vermittelt er zwischen Hunden und Menschen, die Probleme miteinander haben. Er arbeitet außerdem mit sogenannten schwierigen Hunden und engagiert sich im Tierschutz.

Wir beantworten die Fragen der Leser

Für unsere fünfteilige Serie haben wir unsere Leserinnen und Leser gefragt, welche Situationen sie im Alltag mit ihren Hunden schwierig finden. Erhalten haben wir zahlreiche Mails und Zuschriften, in denen Sie uns ausführlich Ihre Probleme schildern, vielen Dank für Ihr Vertrauen! Viele Situationen sind allerdings sehr individuell und lassen sich nicht allgemein und aus der Ferne beantworten. Deshalb haben wir fünf Situationen im Alltag mit Hunden ausgewählt, die jeder kennt und die sich gut erklären lassen. Wichtig zu wissen: Es handelt sich immer um ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Hund und geht niemals nur um die sogenannte Hundeerziehung. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Mensch und Tier zu verbessern und so als Duo besser durch den Alltag zu kommen. Es erwarten Sie deshalb keine Tipps ausschließlich für den Hund, sondern immer auch für den Menschen.

Hier starten wir mit dem ersten Teil. Zu jeder Folge gibt es auch ein Video, in dem Masih Samin erklärt, wie Sie sich am besten verhalten.

Teil 1: Wie reagiere ich, wenn ein anderer Spaziergänger seinen Hund nicht anleinen will?

Eine typische Begegnung beim Spaziergang: Ein Hund ist angeleint, der andere nicht.

Eine typische Begegnung beim Spaziergang: Ein Hund ist angeleint, der andere nicht.

Diese Situation kennt wohl jeder, der mit Hunden unterwegs ist, entweder aus der einen oder aus der anderen Perspektive. Beim Spaziergang kommt Ihnen jemand mit einem frei laufenden Hund entgegen, Ihr eigener Hund läuft aber an der Leine neben Ihnen her. Vorausschauende und empathische Hundehalter werden ihr Tier dann ebenfalls anleinen, damit die Begegnung für beide Tiere und Menschen ebenbürtig abläuft. Es gibt aber auch diejenigen, die ihren Hund weiter frei laufen lassen und „Der tut nix!“ oder „Der will nur Hallo sagen!“ in Ihre Richtung rufen.

Wie lässt sich diese Situation elegant lösen, ohne Stress zu verursachen? Am Wichtigsten ist es, hier Ruhe zu bewahren, keinen Stress auf den eigenen Hund zu übertragen und ihm zu signalisieren, dass man sich kümmern wird. Dazu gehört auch, keine Spannung auf der Leine aufzubauen.

Weitere Folgen der Serie im Überblick:

Masih Samin verwendet außerdem in dieser Situation einen kleinen psychologischen Trick: „Ich mache schon recht früh per Handzeichen auf mich aufmerksam und rufe dem oder der anderen schon von Weitem zu: 'Könnten Sie bitte Ihren Hund anleinen? Vielen Dank'.“ Das Danke ist entscheidend, denn nach seiner Erfahrung führt das freundliche Bedanken immer dazu, dass die andere Person ihr Tier ruft und an die Leine nimmt – selbst dann, wenn sie es eigentlich gar nicht für nötig hält. „Ich habe schon oft Menschen getroffen, die noch während sie den Hund anleinen sagen, dass der eigentlich nichts macht. Aber weil ich höflich frage und mich bedanke, klappt es eigentlich immer. Und die Menschen erinnern sich bei der nächsten Begegnung an mich“, erzählt der Hunde-Profi.

Masih Samin bei einer Hundebegegnung auf einem Waldweg.

Freundlich, aber deutlich ansprechen und schon im Voraus „Danke“ sagen, hilft fast immer, damit der oder die andere den Hund ruft und anleint.

Falls es Ihnen unangenehm ist, den anderen Spaziergänger so deutlich um etwas zu bitten, worauf er oder sie vielleicht keine Lust hat, können Sie einfach dazu sagen, dass Sie gerade mit Ihrem Hund trainieren und unkomplizierte Hundebegegnungen üben möchten. Vermutlich wird sich niemand quer stellen und nicht dabei behilflich sein wollen.

Zum Weiterlesen: Masih Samin: Stadt-Wölfe: Wie wir der Natur unserer Hunde in der modernen Welt gerecht werden, GU-Verlag, 208 Seiten, 19,99 Euro | Masih Samin: Sei höflich zu deinem Hund. Kommunikation auf Augenhöhe, GU-Verlag, 192 Seiten, 19,99 Euro www.masih.samin.de, Instagram: @the.dog.one

Masih Samin geht mit seiner Show „Sei höflich zu deinem Hund“ 2024 auf Tour. Das sind die Termine in der Region: 03.02. Düsseldorf, Savoy Theater03.03. Leverkusen, Scala Club20.03. Bonn, Pantheon Theater27.06. Köln, GloriaKarten gibt es ab 25 Euro