Neues Restaurant auf der Schäl SickWomit die Villa Kalka in Kalk überzeugt
- Multikulturell geht es in Kalk sowieso zu. Mit der Villa Kalka aber auch im gastronomischen Bereich.
- Ob die französische Pâtisserie einer Japanerin die Kalker überzeugt und wofür eine Reise hierhin definitiv lohnt, verrät Julia Floss.
Die Sache mit Kalk – Seit zehn Jahren höre ich in einigermaßen regelmäßigen Abständen den Satz „In Kalk passiert was.“ Je nachdem wer diesen Satz ausspricht, ist damit der Kampfmittelräumdienst, eine Razzia oder Gentrifizierung gemeint. Letzteres geschieht in langsamen, aber stetigen Schritten. Es siedeln sich immer mehr junge Familien, Gemeinschaftsbüros von Leuten, die irgendwas mit Medien machen, Künstler mit ihren Ateliers und Boutiquen an.
Dennoch möchte ich niemandem etwas vormachen, Kalk ist nach wie vor ein sehr spezielles Pflaster, mit keinem anderen Viertel vergleichbar. Schutzgelderpressung, Drogendelikte und hohe Arbeitslosigkeit sind für meine Begriffe nicht mit den Worten „rauer Charme“ zu umschreiben. Dennoch gibt es viele Leute, die sich um einen Wandel bemühen. Die „Villa Kalka“ im Bürgerhaus gehört in diese Kategorie.
Wahre Kunstwerke aus Zucker, Butter und Sahne
Noriko Numajiri und Nawid Farzaneh haben am ersten September ihr Café beziehungsweise Restaurant eröffnet und damit einen sehr besonderen Ort geschaffen. Die japanische Konditorin Noriko hat ihr Handwerk in Tokio erlernt und in Paris ihren Feinschliff erhalten. Sie zaubert wahre Kunstwerke aus Zucker, Mehl, Butter und Sahne, wie etwa ihre Saint-Honoré-Törtchen. Diverse Zuckerbäcker scheiterten bereits an diesem grazilen Klassiker der französischen Pâtisserie. Ein zarter Boden aus Mürbeteig, darauf ein Ring aus Brandmasse, gefüllt mit Vanillecreme, üppig garniert mit gefüllten Miniwindbeuteln, sogenannten Profiteroles, und knusprigen Karamellplättchen. Allein hierfür lohnt sich bereits die Reise über den Rhein.
Noriko und Nawid sind sich bewusst, dass sie im Bürgerhaus Kalk nicht nur französische Zucker-Opulenz anbieten können. Auf der Wochenkarte stehen solide Gerichte wie Kürbissuppe, Quiche und Ratatouille. Auf der Abendkarte finden sich die japanischen und französischen Einflüsse von Noriko wieder. Bagna cauda ist die italienisch-französische Interpretation des Spieleabend-Klassikers „Rohkost mit Dip“. Noriko verleiht der warmen Sardellen-Sauce durch Misopaste ihre ganz eigene Note. Hinter „Karaage“ verbergen sich kleine frittierte Hühnerfleischstückchen. Außen knusprig, innen unverschämt saftig.
Eine Bereicherung für Kalk
Die „Villa Kalka“ ist ein besonderes Fleckchen in Kalk. Das hat sich recht schnell rumgesprochen, so dass die Törtchen, kaum das sie ihren Weg in die Auslage gefunden haben, auch schon ausverkauft sind. Noriko und Nawid stehen am Anfang ihrer gastronomischen Selbstständigkeit. Da darf’s auch noch ein bisschen holpern. Die Besonderheiten des Standorts müssen erst noch erkundet werden: Welche Kundschaft kommt wann? Was funktioniert und was nicht? Ich bin mir sehr sicher, dass die beiden ihren Weg finden werden. Eine Bereicherung für Kalk sind sie bereits jetzt.
Villa Kalka, Kalk-Mühlheimer Str. 58, 51103 Köln, Telefon 0176/34512736Öffnungszeiten: Di-So 11-21 Uhr
Julias Auswahl
Saint-Honoré // 4 Euro
Mille-feuille // 4,20 Euro
Gâteau au Chocolat mit Sahne // 3,50 Euro
Bagna cauda // frisches Gemüse mit Dip aus Sardellen, Miso und Knoblauch // 5 Euro
Karaage // Japanisch frittiertes Hühnchen // 7 Euro
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