Restaurant-KritikDas Gruber's im Kölner Agnesviertel erfindet sich neu
- Nach 20 Jahren gibt es einige Veränderungen im Gruber's: Österreichs Klassiker wie Backhendl, Tafelspitz und Wiener Schnitzel bilden nach wie vor das Herz der Küche.
- Darüber hinaus hat man sich mal mehr mal weniger erfolgreich an der Moderne versucht.
- Die Restaurant-Kritik von Carsten Henn
Jahrelang musste man im „Gruber’s“ für Butter und Brot extra zahlen – ein Ärgernis. Diese Zeiten sind vorbei, und sofort fühlt man sich in dem angenehm rustikalen Ambiente, mit Holzfußboden, Hundertwasser-Repliken und rot-weißem Ösi-Schick wohler.
Auch die „Österia“, das einstige Bistro des „Gruber’s“ ist passé. Der schöne, direkt nebenan gelegene Raum wird nun für Events genutzt.
Die größte Änderung aber steht seit 2019 hauptverantwortlich in der Küche und heißt Denis Steindorfer. Der junge Kärntner war vorher zwei Jahre Sous-Chef im Haus, insofern weht hier kulinarisch kein völlig neuer Wind, doch ein wenig die Richtung geändert hat er.
Backhendl, Tafelspitz und Wiener Schnitzel
Seit Jahren bilden Österreichs Klassiker wie Backhendl, Tafelspitz und Wiener Schnitzel das Herz der Küche. Darüber hinaus hat man sich mal mehr mal weniger erfolgreich an der Moderne versucht. Steindorfers Frittatensuppe gerät schon mal souverän, mit schönem, purem Fleischgeschmack, dazu ordentlich Frittatenstreifen und ein wenig Schnittlauch.
Beim vorbildlich dünn geklopften Schnitzel könnte die herrlich plusterige Panade mehr Eigengeschmack vertragen, der größere Fauxpas ist aber der kühl statt lauwarm servierte Kartoffelgurkensalat, bei dem sich die Aromen nicht entfalten können – was schade ist, denn eigentlich stimmt alles bei ihm.
Must-Eat: Kärntner Spezialität Kasnudel
Bei den modernen Gerichten gibt es zum Beispiel eine gekonnt confierte Lachsforelle auf einem Bett aus Spinat und Granatapfelkernen, dazu eine Miso-Hollandaise, wobei der asiatische Touch ganz dezent gesetzt wird. Mit Österreich hat der überzeugende Gang natürlich nicht mehr viel zu tun.
Spannender sind Gerichte, die man neudeutsch „Austrian with a twist“ nennen könnte. Ein Must-Eat ist die Kärntner Spezialität Kasnudel. Gefüllt mit Frischkäse und Kümmel, dazu Feldsalat, pardon Vogerlsalat. Den Kick aber geben Blaubeeren mit einer dezenten aber wirksamen Dosis von Frucht und Frische. Köstlich!
Apfelstrudel mit Schwips
Optisch vielversprechend fällt der Apfelstrudel aus, der in einem tiefen Teller in (etwas zu süßer) Vanillesauce badet. Auf seinem breiten Rand finden sich wie auf einer Zuschauertribüne Crumble, Apfelgel und „Beschwipste Äpfel“. Charmant ist, dass nicht in den Klassiker eingegriffen wird, sondern ihm ein moderner, kulinarischer Rahmen verliehen wird, der perfekt passt.
Was Demokratie angeht, mag Österreich ein Labor sein, was die Kulinarik betrifft jedoch ein Hort des Köstlichen. Das gilt auch für die Weine, wobei die Karte viele Klassiker bietet. Die sehr aktive Natural-Wine-Szene ist unterrepräsentiert – dabei würden diese Weine prima zum kulinarischen Ansatz passen.
Das „Gruber’s“ begeht in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum – eine reife Leistung in der schnelllebigen Gastro-Welt. Deshalb: Glückwunsch an Franz Gruber und sein Team – macht’s weiter so!
Fazit: Austria klassisch und „with a twist“. Sehr gut und a bisserl teurer als anderswo.
Carsten Henns Auswahl von der Menükarte:
Confierte Lachsforelle, Granatapfel, Spinat // 23,90 Euro
Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken / Erdäpfel-Gurkensalat // 22,90 Euro
„Apfelstrudel“, Vanille, Haselnuss // 10,90 Euro
„Die Moderne“ Menü, 3-6 Gänge // 59-92 Euro
Traditions Menü, 4 Gänge // 49 Euro
Signature Dish Menü, 4-6-Gänge // 64 bis 88 EuroGruber's RestaurantClever Str. 32, 50668 Köln, Tel. 0221/7202670,
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-15 & 18-23 Uhr, Sa 18 - 23 Uhrwww.grubersrestaurant.de
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