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Restaurant im AgnesviertelIm „Ritter Wülfing“ wird global auf Tapas-Größe gekocht

Lesezeit 3 Minuten
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In dem neuen Restaurant gibt es Tapas aus aller Welt in modernem Ambiente.

  1. Erst im Mai hat das „Ritter Wülfing“ eröffnet. Trotz schwieriger Location brummt der Laden.
  2. Das Konzept, Gerichte aus aller Welt in Tapas-Größe, ist Gastro-Kritiker Carsten Henn erst suspekt.
  3. Was ihm gefallen hat und woran er Kritik übt, lesen Sie hier.

Köln – Service, bitte!“ brüllt der Koch und alle an meinem Tisch zucken zusammen – wir sitzen nämlich genau gegenüber der offenen Küche. Der Laden brummt. Und das heißt etwas für eine Location, die in den letzten Jahren einige Restaurants kommen und gehen gesehen hat, zuletzt das „Wein & Dine“.

Das im Mai eröffnete „Ritter Wülfing“ setzt mit seinem Tapas-Konzept auf einen Trend, der gerade sehr gut läuft – hier wird also keine deutsche Hausmannskost serviert, wie der Name suggerieren könnte. Dieser ergibt sich aus den beiden Betreibern Peter Ritter und Friedrich Wülfing, die mit einem stilisierten Schild im Logo augenzwinkernd mit der Assoziation spielen.

Konzept erweckt wenig Vertrauen

Kulinarisch bleibt man nicht in Spanien, sondern kocht global auf Tapas-Größe. Das erweckt erst einmal so wenig Vertrauen wie ein Pizzataxi, das auch mexikanisches und indisches Essen anbietet. Küchenchef ist Max Trompetter, der ehemals im „Laden Ein“ kochte.

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Die Namensgeber Peter Ritter und Fritz Wülfing. 

Die kleinsten Happen hier sind baskische Pintxos ( für 2,50 €), je eine Weißbrotscheibe mit Topping. Zum Beispiel einem Zucchini-Krapfen mit geräucherter Paprikacreme, der leider nur nach Fett schmeckt, oder eine Sardine mit Krabbenfleisch und Mayonnaise, bei der sich einzig ein salziges Geschmacksbild einstellt. Das Brot ist trocken und geschmacksarm.

Innovationen sind nicht das Thema

An Tapas gibt es ein gutes Dutzend, zwei bis drei werden pro Person empfohlen. Darunter sind auch Klassiker wie Patatas Bravas (groß und knusprig) oder gegrillter Oktopus (butterweich). Kulinarische Innovationen oder Crossover sind nicht das Thema, Ochsenbäckchen werden klassisch in Rotwein geschmort und kommen mit Selleriepüree auf den Tisch. Der japanisch zubereitete Schweinebauch in einem Dashi wird dagegen stilecht mit Miso und 63-Grad-Ei kombiniert. Die Kellnerin rät die Komponenten bei letzterem zu verrühren, allerdings ergibt sich dadurch immer noch kein schlüssiges Ganzes.

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Das Restaurant ist schlicht und modern eingerichtet.

Das geschmorte Lamm mit Ras el Hanout, frischem Koriander und Mandeln ist eine schlüssigere Komposition. Irritierend ist allerdings der Größenunterschied der Portion zur geradezu winzigen des sous-vide gegarten Kabeljaus, der von einer Bouillabaise geschmacklich total dominiert wird.

Die Karte bietet viele vegane Optionen, auch wenn diese fast alle im klassischen Beilagenbereich verortet sind. Schade ist, dass bei einer Neueröffnung, die sich bewusst am gastronomischen Puls verortet, Themen wie Regionalität, Saisonalität, Bio-Qualität besonders bei Fisch und Fleisch sowie Nachhaltigkeit keine Rolle zu spielen scheinen – zumindest werden sie nicht kommuniziert.

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Das „Ritter Wülfing“ von außen.

Auf der Weinkarte finden sich gut zehn Weine. Der saftige „Illusion“, ein Blanc de Noir von Gies-Düppel aus der Südpfalz (Glas 7 €, Flasche 25.50 €) funktioniert als Allrounder prima. Am schönsten genießt man ihn draußen mit Blick auf den Neusser Platz.

Weißenburgstraße 32, 50670 Köln, Telefon 0221/ 91391875Öffnungszeiten: Di - So von 17 - 23 Uhrritterwuelfing.de

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Henns Auswahl

Patatas Brava // 4 €

Geschmorte Ochsenbäckchen // 9,50 €

Schweinebauch in einem Dashi // 9 €

Kabeljau in einer Bouillabaise // 9,50 €

Geschmortes Lamm// 9,50 €

Gegrillter Oktopus //11,5 €

Fazit: Globalisierte Tapas in angenehmem, modernem Ambiente