Restaurant „Neni“ 25hours HotelIst der Domblick immer noch wichtiger als das Essen?
- Der fantastische Blick auf den Dom im Restaurant „Neni“ im 25hours Hotel zieht die Influencer Kölns an.
- Schnell stand das Neni unter Verdacht, der Lifestyle wäre hier wichtiger als die Kulinarik.
- Unsere Gastro-Kritikerin Julia Floß hat da Neni besucht und die nahöstlichen Speisen probiert.
- Wie sie die Speisen und das Ambiente bewertet, lesen Sie hier.
Köln – Vor knapp zwei Jahren eröffnete das Neni seinen Kölner Ableger im achten Stock des ebenfalls nigelnagelneuen 25hours Hotels. Der Medientrubel war riesig, der Andrang noch größer. Die Influencer der Republik polierten ihre Sonnenbrillen, schnallten sich die GoPro an die Stirn und stürmten mit bunten Cocktails den Balkon mit Domblick. Foto hier, Selfie da, das Essen spielte eine völlig untergeordnete Rolle. Lifestyle vor Kulinarik? Auch jetzt, zwei Jahre später, steht dieser Vorwurf noch im Raum. Aber bedeutend ruhiger ist es im Neni deshalb nicht geworden, wer hier essen möchte, muss frühzeitig reservieren. Serviert wird Nahost- beziehungsweise levantinische Küche mit internationalen Elementen.
Das Konzept: jung, urban und hip
Das Neni ist eins von insgesamt elf Restaurants von Haya Molcho. Die familiäre Vermarktung ist im Hinblick auf die Anzahl der Restaurants natürlich stark romantisiert. Haya Molcho steht nicht jeden Abend mit ihren vier Söhnen in der Küche und rollt Pitabrote , das muss sie aber auch gar nicht. Im Neni ging es noch nie um Spitzengastronomie, im Sinne von Michelin-Sternen, Käsewagen und Tafelsilber, sondern viel mehr um Professionalität und ein junges, urbanes Konzept. Und diese Anspruchshaltung wird erfüllt – nicht mehr und nicht weniger.
Nahöstliche Speisen werden anregend serviert
Die Gerichte werden allesamt in hübschen Emaille-Schüsselchen serviert. Das Baba Ganoush ist solide abgeschmeckt, mir persönlich allerdings etwas zu rauchig.
Der gegrillte Römersalat mit fruchtigem Dressing, gerösteten Haselnüssen und frischen Kräutern ist ein wunderbarerer kleiner Teller und sogar die (von mir zumeist verhasste) Süßkartoffel mit Salat, Kürbiskernen und Sesamdressing überzeugt mit leichten Karamellnoten, unterschiedlichen Texturen und schönem Säurespiel. Die sämige Mischung aus Hackfleischsauce und Hummus liegt an der oberen Salzgrenze, wärmt allerdings die Seele.
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Wenn man nicht nach wenigen Löffeln bereits pappsatt wäre, würde man den Teller vermutlich mit dem Pitabrot sauber wischen. Das Sabiche kommt dekonstruiert und entsprechend fotogen daher. Auch hier wird viel richtig gemacht: saftige Aubergine, fruchtig-scharfe Sauce, wachsweiches Ei, frische Kräuter. Der Service ist sehr aufmerksam und bemüht. Corona-Schutzmaßnahmen werden vorbildlich erfüllt. Sicherlich ist da kulinarisch noch viel Luft nach oben. Zwei Kartenwechsel im Jahr sind zu wenig. Produktqualität und aromatische Feinjustierung könnten und müssten verbessert werden – mehr Kräuter, mehr Frische, mehr Abwechslung.
Kulinarisch ist noch Luft nach oben - doch das Neni ist eine Bereicherung
Weinkarte und Weinberatung sind der spektakulären Location nicht angemessen. Allerdings ist das Neni eindeutig eine Bereicherung für die Kölner Gastronomie-Landschaft. Ein großer Schritt in Richtung moderne, weltoffene Metropole, die Köln so gerne sein möchte.
Restaurant Neni, Im Klapperhof 22-24, 50670 Köln, Telefon 0221/16253561Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-15 Uhr + 17.30-22.30 Uhr, Sa + So 17.30 -22.30 Uhr
Julias Auswahl
Baba Ganoush // Auberginen vom Grill mit Tahina, Harissa, Sauerteigbrotbröseln und Petersilie // 7 EuroGegrillter Römersalat mit Karotten-Ingwerdressing, gerösteten Haselnüssen und Dillöl //6,50 EuroHamshuka // Hummus mit Lamm- und Rinderhackfleisch, dazu Pitabrot // 17,00 EuroSabiche // Gebackene Aubergine, Hummus, wachsweiches Ei, Tomatensalsa, Tahina und Amba // 15,00 Euro
Fazit: Modernes, urbanes Konzept, aufmerksamer Service, solide Küchenleistung