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Mitten im Umbau-ChaosWie das einzige nepalesische Restaurant Kölns durchhält

Lesezeit 4 Minuten
Die Inhaber des „Buddha’s Eye“, im Hintergrund mehrere kleine Altäre

Jyoti Kunwar und ihr Mann Kapil Muni KC. im „Buddha’s Eye“

Das einzige nepalesische Restaurant in Köln trotzt dem Chaos zwischen WDR-Baustellen und lauter Nord-Süd-Fahrt.

Das Hämmern dröhnt durch die Restaurantwände, Baggerarbeiten lösen leichte Erschütterungen aus. „Das ist ein bisschen wie Erdbeben“, sagt Jyoti Kunwar, die das Restaurant „Buddha’s Eye“ vor zehn Jahren mit ihrem Mann Kapil Muni K.C. aufgemacht hat. Die Gäste fragten immer wieder besorgt: „Ihr bleibt doch da?“ - „Ja“, sagt das Ehepaar.

Das Restaurant liegt an der Nord-Süd-Fahrt, das Nachbargebäude wird derzeit teilweise abgebrochen und neu gebaut.

Das Restaurant liegt an der Nord-Süd-Fahrt, das Nachbargebäude wird derzeit teilweise abgebrochen und neu gebaut.

„Buddha’s Eye“ ist das einzige nepalesische Restaurant in Köln und hat die Postadresse Mariengartenstraße. Dabei denkt man unwillkürlich an Stille, Meditation und Ruhe. Doch in der Realität befindet sich der kleine Familienbetrieb mitten im Schlamassel. Ist die Lage an der Ecke Komödienstraße und der brausenden Nord-Süd-Fahrt ohnehin schon unromantisch, hat sich die Situation noch verschärft.

Schon seit 2018 läuft unter Getöse die Sanierung des WDR-Filmhauses gegenüber. Nun wird auch noch das kleine Technikgebäude des Senders direkt neben dem Restaurant abgebrochen und neu gebaut. Das Haus, in dem sich das Lokal befindet, steht nun wie ein übriggebliebener Zahn da, halb versteckt hinter einem Bauzaun. Doch das Ehepaar macht weiter. Der Gastraum, in dem Holzvertäfelung, Bestuhlung und Theke davon zeugen, dass hier ursprünglich eine typisch deutsche Kneipe war, ist mit Altären und Gebetsfähnchen geschmückt. Die Decke ist liebevoll mit Dekostoff abgehängt und aus der Küche kommt der Duft auf von Kurkuma, Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und Koriandersamen.

Restaurant liegt kurios, aber in Domnähe – Viele Touristen als Gäste

Das Ehepaar arbeitet hier jeden Tag von früh bis spät, nur montags ist Ruhetag. Mittags gibt es bis 15 Uhr ein Lunchbuffet für 8,90 Euro. Typisch nepalesische Speisen sind Momos – gefüllte Teigtaschen – und Dhal Baht – Linsensuppe (Dhal), Reis (bhat) und Gemüse der Saison. „Das essen wir morgens und abends in Nepal“, sagt Jyoti Kunwar. Vieles ist traditionell vegetarisch oder vegan.

So kurios der Standort des Restaurants zunächst erscheint – es liegt in Domnähe und schließt sich an eine Reihe von vor allem asiatischen Lokalen in der Komödienstraße an. Ins „Buddha’s Eye“ kommen viele Touristen, aber auch Mitarbeiter vom Gericht am Appellhofplatz und vom WDR. Und Menschen, die nach Nepal reisen wollen und sich hier ein bisschen einstimmen – oder nach ihrer Rückkehr von der Reise erzählen, sagt Kapil Muni K.C. Auch die Deutsch-Nepalesische Gesellschaft tagt hier regelmäßig.

Das Restaurant ist liebevoll geschmückt mit Decken und Geschirr.

Das Restaurant ist liebevoll geschmückt mit Decken und Geschirr.

Wer zum ersten Mal kommt, der frage häufig etwas ängstlich: „Wie scharf ist es denn?“ „Aber wir können dann beruhigen. Jedes Gericht wird frisch zubereitet und deshalb können wir nach den Wünschen der Kunden würzen“, sagt die Chefin lächelnd.

Die Beiden haben Nepal vor 20 Jahren verlassen. Sie arbeitete dort im Gasthaus ihrer Eltern, ihr Mann als Anwalt. Die politische Situation sei schwierig und die medizinische Versorgung schlecht gewesen. „Hier hat man einfach bessere Chancen zu arbeiten.“ Ihre Familien sind über die Welt verstreut. Eine Schwester von Jyoti Kunwar lebt in Schweden, drei Geschwister in den USA.

Gebetsfähnchen und Bilder sind nepalesisch, das Mobiliar wie die Vertäfelung und die Eckbank noch vom Vormieter.

Gebetsfähnchen und Bilder sind nepalesisch, das Mobiliar noch vom Vormieter.

Und die lernten dort Kapil Muni K.C. kennen, der bei seinen ebenfalls nach Amerika ausgewanderten Angehörigen zu Gast war. Die Verwandten machten dann aus, dass Jyoti Kunwar und er ein gutes Ehepaar abgeben würden. Erst dann lernten sich die beiden kennen. Und weil eine weitere Schwester der Ehefrau in Köln wohnte, bauten sie sich hier eine Existenz auf.

Ein blumengeschmückter Altar

Ein blumengeschmückter Altar

Sie pendeln täglich mit dem Zug von ihrem Wohnort in Dormagen zur Arbeit. Dazu kommen noch die Einkäufe in indischen Geschäften am Neumarkt oder auf dem Großmarkt. Manchmal sind sie von 9 Uhr morgens bis spätabends beschäftigt. Jyoti Kunwar (47) kümmert sich um den Service, ihr Mann (52) steht in der Küche. Unterstützt werden sie abends und am Wochenende von einer Krankenschwester, die ebenfalls aus Nepal stammt, und einem indischstämmigen Kellner.

WDR baut Notstrom-Versorgung neu an der Nord-Süd-Fahrt

Doch wie geht es weiter im Getöse? Auf Anfrage erklärte ein WDR-Sprecher, dass in dem Technikgebäude die sogenannten Netzersatzanlagen des Senders untergebracht waren, die den WDR bei Stromausfällen versorgen. Nun seien neue, stärkere Anlagen angeschafft worden und die brauchten eine neue Statik und Raumaufteilung. Deshalb muss das Gebäude teilweise abgebrochen und neu errichtet werden. Die Arbeiten sollen Mitte 2024 abgeschlossen sein. Auch das Filmhaus soll 2024 fertig sein.

Eine lange Weile wird der Lärm also noch dauern. Den Namen „Buddha’s Eye“ hatte das nepalesische Paar gewählt, weil das Auge symbolisiert, dass Buddha alles sieht und die Menschen beschützt. Das Hämmern, Klopfen und Dröhnen von nebenan stört zwar, aber sie nehmen es hin. Kapil Muni K.C. singt oft beim Kochen.