Henns RestaurantkritikNeue „Decksteiner Mühle“ – was klappt gut und was weniger gut?
Köln – Ich erinnere mich noch, wie mich meine Eltern als Kind hierhin mitnahmen und wie sehr mich das sich drehende Mühlrad faszinierte, und die Fische in dem kleinen Teich darunter. Leider war die in unmittelbarer Nähe des Grüngürtels gelegene Restauration in den vergangenen Jahren kulinarisch völlig zu vernachlässigen.
Jetzt weht ein neuer Wind – wobei noch nicht in voller Stärke. Aufgrund des Personalmangels in der Gastronomie fährt man ein abgespecktes Programm in der geschmackvoll renovierten Mühle. So sind von den Außenplätzen nicht alle freigegeben, und in Restaurant und Biergarten gibt es aktuell eine reduzierte Speisekarte. Zukünftig soll im ersteren eine klassische Landhausküche mit französischen Akzenten geboten werden und im letzteren eine moderne Biergartenküche.
Ausnahmslos kleine Fehler machen sich bemerkbar
Ob zu dieser ein Caesar Salad gehört, sei mal dahingestellt, auf jeden Fall wird eine eher freie Interpretation des Küchenklassikers serviert. Das fängt bei der Sauce an und endet bei Zutaten wie Radieschen oder Avocado. Aber: alles frisch. Allerdings zugedeckt mit Unmengen von Käse. Besser weniger davon und einen geschmacksintensiveren Hartkäse wählen.
Souverän und klassisch gelingt dagegen die Gazpacho (deren Schärfe sich mutig aufbaut), auch eine Ingwer-Karottensuppe überzeugt mit guter Balancierung der Hauptkomponenten, ist aber an der Oberfläche versalzen. Es sind ausnahmslos kleine Fehler, die sich bemerkbar machen.
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So ist der Pulpo gekonnt gegart, die begleitenden Staudensellerie-Würfel sind aber zu lange gekocht. Die Kalbsbratwurst hätte noch mehr Grillaromen aufweisen können, dafür gelingen Kartoffelstampf und Schmorzwiebeln prima.
Tolle Weinkarte im „Schliesings an der Decksteiner Mühle"
Rundum überzeugend dann die Linguine mit vielen Pfifferlingen und Perlhuhnbrust, die innen saftig und außen knusprig gegart ist. Stark gewürzt ist der Cognac-Rahm zu den Filetspitzen von Iberico-Schwein und Weiderind, auch das Wurzelgemüse ist zupackend abgeschmeckt. Das Filet vom Flusszander mit sautiertem Blattspinat gelingt ebenfalls, hier wird dem Fisch aromatisch die Bühne gelassen. Die Portion ist groß. Das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel hier.
Deshalb ist es auch kein Problem, dass es nur wenig an Nachspeisen gibt – und diese gegenüber den herzhaften Gerichten abfallen. Die Himbeer-Sahne-Torte mit fluffigem Teig schmeckt mehr nach Zitronenrolle, und das Schokoladenparfait kommt als harter, quadratischer Block mit Sahne und ein paar Erdbeeren auf den Tisch. In der Süße gut eingespielt, aber ein lustvolles Dessert schaut anders aus.
Ein echtes Plus ist die große Weinkarte – der Namensgeber des Restaurants, Torsten Schliesing, war einst Sommelier im „Vintage“. Die Einstiegsweine sind recht hoch kalkuliert, aber bei den Spitzentropfen gibt es einige echte Schnäppchen!
Fazit: Tolle Location, klassische Küche mit Qualitäts-Anspruch, wunderbare Weinkarte
„Schliesings an der Decksteiner Mühle", Gleueler Str. 371, 50935 Köln, 0221-4558070
Biergarten Mi-Fr 16-23.30 Uhr, Sa-So 15-23.30 UhrRestaurant Mi-So 17.30-23.30 (Küche bis 21.30 Uhr)Schliesings.de
Probiertes
Gazpacho // 7,90 €
Karotten- Ingwersuppe // 8,50 €
Pulpo // 18 €
Kalbsbratwurst // 13 €
Filetspitzen// 23 €
Filet vom Flusszander 22 €
Ceasar Salad 16 €