Nudelsuppenläden gibt es in Köln derzeit viele. Das Ramasura in der Martinstraße hebt sich von der Brühe ab. Hier wird ohne europäischen Weichzeichner gekocht.
RestaurantIm Kölner Ramasura gibt es thailändische Suppen für Einsteiger und Fortgeschrittene
In der Nähe vom Heumarkt wird seit September Nudelsuppe serviert. Gefühlt eröffnet zur Zeit alle paar Wochen ein neuer Malatang-, Pho- oder Ramen-Laden und möglicherweise verliert der ein oder andere ein bisschen den Überblick über die verschiedenen Nationalküchen, die hinter diesen Konzepten stehen. Ramen kommen aus Japan, Pho aus Vietnam und Malatang aus der chinesischen Provinz Sichuan. Dementsprechend unterschiedlich sind diese kulturell verwurzelten Gerichte aufgebaut. Nudelsuppe ist niemals gleich Nudelsuppe.
Das Ramasura in der Martinstraße erweitert diese Brühe-Gemengelage um einen weiteren Kandidaten und serviert Gieuw Tiew, das Nationalgericht Thailands. Mastermind des Konzepts ist Tanadon Santanaviboon, genannt Don. Der gebürtige Kölner ist in Berlin und Bangkok aufgewachsen und nennt sich selbst zweite Generation Thai-Deutscher. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Koch. Nach einigen Erfahrungen in der Spitzengastronomie wurde ihm allerdings klar, dass seine Leidenschaft in der thailändischen Küchen liegt - in der echten thailändischen Küche. Er spricht sich ganz klar gegen klebrige Zuckernudeln aus und möchte mit seinen Konzepten ein Zeichen gegen die europäische Vermischung von asiatischen Kulturen setzen. „In unseren Restaurants findest du keine europäisierten Touristen-Gerichte: Kein Pad Thai, keine knusprige Ente süß-sauer und keine TK Frühlingsrollen.“ 2022 eröffnete er sein erstes Restaurant in Berlin, darauf folgte ein Jahr später das erste Nudelsuppen-Konzept und nun ist seine Heimatstadt Köln an der Reihe.
Maisküchlein glühend heiß serviert
Auf der Karte stehen eine Handvoll wunderbarer Vorspeisen oder kleinerer Snacks. Die frittierten Maisküchlein mit roter Currypaste und Zitronengras gehören zu meinen absoluten Favoriten. Obacht, sie werden glühend heiß serviert. Diese Mischung aus süßem Mais, wahnsinnig knusprigem Teig, dem einzigartigen Aroma von Zitronengras und dieser minimalen Schärfe ist für mich schon Anlass genug, häufiger den Heumarkt zu besuchen. Die gedämpften Dumplings mit Garnelen, Hühnchen, Wasserkastanien und Pilzen werden mit Soja-Essig serviert und sind die leckersten Teigtäschlein (oder eher Teigschälchen), die ich seit langem hatte.
Aber kommen wir zur Nudelsuppe, Gieuw Tiew. Sie wird in insgesamt sechs verschiedenen Versionen angeboten: Vegetarisch mit Pilzen und Tofu, mit Schweinefleisch, mit Rindfleisch, die Bootnudelsuppe, Tom Yam und Yen Tafo. Die ersten drei sind sich relativ ähnlich: eine kräftige, ausdrücklich nicht scharfe Brühe mit langen, feinen Nudeln aus Reismehl und der jeweiligen Einlage. Diese Schüsseln sind perfekt ausbalanciert, wärmend und ungemein Energie spenden. Ab jetzt wird es spezieller. Gieuw Tiew Ruer wird auch Bootnudelsuppe genannt, da sie traditionell auf den kleinen Booten in den Flüssen Bangkoks angeboten wird. Sie ist eine feste Garküchen-Instanz und ihre zwei Signature-Zutaten sind Schweineblut und Chiliöl. Flönz-Fans sollten sich unbedingt an diese Schüssel wagen.
Tom Yam und Yen Tafo gehören zu den bekanntesten thailändischen Suppen. Tom Yam definiert sich über Limettensäure, Schärfe, Fischsauce und duftende Aromen wie Zitronengras, Kaffir-Limette und Galgant. Yen Tafo ist die pinke Nudelsuppe mit rotem fermentiertem Tofu, viel Säure und noch mehr Schärfe.
Es gibt also ganz augenscheinlich Suppen für Einsteiger und Suppen für Fortgeschrittene. Mein Go-To ist die Tom Yam-Version mit gebratenem Hackfleisch. Diese dampfende Schüssel birgt so viel Abwechslung: eine herrlich wärmende Brühe, zarte Nudeln mit Biss, der Frischeknack von den Sprossen und dem Sellerie, dazu saftige Fleischbällchen, ein bisschen Limettensäure und ordentlich Umami von der Fischsauce.
Das Ramasura ist eine absolute Bereicherung für die gastronomische Landschaft Kölns. Thailändische Küche in Reinform - ohne europäischen Weichzeichner.
Ramasura Thai Noodle House, Martinstraße 6, 50667 Köln, Öffnungszeiten: Mi-Mo 12-22 Uhr, Tel: 0221/75922129
Meine Auswahl:
Tod Man Khao Pod // Frittierte Mais-Patties mit roter Currypaste, Limettenblättern, Bohnen und Pflaumensoße // 7 Euro
Kanom Jeeb Gung // Gedämpfte Dumplings mit Garnelen, Huhn, Wasserkastanien, Pilzen, Sojabohnen und Soja-Essig // 7,50 Euro
Gui Chai Thod // Frittierte Schnittlauch-Dumplings mit Pfeffer, Knoblauch und Soja-Essig // 7,50 Euro
Gieuw Tiew Muh // Die klassische Brühe mit Reisbandnudeln, Schweinekamm, Hackfleisch, Fleischbällchen, Sojasprossen und Thai-Sellerie // 14 Euro
Gieuw Tiew Tom Yam // Die scharfe klassische Brühe mit Reisbandnudeln, Erdnüssen, Limette, Fischsoße, Thai-Sellerie, Chilipaste und Hackfleisch // 16 Euro