Kängurus, Schimpansen, KoalasDas sind die 7 schönsten Tierparks der Region
Neuwied – Wer hat an der Uhr gedreht? Mit einem Mal ist mitten im Neuwieder Zoo für die Besucher tieffinstere Nacht. Denn was muss geschehen, wenn die Gäste Tiere sehen wollen, die tagsüber friedlich aber langanhaltend schlummern, da es sich um nachtaktive Artgenossen handelt? Diese schwierige Frage hat sich der Neuwieder Zoo gestellt und für seine Brillenblattnasen, einer Fledermausart aus Südamerika, eine verblüffende Lösung gefunden: Sie leben in einer Grotte, in der die Uhren anders laufen – zumindest für die Tiere. Erst im Winter sind 30 neue Brillenblattnasen in der 2018 eröffneten Prinz Maximilian zu Wied Halle des Zoos dazugekommen, die ständig in Bewegung sind.
Besucher können Aktivitätsphase erleben
Die Grotte hat einen umgekehrten Tag-Nacht-Rhythmus. „Nachts ist es hier unten taghell und morgens setzt die Abenddämmerung ein. Dann wird es binnen einer Stunde dunkler, bis um 10 Uhr die Lichtverhältnisse von Mondlicht erreicht sind“, berichtet Elisabeth Hembach, Tierärztin und Kuratorin im Zoo Neuwied. „Dadurch gewährleisten wir, dass die Besucher die Tiere in ihrer Aktivitätsphase erleben, statt ihnen beim Schlafen zuzuschauen. Allerdings muss man dazu den eigenen Augen ein paar Minuten Zeit geben, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen“, so die Veterinärmedizinerin.
Wer das berücksichtigt, wird mit einem beeindruckenden Schauspiel belohnt: 230 Fledermäuse schwirren in der Grotte umher und naschen zwischendurch vom süßen Obst, das direkt hinter den Scheiben platziert ist. So haben die Besucher die Gelegenheit, die Fledermäuse einen Moment lang in Ruhe anzuschauen, bevor sie wieder flatternd im Schwarm verschwinden.
Mitten im Wald hoppeln Kängurus
Ein Besuch im Zoo Neuwied ist Liebe auf den ersten Blick. Es gibt auf 14 Hektar Fläche 1800 Tiere aus über 200 Arten. Das Schönste am größten Tierpark in Rheinland-Pfalz sind aber die allgegenwärtigen Ruheinseln. Wer die Stille sucht, findet sie etwa auf einem Rundweg, der kurz nach den gemütlich planschenden Robben bergauf in den Wald geht. Steppenadler, Eulen und die Wildkatze, die sich offenbar in der Hypnose ihrer Betrachter versucht, sind Garanten dafür, dass es in diesem Teil des Tierparks nicht so quirlig zugeht wie etwa beim unentwegt laufenden und buddelnden Erdmännchen-Clan, der erst im Mai Nachwuchs erfahren hat. Überraschend ist, dass mitten im Wald plötzlich Kängurus angehoppelt kommen. Die größte Känguru-Herde außerhalb Australiens lebt hier auf einem riesigen Areal zusammen mit Emus. Auch da braucht das Auge, um sich an den Anblick der exotischen Tiere am Randes des Westerwalds zu gewöhnen.
Mal ruhig, meistens quicklebendig, aber immer unterhaltsam mag es Charley, der Schimpanse. Selbst, wenn der Chef der Menschenaffengruppe nur Salat knabbert, ist das aufgrund seiner zur Schau gestellten Theatralik und Gestik ein Ereignis. „Dem könnte ich stundenlang zusehen“, sagt Petra aus Linz, die mit ihrem Enkel Benjamin das unstete Treiben des Publikumslieblings mit Muße beobachtet. „Der lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Bewundernswert, das würde ich auch gerne können“, findet die Linzerin.
Jeder Tag ohne Besucher bedeutet Verlust
Vielleicht legen sich die Zootiere derzeit auch besonders ins Zeug nachdem während der monatelangen Pandemieschließung kein Besucher kommen durfte. „Seit der Wiedereröffnung am 4. März erleben wir tagtäglich disziplinierte Bürger, die froh sind, ein Stück Normalität in sicherer Umgebung erleben zu können“, sagt Zoodirektor Mirko Thiel. Der Zoo Neuwied habe schließlich neben dem Artenschutz und der Wissensvermittlung eine wichtige Bedeutung als Freizeit- und Erholungsort, findet der frühere Lehrer.
Bewährt habe sich das Hygienekonzept, dass vor allem Abstandmarkierungen, Einbahnregelungen, Desinfektionsstationen, Masken, Datenerfassung, Vorausbuchungspflicht und eine reglementierte Besucherzahl beinhaltet. Somit könne sein Zoo „Erholung in einem Rahmen bieten, der auch während der jetzigen Phase der Pandemie als gefahrlos einzustufen ist“, erklärt Thiel.
Das pandemiebedingte Grundproblem: Für jeden Tag ohne Besucher schreibt der Tierpark im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis einen Verlust von 8000 Euro – täglich. Der Zoo erwirtschafte alle anfallenden Kosten alleine durch Eintrittsgelder, Einnahmen der Zooschule, Spenden, dem Zooshop und dem Verkauf von Tierfutter. All das führt dazu, dass allein bis Januar 2021 Einnahmen von rund 700 000 Euro in der Kasse fehlen. Rücklagen könne der gemeinnützige Verein naturgemäß nicht bilden, um eine solch außergewöhnliche Situation aufzufangen. „Auch in dieser Zeit benötigt der Löwe seine tägliche Portion Fleisch, der Tapir sein Luzerneheu und jeder Seehund frisst drei bis vier Kilogramm Fisch pro Tag“, erklärt Thiel. „Die Tiere im Exotarium brauchen auch im Winter eine Temperatur von 21 Grad Celsius, bei den Energiekosten sind daher ebenfalls keine Einsparungen möglich. Die Ausgaben sind in allen Bereichen also unverändert hoch“, rechnet er vor. Eine beispiellose Spendenaktion im Januar rettete den Zoo vor dem Aus.
Superstar unter 1800 Zootieren
Wer gar nicht der Ruhe wegen hierhin kommt, erlebt am Gehege der Roten Vari, einer Lemurenart, lautstarkes Affentheater par excellence. Bei den Varis ist ständig Feuer unter dem Dach. Aber: Sie sind nicht fortwährend auf Streit aus: „Sie verständigen sich durch laute Rufe“, warnt die Tafel am Gehege. Laut mag es auch Schröder. Der 2006 in Neuwied geborene Berberlöwe ist der Superstar aller 1800 Zootiere. Wenn er brüllt, stellen sich bei all seinen Betrachtern die Nackenhaare auf. Seines majestätischen Gangs scheint sich Schröder bewusst zu sein.
Nicht minder majestätsvoll weiß sich Tigerkater Ivo in Szene zu setzen. Mit einer Schulterhöhe von einem Meter und einer Länge von zwei Metern sind Sibirische Tiger die größte Tigerunterart - und sie gelten als ausgestorben. Und dass die Neuguinea-Papageie ihre Voliere am Ausgang des Zoos haben, kann kein Zufall sein: Wer lange genug wartet, den verabschieden die grellgrün-gefiederten Exoten mit einem gut hörbaren „Tschüss!“
Infos zum Tipp
Alle Besucher (auch Jahreskartenbesitzer und Fördervereinsmitglieder) des Neuwieder Zoos müssen derzeit noch zuvor online einen Zeitraum für den Zoobesuch buchen. Dabei muss der Tag sowie ein Zeitfenster für den Eintritt in den Zoo ausgewählt werden. Die Maskenpflicht für alle ab sechs Jahren besteht nur noch in Wartebereichen und in geschlossenen Räumen. Für Erwachsene auch auf dem Spielplatz. Ein negatives Testergebnis ist derzeit nicht erforderlich.
Zu finden ist der Zoo in der Waldstraße 160, 56566 Neuwied, und zu erreichen über die Bundesstraße 42. Ab der B42-Anschussstelle Heimbach-Weis, die im Abschnitt zwischen Neuwied und Bendorf zu finden ist, ist der Weg ausgeschildert. Informationen gibt es unter verwaltung@zooneuwied.de oder unter Tel. 0 26 22/9046-0.
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Das sind die schönsten Tierparks der Region
1. Kölner Zoo
Der Kölner Zoo, Riehler Straße 173, ist einer der ältesten Zoos in Deutschland. Rund 10 000 Tiere aus mehr als 850 Arten sind im zoologischen Garten der Domstadt zu Hause. Damit ist er nach eigenen Angaben einer der vielfältigsten in ganz Europa. Zu den Hauptattraktionen gehört der 2004 eröffnete Elefantenpark. Er ist der größte nördlich der Alpen. Hier leben aktuell 13 Dickhäuter. Genauso spektakulär ist der 2010 zum 150-jährigen Zoojubiläum fertiggestellte Hippodom. Das großzügige Erlebnishaus zeigt eine afrikanische Flusslandschaft, in der etwa Flusspferde, Nilkrokodile und Sitatunga-Antilopen leben. 2014 machte der Clemenshof seine Pforten auf. Der Nachbau eines für die Region typischen Kleinbauernhofs mit Streichelzoo für Kinder gibt seltenen heimischen Arten ein Zuhause - und ebenso Geißbock Hennes IX., dem Wappentier des 1. FC Köln.
2. Grüner Zoo Wuppertal
Als „der grüne Zoo“ firmiert der Wuppertaler Tierpark, Hubertusallee 30, seit einigen Jahren. 1879 gegründet, ist er einer der ältesten Zoos Deutschlands. Der an einem Hang gelegene - im Wortsinne - Tierpark ist geprägt von weiten Wiesenflächen, großen Teichen und einem alten Baumbestand. Er zählt zu den landschaftlich schönsten Anlagen seiner Art. Die großzügigen Tieranlagen und modernen Gebäude sind gefällig in die bestehende Landschaft eingefügt. Dank einiger herausragender Investitionen und Neubauten insbesondere in den letzten Jahren gehört der Zoo Wuppertal heute zu den modernsten Tierhaltungen in Europa. Einzigartig auf der ganzen Welt ist die Anfahrt zum Zoo: Wo sonst lässt sich die legendäre Wuppertaler Schwebebahn nehmen, um zum Zoo zu gelangen.
3. Zoo Duisburg
Neue Publikumsliebling ist das Koalaweibchen Eerin. Im Mai 2020 erblickt das Beuteltier das Licht der Welt. Anfangs nur so groß wie ein Gummibärchen, entwickelte sich das kleine Weibchen im Beutel von Mutter Eora arttypisch. Zum Jahreswechsel stagnierte dann aber das Gewicht des Jungtieres: Aus den Niederlanden kam eine Expertin, die Milchpulver nach australischer Rezeptur zusammenmischte. das half. Insgesamt 7000 Tiere leben im Duisburger Zoo, Mülheimer Straße 273. Der Schwerpunkt des Zoo Duisburg liegt in der Haltung von australischen Tieren. In keinem anderen deutschen Zoo lassen sich mehr Känguruarten entdecken als hier in der Nähe des Rheins. Neben den bekannteren Arten wie dem Sumpfwallaby treffen Sie auch auf kleine Arten wie das Bürstenschwanzrattenkänguru.
4. Zoo Gelsenkirchen
„Zoom Erlebniswelt“ nennt sich der Gelsenkirchener Tierpark, Bleckstraße 64, seit dem Jahr 2000. Seitdem ist in dem 1948 als Ruhr Zoo Gelsenkirchen gegründeten Tierpark eine Menge gebaut worden. Was als ehrgeiziger Plan zur Jahrtausendwende begann, ist heute als „Weltreise an einem Tag“ im Herzen des Ruhrgebiets zu erleben. Auf einer Fläche von mehr als 30 Hektar sind die Erlebniswelten der drei Regionen, respektive Alaska, Afrika und Asien entstanden. Die laut eigener Darstellung einzige konsequent naturnah gestaltete zoologische Erlebniswelt in Europa bietet mehr als 900 Tieren in über 100 Arten eine naturgetreue Heimat. Die beeindruckende Landschaftsarchitektur der Reviere mit ihren nahezu unsichtbaren Grenzen ermöglicht die spannendsten Begegnungen zwischen Mensch und Tier.
5. Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf
Auf über 2000 Quadratmetern präsentiert das Aquazoo Löbbecke Museum, Kaiserswerther Straße 380, die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten – insbesondere unter Wasser. Beim Rundgang durch die Themenräume folgen die Besucher der Evolution der Lebewesen: Von der Entstehung des Lebens im Wasser, der Ausbreitung der Organismen im Meer, der Eroberung der Süßgewässer bis hin zur Besiedelung aller Lebensräume an Land. Über 5000 Tiere aus mehr als 500 Arten, mehr als 1400 faszinierende Museumsobjekte und interaktive Elemente und Medien warten darauf, entdeckt zu werden. Aus einer privaten Muschel- und Schneckensammlung einerseits und dem städtischem Zoopark andererseits ist heute eine Einheit aus Aquarium, Museum und Zoo gewachsen.
6. Affen- und Vogelpark Eckenhagen
Berber- und kleine Totenkopfaffen, Papageien, Fasane und Flamingos leben im Affen- und Vogelpark Eckenhagen im Bergischen Land. Und das ist nur eine winzige Auswahl: Insgesamt 180 Tierarten sind auf dem Gelände des Parks, Am Bromberg in Reichshof Eckenhagen, zu Hause – und können zum Teil auch gefüttert und gestreichelt werden. Neben einem Streichelzoo und sieben begehbaren Freiflughallen gehören zudem verschiedene Spielplätze, Grillhütten, ein Gartencafé und eine Indoor-Erlebnishalle zum Angebot. Wer dem drei Kilometer langen Rundweg folgt, der durch den Park führt, kann sicher sein, nichts davon zu verpassen. Das Gelände des im Mai 1981 eröffneten Parks, nach eigenen Angaben „der größte private Tierpark in NRW“, ist auf eine Fläche von acht Hektar angewachsen.
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Wir wünschen einen schönen Sommer!