Wer einen Feuersalamander sehen will, muss genau raus, wenn er am liebsten auf dem Sofa bleiben würde. Zwei Orte im Rheinland bieten sich an.
Entdeckungen zu OsternWanderer sehen so gut wie nie Feuersalamander – so gelingt es
Das Treffen kann nur spontan stattfinden. Es gelingt nur nachts im Laubwald, am besten nach oder während eines ausgiebigen Regengusses. Das Unterholz sollte von Moos bewachsen sein, viel Totholz ist ein Standortvorteil. Ebenso wie Pfützen, ein Bach, große Steine. „Sie müssen in einen nicht aufgeräumten Wald“, sagt der Geologe und Naturführer Sven von Loga. Ideale Monate für eine Begegnung sind März bis September. Denn im Winter hält die Kontaktperson gut versteckt Winterruhe.
Feuersalamander sind nicht selten, doch man trifft sie so gut wie nie
Feuersalamander sind in Nordrhein-Westfalen keine seltenen Tiere. Sie haben neben dem Menschen und einer tödlichen Pilzkrankheit, die sich derzeit von Belgien und den Niederlanden über Deutschland ausbreitet, kaum Feinde, schließlich sendet allein ihre Farbgebung allen potenziellen Fressfeinden eine deutliche Warnung auf den Frühstückstisch. Wer sie dennoch schluckt, läuft Gefahr, an ihrem bei Gefahr ausgesondertem Gift zu sterben.
Dennoch trifft man den Lurch quasi nie. Ein Grund: In den Wäldern fehlt es oft an den geeigneten Strukturen für das Tier. Denn was der Salamander braucht, sind ausreichend Totholz am Waldboden oder Versteckplätze im Larvengewässer. Auch die private Forst- und Landwirtschaft trägt durch Aufforstung mit Nadelholz-Monokulturen, Gewässerverschmutzung und erhöhtem Nährstoffeintrag in Quellbäche sowie Fischbesatz von natürlicherweise fischfreien Bächen zum Rückgang der Art bei.
Der andere Grund ist banaler und Sven von Loga umreißt ihn so: „Wanderer und Feuersalamander sind einfach selten zur selben Zeit unterwegs.“ Wanderer lieben die Nachmittagssonne, während Feuersalamander am liebsten nach 22 Uhr unterwegs sind. Dazu eben dann, wenn es gerade in Strömen regnet. Wenn Sven von Loga zu seiner Amphibien-Wanderungen einlädt, dann tut er das deshalb spontan. „Planen kann man das nicht. Ein guter Tipp: Spätabends rausgehen, und zwar dann, wenn das Wetter so schlecht ist, dass man am liebsten nur zu Hause auf dem Sofa sitzen und einen Film gucken will.“
„Dummer und blöder Gesichtsausdruck“
„Als ein schönes und anmutiges Geschöpf wird man den trägen, griesgrämigen Gesellen schwerlich bezeichnen können“, urteilte vor mehr als 100 Jahren der Autor Kurt Floericke in seinem Buch „Kriechtiere und Lurche Deutschlands“ und disste den Feuermolch darin weiter als „ein entstelltes Zerrbild der Eidechse“ mit einem „dummen und blöden Gesichtsausdruck“, „tölpelhaftem und ungeschicktem Betragen“ und den „stumpfen Sinnen“ eines „massigen und grob gestalteten Tieres“.
In der Tat sind Feuersalamander keine Bewegungskünstler, was sich nicht nur bei der Nahrungssuche bemerkbar macht, bei der sie am liebsten die ebenso wenig wendige Nacktschnecke verspeisen. Es kommt auch den Lurchliebhabern zugute, die das so einzigartig wie ein Fingerabdruck gezeichnete Tier fotografieren oder zumindest beobachten wollen. Denn: Ein Lurch sitzt gern mal eine ganze Zeit lang auf dem selben Fleck.
Gute Orte für ein Treffen mit dem Lurch: Kottenforst und Siebengebirge
Sven von Loga geht zum Feuermolch-Gucken am liebsten in den Kottenforst. Aber auch im Siebengebirge sind die Tiere gerade nach Regengüssen gut zu entdecken. Auf dem Weg zum Drachenfels beispielsweise säßen die Lurche im feuchten Unterholz, auf Steinen oder im Laub. Wer sehr viel Glück hat, kann an einem Bach vielleicht sogar einen Lurch beim Laichen beobachten. Denn jetzt im Frühling werden die Lurchi-Babys lebend geboren, die seit September im Mutterbauch herangewachsen sind. „Der Feuersalamander ist die einzige Amphibie, die lebend gebärt. Die haben, wenn sie auf die Welt kommen, zwar noch Kiemen, aber auch schon kleine Füßchen“, sagt von Loga.
Gute Chancen auf eine solche Entdeckung hat man an sehr kleinen Bächen mit geringer Fließgeschwindigkeit, schließlich sollen die Jungen nicht gleich nach der Geburt weggeschwemmt werden.
Um den Feuersalamander zu schützen, sollten sich Wanderer gerade in gekennzeichneten Gebieten nach der Rückkehr die Wanderschuhe desinfizieren. Eine tödliche Pilzkrankheit, der Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans, bedroht nämlich auch in Nordrhein-Westfalen ganze Populationen.„Effektiv ist einfach Ethanol, das gibt es in jedem Baumarkt zu kaufen, und wer nach dem Verlassen des Waldes seine Schuhe damit einsprüht, läuft nicht Gefahr, die Sporen in einen anderen Forst zu übertragen.“