Im Rhein-Sieg-Kreis rücken die Feuerwehren fast täglich zu kleineren Flächenbränden aus. Die Gefahr, dass Wälder Feuer fangen, steigt.
Hitze und TrockenheitIm Rhein-Sieg-Kreis steigt die Gefahr von Waldbränden
Es ist Mittwoch kurz vor 18 Uhr, als die Funkmeldeempfänger der Feuerwehr in Windeck-Dattenfeld piepsen: Ein Flächenbrand, etwa 30 Quadratmeter Waldboden stehen in Flammen. Schnell werfen die Feuerwehrleute ihre Pumpe an, ehe sich das Feuer ausbreitet.
Fast täglich rücken die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis in diesen Tagen zu Vegetationsbränden aus. Meist sind es nur wenige Quadratmeter, doch je länger die Trockenheit andauert, desto wahrscheinlicher sind auch größere Waldbrände. Erst am vergangenen Wochenende brannte es in einem Wald bei Bonn-Niederholtorf, da waren es schon 1500 Quadratmeter.
Waldbrandgefahr: Wenn es warm, heiß und trocken ist, kann es schnell gehen
Stephan Schütte, Regionalforstamtsleiter Rhein-Sieg-Erft, zu dem auch Windeck gehört, schreitet nachdenklich über den verbrannten Waldboden. „Das Feuer wurde zum Glück sehr schnell bemerkt“, berichtet er. „Ein Sportpilot hat es dem Tower in Hangelar gemeldet, außerdem waren viele Spaziergänger im Wald unterwegs.“ Doch gerade die, vermutet Schütte, könnten das Feuer ausgelöst haben. „Das mit der Sonnenlicht bündelnden Glasscherbe ist Quatsch. Ich glaube, hier hat jemand seine Zigarette weggeworfen.“
Im Umkreis von 20 Metern bedecken Asche und verbrannte Äste den Boden, verkohlte Baumstümpfe gefällter Bäume ragen heraus. Immerhin: Die noch stehenden Bäume haben nur wenig abbekommen. „Das sind Fichten, die haben in der Regel eine dicke Rinde. Oben ist alles noch grün, der Wald wird sich in zwei bis drei Jahren erholen.“
Von Szenarien wie in Kanada ist man in Deutschland noch weit entfernt, sagt Forstamtsleiter Stephan Schütte
Von Szenarien wie in Kanada, wo seit Wochen Tausende Quadratkilometer Wald in Flammen stehen, sei man in Deutschland ohnehin noch weit entfernt. „Wir haben hier zu 99 Prozent Bodenfeuer, die Baumkronen sind nicht betroffen. Dann ginge es rasend schnell.“ Schütte weiß genau, was Waldbrände begünstigt: „Man spricht von einem Dreieck. Wenn es warm, heiß und trocken ist, wenn man hauptsächlich Nadelbäume da stehen hat und viele Äste am Boden liegen, kann es sehr schnell gehen.“
Daher gerieten Brände in Südeuropa so schnell außer Kontrolle. „Da stehen vor allem Nadelbäume, und die Wälder werden nicht gepflegt. Die Kiefern werden zu Fackeln.“ Eine dichte Bepflanzung – heutzutage mit hitzebeständigeren Arten wie der Esskastanie – sei immens wichtig: „Wo Licht hinfällt, wächst Gras. Und wenn das vertrocknet, wirkt es wie Zunder.“
Auch gefährlich: durch Borkenkäferbefall abgestorbene Fichten, von denen es besonders im östlichen Rhein-Sieg-Kreis große Flächen gibt. Wie die Feuerwehren und die Forstämter zusammenarbeiten, ist in einem Erlass des Landesumweltministeriums geregelt. „Es hat beispielsweise immer jemand von uns Rufbereitschaft und wird bei Waldbränden von der Feuerwehr informiert. Derjenige ruft dann den zuständigen Forstamtsleiter an, denn insbesondere der kann der Feuerwehr den Weg weisen“, sagt Schütte.
Waldbrand: 14.000 Liter Wasser werden mit dem Tuffi-Tanker zum Einsatzort gebracht
Auch bei den Einsatzkräften ist die Zusammenarbeit genau geregelt. „Bei größeren Bränden wird direkt der Alarmzug Wasser losgeschickt“, schildert Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. Aus Königswinter und Hennef fahren dann die beiden „Tuffi-Tanker“ los. Das sind nicht bloß Spitznamen, es handelt sich tatsächlich um zwei ehemalige Milchlaster, die nun, mit Blaulicht ausgestattet, je 14.000 Liter Wasser zum Einsatzort bringen können.
Außerdem gibt es einen Wagen des Kreises, der zwei Kilometer Schlauchmaterial an Bord hat. „Im Wald gibt es kein Hydrantennetz“, erläutert Gandelau. Ein spezielles Becken, das umso größer wird, je mehr man es befüllt, bildet dann ein Wasserreservoir. „Daraus kann theoretisch sogar ein Hubschrauber nachtanken – meist macht er das aber aus Flüssen, weil das schneller geht.“
Kreisbrandmeister blickt mit Sorge auf das Wochenende, das heiß werden soll
Mit Sorge, sagt Gandelau, blicke er auf das kommende Wochenende, für das rund 30 Grad vorhergesagt sind. Der Waldbrandindex soll dann auf Stufe 4 von 5 steigen. Dann ist es verboten, die Waldwege zu verlassen, Parkplätze können gesperrt werden. Zu rauchen oder gar zu grillen ist ohnehin untersagt, auch Autos sollten nicht auf hohem Gras abgestellt werden.
In Windeck veranstalteten die Wehren im vergangenen Jahr eine aufwendige Waldbrandübung – wenige Wochen, bevor fast an gleicher Stelle tatsächlich ein größerer Waldbrand ausbrach. Auch die Führungsebene war eingebunden. „Da haben wir Abläufe einstudiert, die später tatsächlich geholfen haben.“ So sei ein geländegängiges Feuerwehr-Motorrad erprobt worden, mit dem Nachrichten überbracht werden könnten, falls der Funk ausfalle.
„Bei dem Waldbrand in Windeck haben uns außerdem die Bauern mit ihren Güllefässern Wasser gebracht. Die haben dafür eine Whatsapp-Gruppe, mit der sie ihre Unterstützung koordinieren“, sagt Gandelau. „Wir sind in der Lage, Einheiten aus dem gesamten Kreis zusammenzuziehen, ohne den Schutz vor Ort zu schwächen. Was Brände angeht, sind wir aber immer nur in der Lage zu reagieren. Eine Glaskugel haben wir nicht.“