Im Büze und den anderen 13 Bürgerzentren befürchtet man angesichts der Kürzungen im städtischen Haushalt, dass das Angebot stark eingeschränkt werden muss.
300 Plakate, 1000 FlyerBürgerzentrum Ehrenfeld startet Kampagne zum Erhalt der Einrichtung
Knappe Fragen auf frisch gedruckten Plakaten: „Ihr wollt mehr Begegnungsräume?“, „Ihr wollt weniger Rassismus?“, oder: „Ihr wollt mehr Vielfalt?“. Die Antwort ist auf allen sechs Plakat-Varianten dieselbe: „Haben wir schon“, sagt das Team des Ehrenfelder Bürgerzentrums – im Veedel kurz Büze genannt – selbstbewusst. Auf den Plakaten steht aber auch: „Ohne Stütze kein Büze“.
Kampagne im Leo-Amann-Park gestartet
Denn im Büze wie den übrigen 13 in der „Kölner Elf“ organisierten Bürgerschaftshäusern und Bürgerzentren befürchtet man angesichts der bevorstehenden Kürzungen im städtischen Haushalt, dass das Angebot im kommenden Jahr erheblich eingeschränkt werden muss. Deshalb startete im Leo-Amann-Park eine Kampagne zum Erhalt der Einrichtung in ihrer jetzigen Form: mit einer Petition und dem Verteilen von 300 Plakaten und 1000 Flyern an die fast 100 Besucher der Auftaktveranstaltung.
Mit „Stütze“ sind nicht nur finanzielle Zuwendungen gemeint, sondern auch die Unterstützung durch die Büze-Besucher, die nun die Flyer in Kneipen, Bars und Läden auslegen und damit das Problem in der Öffentlichkeit bekannt machen sollen. „Wir können das nicht allein“, appellierte Jonathan Sieger, Leiter des Bürgerzentrums, an seine Gäste.
Betrieb dank Rettungsschirm bis Ende 2024 gesichert
Die Finanzen aber bleiben das zentrale Problem, und da hatte sich die Stadt kürzlich großzügig gezeigt. „Wir haben einen Rettungsschirm in Höhe von 180.000 Euro für dieses Jahr bekommen“, berichtete Sieger. Damit sei der Betrieb bis Ende 2024 gesichert. Doch dass diese Überweisung notwendig wurde, zeige schon, wie groß das strukturelle Defizit ist.
Rund 400.000 Euro des jährlichen Büze-Budgets in Höhe von insgesamt zwei Millionen Euro kommen als Betriebskostenzuschuss von der Stadt, der Rest wird selbst erwirtschaftet oder über Spenden eingeworben. Der städtische Beitrag wurde in den vergangenen Jahren allerdings trotz massiv gestiegener Energie- und Personalkosten nicht erhöht. Wie im Flyer nachzulesen ist, hat eine externe Unternehmensberatung errechnet, dass die Stadt etwa 30 Prozent der Kosten übernehmen müsste, statt der bislang 20 Prozent.
Bürgerzentren hoffen auf Erhöhung der städtischen Zuschüsse
Das ist nicht nur in Ehrenfeld so. Die 14 Bürgerzentren hoffen auf eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse von derzeit insgesamt 3,8 Millionen Euro pro Jahr auf 6,8 Millionen Euro.
Severin Brinkhaus vom Büze-Vorstand zählte auf, was alles verloren gehen könnte, wenn das Angebot des Hauses eingeschränkt oder die Preise erhöht werden müssen: das warme Mittagessen für 6,50 Euro, das Umsonst-Café, die Tafel, Nachbarschaftsfeste, vor allem aber die günstig vermieteten Räume an sogenannte Randgruppen, die sich andere Orte kaum leisten können: Migranten, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende, Senioren, Wohnungslose.
„Das Büze bietet vielen ganz unterschiedlichen Menschen die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens und wirkt daher dem Rechtsruck in der Gesellschaft entgegen“, so Brinkhaus.
Das bestätigte Dragqueen Loona Tension, die hier ihre „Frei Art“-Shows veranstaltet und stets 200 bis 400 Gäste begrüßen kann: „Im sonst so ‚queeren‘ Köln haben wir kaum Auftrittsmöglichkeiten, das hier ist einmalig in Nordrhein-Westfalen.“ Deshalb kämpft sie eifrig mit für den Erhalt des Büze.
Mona Hesselmann, zuständig für das Kulturprogramm, kündigte an, dass es am 23. August und 20. September mit Veranstaltungen im Leo-Amann-Park weitergehen soll. „Außerdem drehen wir mit den anderen Bürgerzentren einen Image-Film, im Herbst folgen weitere gemeinsame Aktionen.“