Müngersdorf – Der 1.FC Köln möchte in einem größeren Stadion spielen, das Rhein-Energie-Stadion in Müngersdorf wird ihm zu klein. Über die Idee, mehr Plätze anbieten zu können, wird seit langem diskutiert. CDU und Grüne bringen das Thema am heutigen Donnerstag in die Beratungen des Stadtentwicklungsausschusses ein, wenn zunächst auch nur als Anfrage mit einigen Prüfaufträgen für die Verwaltung.
Doch eines der zentralen Themen – neben den Kosten und bautechnischen Fragen – wird benannt: Ist eine Stadionerweiterung an dieser Stelle überhaupt möglich? CDU und Grüne wollen wissen, welche planungs- und genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen sind. Dabei geht es unter anderem um die Folgen eines höheren Verkehrsaufkommens. Man brauche ein „solides Faktenfundament“, so das Bündnis. Die Infrastruktur und die Belastungen für das Stadion-Umfeld seien heute schon „am Limit“.
25.000 Zuschauer mehr soll das Stadion fassen
Der Fußballclub möchte in einem Stadion mit rund 75.000 Zuschauerplätzen spielen. Zur Zeit gibt es knapp 50.000 Plätze. Der Wunsch nach einem größeren Stadion verbindet sich mit dem Ziel, in Zukunft nicht mehr nur Mieter des Stadions zu sein.
Das Rhein-Energie-Stadion wird von der städtischen Tochtergesellschaft „Sportstätten GmbH“ betrieben, die für noch fünf weitere, kleinere Kölner Stadien und Sportanlagen zuständig ist. Der FC möchte zumindest Mitbetreiber werden, bestenfalls sogar alleiniger Eigentümer. Dazu müsste er das Stadion der Stadt abkaufen oder in eigener Regie ein neues bauen.
Eine Machbarkeitsstudie fehlt
Es gelten Bestimmungen für Lärm- und Landschaftsschutz. Auch der Denkmalschutz dürfte Hürden aufstellen. Die Frage, ob Straßen, Parkplätze und KVB-Anbindung für 75 000 Zuschauer ausreichen, ist genauso offen wie die abschließende Prüfung der bautechnischen Fragen: Wie aufwendig ist es, einen zusätzlichen Oberrang auf das Stadion draufzusetzen? Was kostet das? Was bedeutet dies für die urheberrechtlich geschützte Architektur des Gebäudes?
Hier fehlt eine Machbarkeitsstudie, die wohl die Sportstätten GmbH in Auftrag geben müsste. Bislang ist das nicht geschehen. Nicht zu unterschätzen ist zudem die politische Gemengelage: Im Stadionumfeld gibt es gut vernetzte und agile Bürgervertretungen, denen die Erweiterung nicht gefallen dürfte.
Sollte eine Erweiterung im Müngersdorfer Sportpark nicht möglich sein, wird der FC in jedem Fall auf einen Neubau drängen. Der wäre am heutigen Standort möglich. Das ist von 2001 bis 2003 schon einmal vorbildlich im laufenden Betrieb gelungen. Bei einem Neubau in Müngersdorf stellen sich jedoch die gleichen Fragen wie bei der Erweiterung.
Andere Standorte geprüft
Deshalb prüft der FC ebenfalls andere Standorte – auch außerhalb der Stadtgrenzen. Bis jetzt ist aber noch kein besser angebundener Ort in Sicht. Zudem verbindet sich mit dem Müngersdorfer Stadion eine lange Tradition. Und Emotionen sollte man gerade im Fußball und in Köln nicht unterschätzen. Ein Umzug auf die rechte Rheinseite oder in den Erftkreis? Unvorstellbar. Schon ein Neubau in der Nachbarschaft, zum Beispiel in Marsdorf, wie ihn zuletzt die Kölner Grünen ins Spiel gebracht hatten, ist nicht leicht vorstellbar.
Dort hat die Stadt ein Grundstück für die Verlagerung des Großmarkts im Visier. Es für einen Stadionneubau zu nutzen, setzt aber voraus, dass Verwaltung und Politik endlich Klarheit in der Frage schaffen, was aus dem Großmarkt werden soll.
Und noch etwas spricht gegen einen Umzug an einen anderen Ort: Die Stadt kann kein Interesse an einer Konkurrenz zwischen „ihrem“ Stadion in Müngersdorf und einem neuen FC-Stadion in der Nähe haben. Müngersdorf würde zum Millionengrab.
2024 läuft Vertrag aus
2024 soll das größere Stadion spielbereit sein. Dann läuft nicht nur der Vertrag zwischen FC und Sportstätten GmbH aus. In dem Jahr will Köln auch Austragungsort für Europameisterschaftsspiele sein. Der Zeitplan ist also ehrgeizig. Der FC will noch in diesem Jahr entscheiden können, wie und wo es mit ihm ab 2024 weitergeht.
Auch die Politik will möglichst bald „eine klare Entscheidungsgrundlage“, wie der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Niklas Kienitz (CDU), sagt. Innerhalb der Stadtverwaltung gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt.