Ein dramatischer Zwischenfall aus dem Vorjahr soll sich am kommenden 11.11. nicht wiederholen. Die Uniwiesen sollen wieder als Überlauffläche dienen.
Einsatz am 11.11.Polizei Köln setzt Drohnen im Kwartier Latäng ein
Wenn in knapp zwei Monaten die Karnevalssession eröffnet wird, erlebt die Zülpicher Straße womöglich einen nie dagewesenen Ansturm. Der 11.11. fällt dieses Jahr auf einen Samstag. Sollte auch das Wetter einigermaßen mitspielen, werden Zehntausende ins Kwartier Latäng strömen und bis zum Morgen feiern, trinken und tanzen.
Noch dreht die Stadt an den letzten Stellschrauben für ihr Sicherheitskonzept, klar dürfte aber schon jetzt sein: Die Uniwiesen werden wie an Weiberfastnacht wieder als Überlauffläche dienen. So soll Platz für alle sein, falls die Zülpicher Straße erwartungsgemäß am späten Vormittag volllaufen wird.
Während Umweltschützer und die Bezirksvertretung Innenstadt die Uniwiesen als Ausweichfläche ablehnen und asphaltierte Alternativen ins Spiel bringen, wie etwa die Nord-Süd-Fahrt oder die Ringe, führt für Stadtverwaltung und Polizei kein Weg an den Rasenflächen vor der Mensa vorbei.
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11.11. in Köln: Polizei will keinen zweiten Feierhotspot in der Stadt
„Ich habe bisher noch keinen Vorschlag gehört, der uns mehr Sicherheit bietet als die Uniwiesen“, sagt der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz, der die Karnevalseinsätze an Weiberfastnacht und am 11.11. im Vorjahr geleitet hat. Er ist überzeugt: Mit einem Alternativangebot auf den Ringen oder anderswo könne man die Menschen nicht aus dem weit über die Kölner Grenzen hinaus bekannten Zülpicher Viertel weglocken. „Ich habe eher die Sorge, dass mit einem Alternativangebot zusätzlich Menschen angezogen werden.“
Die Polizei müsste dann woanders noch einen zusätzlichen Hotspot betreuen. „Das wäre über die Maßen anstrengend und ressourcenfressend. Da muss man sehen, ob man das hinbekäme, ich kann davon derzeit nur abraten“, sagt Lotz.
Sein Kollege Frank Wißbaum, der den Polizeieinsatz am kommenden 11.11. leiten wird, fügt hinzu: „Natürlich ist der Umweltschutz wichtig. Aber wenn man als Polizei eine Abwägung treffen muss, würde ich immer sagen: Menschenschutz vor Umweltschutz.“
Wie knapp Köln bei der Sessionseröffnung vor einem Jahr an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist, verdeutlicht ein Vorfall auf der Zülpicher Straße, der bislang nicht öffentlich bekannt war: In den Mittagsstunden des 11.11.2022 war das Gedränge vor dem einzigen Zugang ins Kwartier Latäng zwischen dem Bahntunnel und der Mensa zeitweise so stark, dass die Menschen, die weiter vorne standen, sich nicht mehr frei bewegen konnten. Die Masse wogte hin und her. Bei Einsatzkräften einer Hundertschaft, die 2010 schon die Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg mit 21 Toten miterlebt hatten, weckten diese Bilder schlimme Erinnerungen.
Erst recht, als mitten im Getümmel auf der Zülpicher Straße plötzlich eine Person nach unten gezogen wurde und das Bewusstsein verlor. Entschlossen schoben sich Polizistinnen und Polizisten in die Menge und zogen die ohnmächtige Person heraus. Sie überlebte. „Ich will das im Nachhinein nicht dramatisieren“, sagt Martin Lotz heute, „aber das war eine hochkritische Situation.“
Damit sich Szenen wie diese nicht wiederholen, hatte die Stadt schon zu Weiberfastnacht dieses Jahr ihr Sicherheitskonzept entscheidend verändert. Der Eingang vor dem Bahntunnel wurde vorgezogen auf Höhe der Mensa, wo mehr Platz ist. Auf der Roonstraße wurde ein zweiter Eingang ins Univiertel geschaffen, um die Einlasssituation zu entzerren.
11.11. in Köln: Stadt prüft dritten Eingang ins Zülpicher Viertel
Und die Uniwiesen wurden als so genannte Entlastungsfläche hergerichtet und zum Schutz des Rasens mit Matten bedeckt. All das offenbar mit Erfolg. „Weiberfastnacht war im Vergleich zum 11.11. voriges Jahr insgesamt eher eine entspannte Situation aus polizeilicher Sicht“, sagt Lotz. „Die Feiersituation war zu jeder Zeit unter Kontrolle.“
Mit Blick auf den kommenden 11.11. dürfte sich am Sicherheitskonzept also vermutlich nicht viel ändern. Die Absperrstellen rund um die Zülpicher Straße will die Polizei erneut mit Drohnen überwachen, um zu verhindern, dass Menschen sich dort in die Feierzone mogeln. Das habe schon an Weiberfastnacht gut funktioniert, sagt Martin Lotz. „Wir haben dadurch jede einzelne Person gesehen, die irgendwo über einen Zaun geklettert ist oder einen Zaun weggeschoben hat. Die wurden alle an der nächsten Kontrollstelle in Empfang genommen, da ist uns keiner durchgegangen.“
Die Stadt prüft noch, ob es neben der Einlassstelle an der Mensa und auf der Roonstraße diesmal in Höhe der Kirche Herz Jesu noch einen dritten Zugang auf die Zülpicher Straße geben soll. Darüber könne man nachdenken, sagt Lotz. „Man muss nur sehen, dass die Gedrängesituation beherrschbar bleibt. Es darf sich kein Rückstau bilden, der sich auf die Verkehrsachse dort auswirkt.“
Weil der 11.11. ein Samstag ist, rechnet die Polizei damit, dass die Feiern länger dauern werden als in den Vorjahren. „Wir werden vor allem nachts stärker aufgestellt sein als in den vergangenen Jahren“, sagt Frank Wißbaum. Der Leitende Polizeidirektor rechnet wieder mit einem „intensiven Einsatz über viele Stunden“.