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„Erste Bahn bereits verspätet“Das sagen Pendler zum Start des 9-Euro-Tickets in Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Gewohntes Bild: Reger Betrieb am Morgen im Kölner Hauptbahnhof.

Köln – Seit dem heutigen Mittwoch, 1. Juni ist das 9-Euro-Ticket für drei Monate gültig. Wie groß ist das Interesse bei Pendlern und Reisenden? Wie bewältigt vor allem die Deutsche Bahn den zu erwartenden Ansturm? Unser Reporter hat sich am Morgen am Kölner Hauptbahnhof umgeschaut.

Carolin Kienast hat einen neuen Job in Bergheim, der erste Juni ist ihr erster Arbeitstag. Gleichzeitig ist es auch der Tag, ab dem das 9-Euro-Ticket überall in Deutschland gültig ist. Für Kienast heißt das: Ab jetzt wird sie drei Monate pendeln. Ob sie das auch ohne das günstige Ticket gemacht hätte, weiß sie nicht. „Eigentlich fahre ich am liebsten Fahrrad, wenn es geht“, sagt sie. So steht sie auch mit ihrem Rad am Gleis 9 des Kölner Hauptbahnhofs und wartet auf ihren Zug. Sobald sie in Bergheim ankommt, fährt sie dann zu der Praxis, in der sie ihren ersten Arbeitstag als Ärztin hat.

9-Euro-Ticket: Viele haben es schon vor dem 1. Juni gekauft

Nicht nur Kienast, fast jeder und jede am Bahnhof hat das 9-Euro-Ticket. Kein Wunder, denn allein die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben schon vor dem ersten Juni mehr als 100.000 Tickets verkauft. Dementsprechend leer sind auch die Fahrkartenautomaten. Der große Ansturm auf die Züge bleibt zumindest am ersten Tag noch aus. Der Kölner Hauptbahnhof ist nicht voller als gewöhnlich. Das Bahngleis 10 füllt sich nur, als ein Zug krankheitsbedingt ausfällt.

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Carolin Kienast nutzt das Neun-Euro-Ticket und ihr Fahrrad, um zur Arbeit zu kommen.

Viele Fahrgäste erzählen, dass sie das Ticket direkt am ersten Tag gekauft haben, als es möglich war. Trotzdem stehen im Bahnhof sogenannte „Promoter“ in roten Jacken bereit, die den Bahnkundinnen und -kunden auf das Ticket hinweisen sollen und auch beim Kauf unterstützen.

Theresa Gomes hat das Ticket schon vor einer Woche online gekauft. Sie pendelt vier Mal wöchentlich von Leverkusen nach Köln. Für sie, wie für viele andere Pendlerinnen und Pendler ist das Ticket eine massive finanzielle Erleichterung. „Normalerweise zahle ich mehr als 100 Euro monatlich für mein Ticket. Seit vier Jahren schon.“ Das 9-Euro-Ticket entlaste sie sehr, löse aber nicht alle Probleme. Ihr Zug ist gerade ausgefallen. „Es gibt immer ein Problem auf meiner Strecke, die Züge sind immer zu spät.“

Lehrerin steigt vom Auto auf die Bahn um

Birgit Wimmers hofft, dass ihre Erfahrung mit der Bahn besser sein wird. Die Förderschullehrerin pendelt den ersten Tag zu ihrer Arbeit in Pulheim. Sie kommt aus Delbrück und fährt normalerweise mit dem Auto. Da brauche sie 40 Minuten, mit dem öffentlichen Personennahverkehr dauert es im besten Fall eine Stunde und zehn Minuten. Doch ihre Bahn hat bereits Verspätung. „Ich werde es trotzdem drei Monate durchhalten. Ich spare viel Geld und in der Bahn kann ich meine Zeit ja auch nutzen, um Mails zu schreiben und den Unterricht vorzubereiten“, sagt sie.

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Birgit Wimmers ist auf die Bahn umgestiegen.

Auch außerhalb der Arbeit freut sie sich über das Ticket: „Nachher bin ich mit meinem Freund in der Kölner Innenstadt verabredet. Und ein Treffen mit einer Freundin in Dortmund haben wir heute schon geplant.“

Auch Jörg D. wurde vom 9-Euro-Ticket überzeugt, die Bahn zur Arbeit zu nehmen. Seine bevorzugten Transportmittel sind normalerweise: Füße, Fahrrad, Auto. Doch jetzt steht er mit einem Longboard in der Hand am Bahngleis. „Die 30 Minuten bis zur Arbeit könnte ich wegen meiner Knie damit nicht fahren. Aber von der Bahnstation zur Arbeit und nach Hause, das geht mit dem Longboard super und macht Spaß.“ Trotzdem hat der Elektroingenieur einen Kritikpunkt: „Das Ticket hätte ruhig ein wenig teurer sein können. Die Leute hätten es trotzdem gekauft – und so kostet es schon sehr viel Steuergeld.“

Nur Reisende, die lange Strecken mit dem ICE fahren oder ins Ausland wollen, haben teilweise auf einen Ticketkauf verzichtet. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Ein Reisender, der seinen Namen nicht nennen will, fliegt von Düsseldorf-Weeze nach Mallorca. Eigentlich fahre er nie Bahn, sagte er. „Aber das 9-Euro-Ticket ist günstiger als ein Ticket zum Flughafen und wieder zurück. Natürlich habe ich mir das dann geholt.“

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Eine kleine Ersparnis ist das Ticket auch für Manfred Fecht und seine Frau Petra Fecht. Er hat einen Schwerbehindertenausweis und zahlt für ein Jahresticket 92 Euro, also monatlich weniger als acht Euro. Bisher musste Petra Hecht sich jedoch immer die teureren Bahntickets kaufen. Das ist jetzt nicht mehr so und das Paar hat das direkt genutzt. „Wir fahren jetzt mal für einen Tag und eine Nacht nach Koblenz. Ein bisschen Urlaub machen und die Stadt anschauen.“

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Luca Flosbach (l.) und Jessie Blehak fahren in den Urlaub.

Urlaub machen auch Luca Flosbach und Jessie Blehak. Sie studieren an der Universität zu Köln und zahlen etwa 200 Euro für ein Semesterticket, das in ganz Nordrhein-Westfalen gültig ist. „Gestern haben wir eine Mail bekommen, dass die Uni noch in Verhandlungen mit der KVB steht. Wir hoffen sehr darauf, dass wir dann das Geld zurückbekommen.“ Sie können es gut gebrauchen, von Düsseldorf Weeze fleigen sie nach Barcelona. Das günstige deutschlandweite Ticket will Flosbach vielleicht in der Zukunft noch für andere Reisen nutzen: „Ich war noch nie auf Sylt.“