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Zehn Mandate für KölnAbdi und Dröge gewinnen Krimis in ihren Wahlkreisen

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SPD-Kandidatin Sanae Abdi als „Kölle Ohlaaf“ mit den Kölner Parteivorsitzenden Claudia Walther (l.) und Florian Schuster (r.).

SPD-Kandidatin Sanae Abdi als „Kölle Ohlaaf“ mit den Kölner Parteivorsitzenden Claudia Walther (l.) und Florian Schuster (r.).

Lauterbach und Lehmann verteidigen souverän ihre Direktmandate. Mützenich zum siebten Mal im Bundestag.

Vor dem Sieg gab es für Sanae Abdi am späten Sonntagabend einen Rauswurf. Die Lanxess-Arena, wo die Kölner SPD den Wahlabend im karnevalistischen Rahmen der „Lachenden Kölnarena“ verbrachte, schloss ihre Pforten. Und die gestrengen Ordner nahmen keine Rücksicht darauf, dass der Krimi, in dem Abdi neben Serap Güler von der CDU eine Hauptrolle spielte, gerade seiner Auflösung entgegensteuerte.

Schließlich sind es 456 Stimmen mehr, die Abdi zum zweiten Mal das Direktmandat im Wahlkreis Köln I sichern. Die 38-Jährige musste das mit einem nächtlichen Kölsch am Kiosk feiern. „Dass wir den Wahlkreis halten konnten, war enorm wichtig für die Kölner SPD“, sagte sie. Ihr Blick galt aber auch dem mageren Gesamtergebnis ihrer Partei, daher empfinde sie eine „getrübte Freude“.

Abdi ist eine von zehn Kölner Politikerinnen und Politkern, die am Sonntag ein Bundestagsmandat erobern konnten. Die weiteren drei Direktmandate gingen an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Leverkusen/Köln IV) von der SPD und die beiden Grünen-Kandidaten Sven Lehmann (Köln II) und Katharina Dröge (Köln III).

Über die Landeslisten ihrer Parteien ziehen neben Güler diese Kölner Kandidatinnen und Kandidaten in den Bundestag ein: Rolf Mützenich (SPD), Nyke Slawik (Grüne), Fabian Jacobi (AfD), Jochen Haug (AfD) und Lea Reisner (Die Linke).

Die Bundestagsabgeordnete Güler, Mitglied im Bundesvorstand der CDU, war extra aus dem ungewinnbaren Karl-Lauterbach-Wahlkreis Leverkusen/Köln IV in jenen gewechselt, in dem Abdi vor vier Jahren als Newcomerin so überraschend triumphiert hatte. Gülers Hoffnung auf ein leichtes Spiel in für die SPD tristen Zeiten erfüllte sich allerdings nicht. Abdi lag den ganzen Abend leicht vorn, zitterte mächtig in ihrem leuchtenden Kostüm eines „Kölle Ohlaaf“, schaffte es aber tatsächlich, den Kölner Süd-Osten für die SPD zu halten und ihren Kölner Parteigenossinen und -genossen damit ein wenig Trost zu spenden.

Serap Güler kommt über die NRW-Landesliste in den Bundestag

Güler, in der NRW-Landesliste auf Platz sechs einsortiert, musste dann noch eine Weile weiterbangen, ob zumindest das für den erneuten Einzug in den Deutschen Bundestag reichen würde. Die CDU konnte in NRW so viele Direktmandate gewinnen, dass sie am Ende nur noch drei Mandate über ihre Liste zu verteilen hatte. Erst gegen 3.30 Uhr konnte Güler aufatmen, sie bekommt eines davon. Alle vor ihr platzierten Kolleginnen und Kollegen holten in ihren Wahlkreisen Siege.

Nach einer kurzen Nacht sagte Güler am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstandes: „Ich bin glücklich über meinen erneuten Einzug in den Bundestag, aber persönlich enttäuscht über mein Wahlergebnis.“

Die Kölner Abgeordnete Katharina Dröge verbtrachte den Wahlsonntag im Kreis der Bundesspitze von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin.

Die Kölner Abgeordnete Katharina Dröge verbtrachte den Wahlsonntag im Kreis der Bundesspitze von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin.

Ähnlich knapp ging es in Köln nur im Wahlkreis Köln III zu. Dieser ist seit 2002 fest in der Hand von Bundestags-Urgestein Rolf Mützenich von der SPD. Doch nach sechs Siegen in Folge unterlag der 65-Jährige diesmal im Duell der Bundesfraktions-Vorsitzenden seiner Grünen-Kollegin Katharina Dröge, die 40-Jährige bekam 390 Stimmen mehr. „Ich gratuliere Katharina Dröge, mit der ich drei Jahre lang vertrauensvoll zusammengearbeitet habe“, sagte Mützenich.

Den Krimi in seinem Wahlkreis – er lag zunächst vor Dröge, die sich mit zunehmender Anzahl ausgezählter Stimmen langsam an ihn heran und schließlich vorbei schob – verfolgte Mützenich nur am Rande aus Berlin. Dort traf die erste deutlich sichtbare Nebenwirkung der krachenden Wahlniederlage der SPD am späten Abend seine Person: Mützenich gab bekannt, seinen Posten als Fraktionsvorsitzender nach einem gemeinsamen Beschluss der Parteiführung an Parteichef Lars Klingbeil abgeben zu wollen. Er werde sich aber „weiter als Abgeordneter für Köln stark machen“, betonte Mützenich.

Dröge, die den Wahlsonntag ebenfalls in Berlin verbrachte, bezeichnete ihren ersten Sieg als Direktkandidatin als „historischen Moment“. Auch sie demonstrierte Freundlichkeit gegenüber ihrem Mitbewerber, Mützenich haben in den vergangenen Jahren „als Abgeordneter viel für Köln bewegt“. Für sie selbst heiße es jetzt „volle Kraft voraus für Klimaschutz, ein bezahlbares Leben und eine starke Wirtschaft“.