Fünf Stunden mit MaskeSo ging es Kölner Schülern bei den ersten Abi-Klausuren
Köln – Nichts an diesem Schuljahr war normal. Auch nicht für die Kölner Schülerinnen und Schüler, die am Freitag ihre ersten Abitur-Klausuren im Fach Englisch geschrieben haben. Es war ein Schuljahr im Pandemie-Modus, im Ausnahmezustand. Mit ständigem Hin und Her zwischen Präsenz- und Distanzunterricht, einsamen Lernstunden im Homeschooling, ohne Vorabi-Feten und Mottowoche. Nun also die bislang wichtigste Prüfung unter Corona-Bedingungen. Das bedeutet stundenlange Höchstkonzentration mit Maske vor Mund und Nase.
Gründe zu jammern gäbe es also genug. Doch gejammert wird erstaunlich wenig an diesem Freitagmittag vor dem Hölderlin Gymnasium. Als einer der ersten aus seinem Leistungskurs verlässt Max Pohl das Schulgebäude in Mülheim. Er trägt eine Sonnenbrille und wirkt fast tiefenentspannt: „Ich bin ganz zufrieden und hatte keine Probleme mit dem Thema.“ Es ging um Kolonialismus und Rassismus in Großbritannien. „Es war etwas anstrengend mit der Maske, aber einen Nachteil hatte ich dadurch nicht. Zum essen und trinken konnte ich sie mal kurz abnehmen“, sagt der 18-Jährige.
Prüflinge hatten ein Thema mehr zur Auswahl
Fünf Zeitstunden hatten die Prüflinge, inklusive einer halben Stunde um sich für eine der gestellten Aufgaben zu entscheiden. „In diesem Jahr hatten wir ein Thema mehr als sonst üblich zur Auswahl.“ Max Pohl war bereits eine Stunde vor Ablauf der Zeit fertig. „Ich habe versucht, so gelassen wie möglich an die Sache ranzugehen. Sich vorher verrückt zu machen und über die schwierigen Umstände zu jammern, bringt ja auch nichts.“
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Kay Wockenfoth sitzt einige Meter weiter auf einer Bank in der Sonne und lässt die vergangenen Stunden Revue passieren. „Ich hatte extra zwei Masken dabei, damit ich zwischendurch mal wechseln kann. Eine Einschränkung ist das Maske tragen nicht. Ich habe mich schon längst daran gewöhnt“, sagt die 17-Jährige. Anstrengender sei für sie das „Hin und Her der letzten Wochen gewesen, ob wir die Prüfungen wirklich schreiben oder ob sie abgesagt werden. Noch am Montag gab es da bei uns Unsicherheiten“.
Mit ihrer Englisch-Grundkurs-Klausur sei Kay Wockenfoth zufrieden. „Wir sind da auch trotz Distanzunterricht gut mit dem Stoff durchgekommen. In meinen Leistungskursen Deutsch und Chemie war das nicht immer so. Da blieb vieles sehr oberflächlich.“ Trotzdem sieht die Schülerin sogar einen Vorteil im Homeschooling: „Fürs Studium sind wir gerüstet. Lernstoff selbst erarbeiten und aneignen – das können wir jetzt.“
Nächste Woche gehen Prüfungen weiter
Auch Maja Schweitzer ist zufrieden mit ihrer ersten Klausur: „Es lief ganz gut. Das Maske tragen kannten wir ja schon von den Vorabi-Klausuren. Zwischendurch durften wir auch mal ans Fenster gehen und dort die Maske kurz abnehmen“, berichtet die Schülerin des Schiller-Gymnasiums in Deutz. Das Glück spielte der 18-Jährigen etwas in die Karten: Über eines der Themen – „American Dream“ – hatte sie erst kürzlich einen Vortrag gehalten.
Lange Zeit zum Verschnaufen bleibt den Abiturienten allerdings nicht. In der kommenden Woche stehen die nächsten Prüfungen in anderen Fächern an. Kay Wockenfoth will am Prüfungstag selbst aber nur noch eins tun: „Ich schmeiße alle Englisch-Unterlagen in einen großen Müllsack. Da kommt nach jeder Prüfung alles rein und an meinem Geburtstag im Juni werde ich alles zusammen verbrennen.“