Köln – Nie war ein DHL-Paket so wertvoll. In den Kölner weiterführenden Schulen geht der Blick seit einer Woche mehrmals täglich ins Mailfach. In der Hoffnung auf den einen Satz: Ihre Sendung ist unterwegs. Bis Dienstag sollen die vom Schulministerium NRW versprochenen Selbsttests eigentlich per DHL in den letzten Kölner weiterführenden Schulen angekommen sein. Etliche Kölner Schulen warteten am Montag noch auf ihre Lieferung, bei vielen kam die wertvolle Fracht am Montagmorgen an. Da es mit der pünktlichen Auslieferung der Test-Kits noch vor den Osterferien mächtig holpert, wurde jetzt sogar die Polizei mit ins Boot geholt. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei haben in ganz NRW Polizisten Tests an Schulen ausgeliefert.
Sorgen im Kollegium
In den Schulen, in denen das Paket für den ersten Schüler-Selbsttest schon angekommen ist, wird deutlich, wie hoch der logistische und personelle Aufwand in der Umsetzung ist. Die Schulleitungen - in der Pandemie seit nunmehr einem Jahr mit ständiger Organisation bis an die Grenzen belastet – müssen nicht nur für die Umsetzung Konzepte erdenken, sondern auch moderierend tätig werden und viele Sorgen ausräumen – bei Eltern und vor allem in ihren Kollegien. Dort sind die Vorbehalte groß, die Tests im Klassenraum anzuleiten, wenn alle Schüler die Maske abziehen, um ihn durchzuführen und mit dem womöglich infektiösen Material hantieren. „Die Unruhe war groß, weil das vielen im Hinblick auf das Infektionsrisiko zu riskant scheint“, erläutert Martin Süsterhenn, Schulleiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule. „Auch bei uns ist die Sorge im Kollegium vor Infektionen riesig, wenn alle im Klassenraum die Maske abnehmen und mit dem Teststab in der Nase bohren“, bestätigt Georg Scheferhoff, Schulleiter des Sülzer Schillergymnasiums, der lieber gruppenweise draußen im Freien testen will.
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Die Katharina-Henoth-Schule hatte Glück: Hier kam das DHL-Paket bereits am Donnerstag an, so dass dort am Montag als an einer der ersten Kölner Schulen der Testlauf mit den Selbsttests startete. Das ganze Wochenende hat Süsterhenn die gelieferten Pakete in Klassenstärke abgepackt, eine komprimierte Test-Anleitung als Powerpoint-Präsentation erstellt, die die Kolleginnen und Kollegen Montag Bild für Bild abspielen konnten, und die Testung so organisiert, dass zur pädagogischen Begleitung immer der Klassenlehrer im Raum ist. Sein Fazit nach der Premiere: „Die Handhabung ist kein Zauberwerk, alle Schüler haben das gut hinbekommen und die Maske war maximal 30 Sekunden unten. Das wird sich einspielen.“ Schwieriger war es mit der Akzeptanz: Viele Schüler weigerten sich mitzumachen – vor allem in der Oberstufe. „Dort kamen teilweise nur zwei bis drei Schüler aus einem Kurs, die anderen blieben weg, weil der Test angesetzt war.“ In den unteren Jahrgangsstufen müssen die Eltern eine Widerspruchserklärung unterzeichnen, wenn ihre Kinder am Test nicht teilnehmen sollen. „Keiner wird gezwungen. Das ist ganz wichtig.“ Ein Grund nicht mitzumachen, ist auch die Sorge vor Stigmatisierung, wenn sich in der Klasse rausstellt, dass ein Selbsttest positiv ausfällt. Bei der Katharina-Henoth-Schule betraf das zwei Schüler, die dann isoliert und von den Eltern abgeholt werden mussten. „Hier sind die Lehrkräfte gefordert, das mit so viel Sensibilität wie erforderlich und so wenig Drama wie möglich zu begleiten“, betont der Leiter der Kreuzgasse, Lüder Ruschmeyer. Dort soll – genau wie im Schillergymnasium – am Mittwoch mit dem ersten Durchlauf gestartet werden.
Testlauf für nach den Ferien
Auch wenn eine Testung ein oder zwei Tage vor den Osterferien für den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen eigentlich zu spät kommt: „Besser als nichts“ war bei den Schulleitungen die Quintessenz. Eben weil es ein wertvoller Probelauf für die Zeit nach den Ferien ist, wenn sich die wöchentlichen Selbsttests als Routine einspielen sollen. Viele Schulen haben ohnehin nicht darauf vertraut, dass die von Schulministerin Gebauer zugesagte Lieferung pünktlich kommt. Sie haben – wie etwa das Schillergymnasium oder das Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium und inzwischen viele andere Schulen in Eigeninitiative nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt private Selbsttestfirmen in die Schule geholt, die für die Stadt die einmal wöchentlich kostenlosen Bürgertests durchführen. Wenn es nach ihm ginge, würde das dann nach den Ferien so weitergehen mit zwei Tests pro Woche, um den Schulbesuch sicher zu machen, meint Scheferhoff: Einmal professionell vor Ort testen lassen im Rahmen des Bürgertests und einmal mit den Selbsttest-Kits.
Parallel dazu bemüht sich auch die Stadt um eine langfristige, flächendeckende Teststrategie für Schulen und Kitas. Derzeit läuft an 22 Schulen in Zusammenarbeit mit der Uniklinik ein Pilotprojekt. Dort wird derzeit zwei Mal wöchentlich mit einem so genannten Lolli-Test getestet. Die Speichelproben werden in den Klassen gesammelt und gemeinsam einem PCR-Test unterzogen. Nur wenn ein "Pool" positiv ausfallen sollte, werden die verschiedenen Proben der Schüler noch einmal einzeln getestet. Eine Ausweitung auf alle Schulen wird erwogen.