Keine Räume für die AfDWarum „Köln gegen Rechts“ über die Messe-Absage enttäuscht ist
Köln – Vor der Messingtafel, die an die Deutzer Messe als Nationalsozialistisches Lager erinnert, halten zwei Frauen ein Banner hoch: „Keine Räume für die AfD“ steht darauf. Samstagmittag organisierte das Bündnis Köln gegen Rechts die gleichnamige Kundgebung am Kennedy-Ufer. Vorerst wird es auch keine Räume für die AfD geben, zumindest nicht in der Messe.
Die Partei ist auf der Suche nach einem Veranstaltungsort für ihren Landesparteitag im Dezember. Dass der Kölner Messe eine Anfrage von der Partei vorlag, recherchierte das Bündnis selbst. Es veröffentlichte die Anfrage vergangene Woche, woraufhin die Messe der Partei eine Absage erteilte.
AfD-Kundgebung trotz Absage
„Als Grund haben sie aber Corona-Schutzmaßnahmen angegeben“, sagt Reiner Schmidt, Sprecher des Bündnisses. „Eine sehr technische Absage, die vor dem Hintergrund der Messe-Vergangenheit enttäuscht.“ Trotz der Absage hat sich das Bündnis für die Kundgebung entschlossen, unter anderem spricht Martin Stankowski, Journalist und Organisator der Projektgruppe Messelager. „Es ist oberzynisch von der AfD, überhaupt herkommen zu wollen“, sagt er ins Mikrofon. Die rund 50 Anwesenden klatschen, Stankowski nimmt sie mit auf eine Reise durch das dritte Reich.
Er erinnert an die Juden, Sinti und Roma, die vom Bahnhof Deutz in Konzentrationslager deportiert wurden. Er spricht vom Arbeitserziehungslager am Tanzbrunnen und den Häftlingskommandos, die nach den schweren Luftangriffen auf die Stadt 1942 Bomben räumen mussten. „Was hier passierte war in der Stadt sichtbar, wurde aber verdrängt und vergessen. Erst durch Einzelkämpfer in den achtziger Jahren wurde dieses Stück Stadtgeschichte den Einwohnern wieder bewusst.“
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Unter anderem entstand Stankowskis Projektgruppe. Sie ist auch für die Gedenktafel am Kennedy-Ufer verantwortlich. „Am Anfang war es noch radikal, über das Thema zu reden. Aber die Tafel zeigt, dass sogar die Politik am Ende bereit war, hier an die Geschichte zu erinnern. Stadtgesellschaft kann lernen, das macht Mut“, sagt der Kölner.
AfD könnte klagen, oder sich andere Orte in Köln suchen
Auch Lea Cholewa ist heute hier, um zu lernen. Die 22-Jährige hat erst auf dem Weg zur Kundgebung von der Absage an die AfD erfahren: „Ist aber nicht relevant, solche Kundgebungen muss es trotzdem geben. Immer wieder. Damit erinnern wir auch daran, dass es jetzt die Debatte um die AfD in der Messe gab.“
Trotz des Erfolges für das Bündnis hält Sprecher Reiner Schmidt die Debatte noch nicht für beendet: „Die Absage ist juristisch wackelig, denn wenn sich die Corona-Auflagen noch einmal ändern, könnte sich die AfD hier rein klagen. Eine inhaltliche Absage von der Messe wäre wünschenswert gewesen.“ Außerdem könne sich die AfD auch noch andere Orte für ihren Landesparteitag in Köln suchen. „Wir haben bereits an verschiedenen Orten in Köln Kundgebungen für den geplanten Landesparteitag angemeldet“, so der Sprecher.