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Aldi in LindenthalKölner Prozess offenbart dramatische Details der Geiselnahme

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Zwei Polizisten im August 2021 beim Einsatz vor der Aldi-Filiale in Köln-Lindenthal.

Köln – Die Kundin des Discounters Aldi auf der Dürener Straße in Lindenthal wollte sich gerade völlig arglos eine Packung Mehl aus dem Regal nehmen, als ein ihr fremder Mann sie plötzlich packte und in eine Art Schwitzkasten nahm. „Überfall, ich habe eine Geisel“, rief der Täter, der der 60-Jährigen noch eine Schere aus dem Verbandskasten an den Hals hielt. Der dramatische Vorfall vom vergangenen August wird seit Mittwoch vor dem Kölner Landgericht aufgearbeitet.

Köln: Aldi-Mitarbeiter spricht mit Geiselnehmer

Überwachungsvideos aus der Aldi-Filiale dokumentieren, dass Täter und Opfer das Geschäft zeitgleich um 8.56 Uhr betreten hatten. „Wenn ich in drei Minuten meine Tabletten nicht bekomme, dann ist die Frau tot“, soll der Mann gerufen haben, nachdem er die Kundin in seine Gewalt gebracht hatte. Während die anderen Kunden aus der Filiale fliehen konnten, näherte sich ein mutiger Mitarbeiter des Discounters dem Täter. Um ihn zu beruhigen, wie er aussagte.

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Der Beschuldigte (49) beim Prozessauftakt im Landgericht Köln mit seiner Verteidigerin Isabell Schemmel und einem Wachtmeister.

„Ich war im Büro und habe Schreie gehört“, schilderte der 29-jährige Einzelhandelskaufmann im Zeugenstand. Im Verkaufsraum habe er dann gesehen, dass der Täter die Kundin im Griff hatte und ihr einen „spitzen Gegenstand“ an den Hals gehalten habe. „Ich habe ihn dann gefragt, was er möchte“, so der Zeuge. Der Geiselnehmer habe dann den Namen eines Arzneimittels gebannt. Daraufhin habe der Aldi-Mitarbeiter die nächstgelegene Apotheke aufgesucht.

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Kölner SEK umstellt Aldi-Filiale in Lindenthal

Während er der Mitarbeiterin der Apotheke die Zwangslage erklärt und diese bereits die Medikamente herausgesucht habe, sei die Polizei aufgetaucht. Der Aldi-Mitarbeiter habe den Beamten erklärt, zurück zum Discounter zu müssen. Ein Polizist habe darauf nur gesagt: „Sie gehen jetzt nirgends mehr hin.“ Währenddessen erlebte die Geisel in der Filiale bange Minuten. Der Täter schleifte sie quer durch den Laden, stieß sie weg und nahm sie wieder in seine Gewalt.

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Letztlich gelang es dem Opfer, durch den Hinterausgang zu flüchten. Der Täter hatte danach in dem Laden noch gewütet, der Mann schlug mit einer Bratpfanne mehrere Überwachungskameras kaputt, dann sprühte er mit einem Feuerlöscher. Es entstand ein Sachschaden von rund 123.000 Euro. Zwischenzeitlich hatte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei das Gebäude umstellt. Als auch der Täter durch den Hinterausgang flüchten wollte, wurde er überwältigt.

Beschuldigten droht dauerhafte Psychiatrie-Einweisung

Ganze 23 Minuten dauerte laut Anklage das Martyrium und die Todesangst der Geisel. Zwischenzeitlich soll der Täter auch gedroht haben, die Kehle der 60-Jährigen aufzuschlitzen. Offenbar als Messerattrappe soll er ihr laut Anklage eine Kreditkarte an den Hals gehalten haben. Die Euskirchenerin hatte sich nach den Geschehnissen in psychiatrische Behandlung begeben. Im Prozess wird sie von der bekannte Kölner Opfer-Anwältin Eva Kuhn vertreten.

Als Beschuldigter gilt ein 49-Jähriger aus Wesseling, der zum Prozessauftakt jedoch die Aussage verweigerte. Nach seiner Festnahme war der Mann, der unter Halluzinationen leiden soll, in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden. Ihm droht beim laufenden Prozess vor der 10. Großen Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Peter Sommer keine Gefängnisstrafe, sondern die dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Der Prozess wird fortgesetzt.