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GesamtschulplätzeAllein an zwei Schulen im Kölner Westen gab es 460 Ablehnungen

Lesezeit 3 Minuten
Schulklasse dpa 150222

Vor dem Wechsel: Grundschüler im Unterricht 

Köln – Alle Ratsfraktionen haben im Schulausschuss einhellig ihr Bedauern geäußert, dass knapp 1000 Kinder in diesem Jahr nicht den gewünschten Gesamtschulplatz bekommen haben und ein einhelliges Bekenntnis zum schnelleren Bau von Gesamtschulen abgegeben. Zuvor war durchgesickert, dass allein an der Gesamtschule Wasseramselweg 240 Ablehnungen verschickt wurden, darunter waren zehn Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. An der Heliosschule in Ehrenfeld waren es 220 Kinder, davon 31 mit sonderpädagogischem Förderbedarf – wobei zu berücksichtigen ist, dass in diesem Jahr erstmal Mehrfachanmeldungen möglich waren.

„Keine Blockadehaltungen mehr“

Diese Zahlen müssten Ansporn sein, besser und schneller zu werden, sagte der Ausschussvorsitzende Helge Schlieben (CDU). Dabei dürfe es keine Denkverbote geben. „Niemand ist bereit, fünf Jahre zu warten bis die nächste neue Gesamtschule eröffnet wird.“ Nach diesem „Schreckschuss“ dürfe es grundsätzlich von keiner Seite mehr Blockadehaltungen geben, ergänzte Bärbel Hölzing (Grüne).

Politik und Verwaltung müssten den einvernehmlichen Schulterschluss suchen, um schneller zu werden. Stefanie Ruffen (FDP) beklagte, dass es derzeit nicht gelinge, schnell genug Grundstücke aufzutun. Sobald die Politik über Grundstücke diskutiere, gebe es vor Ort Widerstand aus der Bevölkerung, auf den die Politik dann aus Angst vor Stimmenverlusten eingehe. „Hier muss man dann eben standhaft bleiben und das in Kauf nehmen.“

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SPD und Linke beklagten, dass es keine kurzfristigen Pläne gebe, die Platznot zu lindern. So sei unverständlich, dass die Pläne, die Gesamtschule in Ossendorf an der Fitzmauricestraße zunächst in einem Interim in der Nachbarschaft starten zu lassen, verworfen wurden. Der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck, kritisierte außerdem, dass die bereits im Oktober vergangenen Jahres von SPD und Linken beantragte Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in eine Gesamtschule von Sitzung zu Sitzung geschoben werde, obwohl die Zeit dränge.

Heiner Kockerbeck (Linke) beklagte, dass es in Köln immer noch Stadtteile ohne wohnortnahe Gesamtschule gibt. Gleichzeitig führte er aus, dass gerade da, wo neue Gesamtschulen entstanden seien, die Nachfrage immer weiter ansteige: So gingen etwa in den Bezirken Mülheim und Ehrenfeld, wo zuletzt neue Schulen entstanden seien, die Anmeldezahlen besonders stark in die Höhe, weil das Angebot Gesamtschule viele überzeuge.

Dezernent verspricht schnellere Lösungen

Schuldezernent Robert Voigtsberger betonte für die Verwaltung, dass die Stadt mit der Situation „absolut unzufrieden“ sei. „Wir sind erst zufrieden, wenn in dieser Stadt jedes Kind die Schulform bekommt, die es sich wünscht.“ Die Stadt werde alles daransetzen, schneller zu werden. Er betonte, dass ganz abgesehen vom Bevölkerungswachstum die Nachfrage besonders nach dieser Schulform massiv gestiegen sei.

Seien noch vor zehn Jahren nur 2000 Kinder an den Gesamtschulen angemeldet worden, waren es in diesem Jahr bereits über 3000. „Und der Bedarf wird weiter steigen.“ Voigtsberger versprach, dass man neben den geplanten Neubauten auch an schnellen Lösungen arbeite. „2024/25 werden wir noch mal einen deutlichen Schwung bei den Neugründungen von Gesamtschulen sehen“, stellte er in Aussicht.

GEW will Änderung des Schulentwicklungsplans

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Köln forderte angesichts der Rekordzahl an Ablehnungen an Gesamtschulen eine Änderung des Schulentwicklungsplanes. Neben der Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in eine Gesamtschule forderte die GEW eine Gesamtschule in Rondorf und das sofortige Inangriffnehmen einer Interimslösung für die Gesamtschule in Ossendorf. „Außerdem müssen die für das Jahr 2027 geplanten Gesamtschul-Bauvorhaben in der Prioritätenliste vorgezogen werden“, forderte Anne Ratzki von der GEW Köln.