Köln – In den Kölner Schulen fällt in großem Umfang Unterricht aus. Über alle Schulformen betrachtet findet im Regierungsbezirk Köln lediglich 80 Prozent des Unterrichts genau so statt, wie er auch im Stundenplan der Schülerinnen und Schüler vorgesehen ist. Viele Schulen leiden unter erheblichem Mangel an Lehrkräften. Auch Erkrankungen im Kollegium können nicht aufgefangen werden, da das Personaltableau schon vor der Pandemie auf Kante genäht war.
Das ist das Ergebnis einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion. Das Schulministerium hat für seine Antwort die Daten aller Schulen in Nordrhein-Westfalen für die Schuljahre 2017/18, 2018/19 sowie des ersten Schulhalbjahres 2019/20 zusammengetragen.
Grundlage der Erhebung, die mit Beginn der Pandemie vorläufig ausgesetzt wurde, waren die zu dem Zeitpunkt jeweils geltenden Stundenpläne. Jede einzelne Schule musste über bestimmte Zeiträume dokumentieren, wie viel Unterricht ersatzlos entfiel, wie viele Stunden vertreten wurden und wieviel Unterricht nach Plan erteilt werden konnte.
Heterogenes Bild in Köln
Dabei ergibt sich bei Betrachtung der 295 Kölner Schulen ein sehr heterogenes Bild. So entfielen etwa in der Wilhelm-Busch-Realschule in Zündorf im Schuljahr 2018/2019 ganze 14 Prozent des Unterrichts ersatzlos und ohne Vertretung. Auch in der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler waren es 13,5 Prozent. Bei den Hauptschulen ist die Ehrenfelder Gemeinschaftshauptschule Baadenberger Straße negativer Spitzenreiter mit 8,6 Prozent. Negativer Spitzenreiter bei den Grundschulen ist die Gemeinschaftsgrundschule Anna Langohr in Heimersdorf mit 7 Prozent ersatzlosem Unterrichtsausfall sowie bei den Gymnasien das Gymnasium Stadt Porz mit 6,7 Prozent.
Auch Schulen mit guten Werten
Über alle Schulformen und Veedel verteilt gibt es Schulen, die mit einem hohen Anteil ersatzlosem Unterrichtsausfall zu kämpfen haben. Auf der anderen Seite gibt es in allen Schulformen auch Beispiele für Schulen, in denen fast kein Unterricht ersatzlos ausfiel. So gab es etwa an der Rosenmaarschule in Höhenhaus mit 0,1 Prozent nur einen verschwindend geringen Anteil ausfallender Stunden. Auch das Ehrenfelder Albertus-Magnus-Gymnasium verzeichnete mit 0,5 ersatzlosem Unterrichtsausfall einen vergleichsweise geringen Wert.
Im letzten vollständigen Schuljahr vor Beginn der Pandemie – also 2018/2019 – fielen an den Schulen in Nordrhein-Westfalen in Summe die beeindruckende Zahl von 3,28 Millionen Schulstunden ersatzlos aus. Die meisten davon mit 929.200 an Gesamtschulen. Im ersten Halbjahr des Schuljahres 2019/2020 waren es erneut landesweit 1,4 Millionen Stunden. Allein im Regierungsbezirk Köln waren es in dem Schuljahr 802.275 Stunden. Der Mammutanteil entfiel hier in Köln mit 227.000 auf die Gymnasien, gefolgt von den Gesamtschulen.
Wobei hier erschwerend hinzu kommt, dass in der Sekundarstufe II bei einer Erkrankung des Lehrers keine Vertretung mehr vorgesehen ist. Die so nicht unterrichteten Stunden werden als „eigenverantwortliches Arbeiten in der Oberstufe“ tituliert und tauchen so nicht in der Statistik als ersatzloser Entfall auf. Der Anteil dieser anderen Form des Unterrichtsausfalls schlägt für Kölner Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler mit etwa zehn Prozent zu Buche.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nachteilig auf die Unterrichtsqualität für die Schülerinnen und Schüler wirkt sich neben dem ersatzlosen Unterrichtsausfall auch der hohe Anteil an so genanntem fachfremd erteilten Unterricht aus. Das heißt, dass die Lehrkraft die vor der Klasse steht, ein Fach unterrichtet, das sie nicht studiert hat und für das sie nicht originär ausgebildet ist. Im Regierungsbezirk Köln macht der Anteil des fachfremd erteilten Unterrichts aktuell durchschnittlich 17 Prozent aus.
Wobei sich das in den einzelnen Schulformen sehr unterschiedlich darstellt: Während der Anteil an fachfremdem Unterricht in den Hauptschulen mit 42 Prozent nahezu die Hälfte des gesamten Unterrichts ausmacht, sind es an den Gesamtschulen knapp 20 Prozent. Am wenigsten fachfremder Unterricht wird mit sechs Prozent an den Kölner Gymnasien erteilt.
„Brennpunktschulen benachteiligt“
Die SPD beklagte, dass Unterrichtsausfall immer noch eine der größten Herausforderungen für die Landesregierung sei. Besonders auffällig sei die ungleiche Belastung der Schulformen, sagte der schulpolitische Sprecher der SPD, Jochen Ott. Viele Haupt- und Real- und Gesamtschulen – vor allem in sozialen Brennpunkten – hätten häufig einen weitaus höheren Ausfall zu beklagen als Gymnasien. Schulen in benachteiligten Vierteln seien ebenfalls häufiger von Unterrichtsausfall betroffen. Hier würden soziale Ungerechtigkeiten verschärft.