Erster Schultag in KölnTeilweise doppelt so viele Corona-Fälle wie vor den Ferien
Köln – Der Start in das neue Jahr lief so wie geplant oder wie von den allermeisten der Kölner Schülerinnen und Schüler erhofft: in Präsenz. Doch vor dem Unterricht hieß es in allen 295 Kölner Schulen den Corona-Test-Marathon zu bewältigen, um infizierte Schülerinnen und Schüler zu finden und so angesichts der hoch ansteckenden Omikron-Variante Infektionsketten möglichst von Beginn an zu vermeiden. Das Ergebnis ist wenig überraschend und entspricht der zunehmenden Virus-Verbreitung in der Gesamtbevölkerung: An allen vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ kontaktierten Schulen gab es positive Tests.
Gleich fünf waren es etwa an der Gustav-Heinemann-Hauptschule in Chorweiler. Doppelt so viele wie in den letzten Tagen vor den Ferien, konstatierte Schulleiter Andreas Malm. Sein Kollege Lüder Ruschmeyer vom Gymnasium Kreuzgasse zählte am ersten Tag vier Positivfälle. Auch er spricht von einer Verdopplung der Fälle im Vergleich zu vor den Ferien und von einer „deutlich steigenden Dynamik“.
Ruschmeyer hatte die Eltern gebeten, ihn auch während der Ferien per Mail über Positivbefunde von Schülerinnen und Schülern zu informieren, um einen Überblick über das Infektionsgeschehen in der Schülerschaft zu behalten. „Es gab nicht einen Tag, an dem ich keine entsprechende Mail vorgefunden habe“, berichtet er. Das Thusnelda-Gymnasium in Deutz meldete zwei Corona-Fälle.
Noch keine offiziellen Zahlen
Offizielle Zahlen, wie viele der 150.100 Kölner Schülerinnen und Schüler mit Schnelltests am ersten Schultag positiv getestet wurden, konnte die Stadt auf Anfrage noch nicht zur Verfügung stellen. Diese kämen erst am Dienstag. Hinzu kommt, dass in allen Kölner Grundschulen mit PCR-Pooltests gearbeitet wird, die im Labor ausgewertet werden müssen. Deren Ergebnisse werden den Eltern erst am nächsten Tag – also am Dienstag – mitgeteilt. Grundschuleltern waren daher gebeten worden, ihre Kinder vorab freiwillig zuhause mit einem Schnelltest zu testen. Einige Kinder hätten daraufhin am ersten Schultag gefehlt, erklärte Johanna Schubert, Leiterin der Montessori-Grundschule Gilbachstraße.
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Die Kontaktverfolgung stellt die Schulen vor erhebliche Herausforderungen. „Bei jedem Fall wird geprüft, ob sichergestellt war, dass durchgängig Maske getragen wurde. Oder ob eben etwa beim Sport bei einer Ausdauerübung die Masken abgenommen wurde oder ob es in der Pause enge Kontakte ohne Maske gab“, erläutert Ruschmeyer. Um sich selbst und Sitznachbarn vor Quarantäne zu schützen, empfiehlt Malm seinen Schülerinnen und Schülern das durchgängige Tragen von FFP2-Maken. Nur so könne man als Sitznachbar Quarantäne als Kontaktperson vermeiden, während man mit lediglich einer OP-Maske nicht davor geschützt sei.
Das gelte auch, wenn der Infizierte nur eine OP-Maske getragen habe. Dann sei der Sitznachbar nicht vor Quarantäne geschützt, selbst wenn er selbst eine FFP2-Maske getragen habe. „Die FFP2-Maske ist daher auch eine wichtige Form der Solidarität“, betont Malm und erzählt das Beispiel einer Schülerin, die allein im ersten Halbjahr dieses Schuljahres vier Wochen zuhause in Quarantäne saß, obwohl sie selbst nie infiziert war.
Quarantäne mit Augenmaß
Am Thusnelda-Gymnasium hält man daher auch aus einem eigenen, selbst finanzierten Kontingent im Bedarfsfall FFP2-Masken bereit. Im Übrigen plädiert Schulleiter André Szymkowiak für den individuellen Blick und dafür - freilich immer im Rahmen der behördlich vorgegebenen Möglichkeiten – alles auszuschöpfen, um belastende Quarantänen zu vermeiden. „In Fällen, wo wir bezüglich der Kontaktpersonen nicht hundert Prozent sicher sind, entscheiden wir uns eher dafür, diese betreffenden Schüler mehrere Tage täglich zu testen, statt sie direkt in Quarantäne nach Hause zu schicken.“
Eine Klasse, in der mehrere Fälle gleichzeitig aufgetreten waren, hatte man hingegen zwei Tage vor den Ferien sicherheitshalber nach Hause geschickt. Individuelle Abwägungen seien das Gebot der Stunde. „Wir haben ja eine ganz andere Situation als etwa zu Beginn 2020 oder zu Beginn 2021“, wirbt Szymkowiak um Gelassenheit auch angesichts von Omikron. „Wir haben FFP2-Masken und wir haben engmaschige Tests.“
Studie belegt Wirksamkeit der Schul-Strategie
Eine Studie, die die Kinderklinik der Uniklinik Köln gemeinsam mit dem Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung im Auftrag der Kultusministerkonferenz erstellt hatte, hatte zuletzt belegt, dass die Instrumente Masken und regelmäßige Tests in der Delta-Welle sehr wirksam waren. Während das Infektionsrisiko für Schüler zu Hause im Laufe der Pandemie deutlich anstieg, blieb das Risiko an den Schulen trotz der Delta-Variante weitgehend konstant. Auf diesen positiven Effekt hoffen sie in den Kölner Schulen auch dieses Mal – auch wenn Omikron deutlich ansteckender ist.
Dass die Zahlen nach den Ferien hoch gehen, das jedenfalls war bereits nach den Sommer- und den Herbstferien genau so der Fall wie jetzt nach den Weihnachtsferien: Auch letztes Jahr hatte es eine hohe Zahl Anzahl infizierter Schüler gegeben, die das Virus aus den Ferien in die Schule trugen, hatte der Leiter der Kinderklinik der Uniklinik Köln, Jörg Dötsch, gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger erläutert. Diese seien durch die regelmäßigen Testungen entdeckt worden. „So konnten innerhalb weniger Wochen die Infektionszahlen signifikant gesenkt werden.“
Ob das mit Omikron so gut gelingt, ist fraglich. Aber wenn die Zahlen unter Kontrolle und die Schulen offen blieben, wäre das schon ein großer Erfolg.