Köln – Jetzt wird es ernst für die 9.600 Kölner Viertklässler. Die Anmeldungen für die Gesamtschulen laufen noch bis Freitag. Ebenso die für die neu startenden Gymnasien Aachener Straße und Zusestraße. Danach folgen die übrigen weiterführenden Schulen. Die meisten betroffenen Kölner Eltern haben sich wochenlang den Kopf zerbrochen, mit welcher Strategie sie der Herausforderung der in diesem Jahr erstmal offiziell möglichen Mehrfachanmeldung begegnen sollen: An möglichst vielen Schulen anmelden, um damit die Chance auf einen Platz zu erhöhen? Oder nur an den zwei oder drei Schulen anmelden, die wirklich ihre Wunschschulen sind?
Das eine Extrem sind Eltern, die mutig nur auf ihre absolute Wunschschule setzen und auf ihr Losglück vertrauen. Das andere Extrem sind Eltern, die gleich an sechs oder sieben Schulen anmelden, um möglichst viele Lose im Korb zu haben. Die meisten werden wohl den Mittelweg wählen. Die Anspannung bei den Eltern ist groß, das Chaos an den Schulen aufgrund der riesigen Anmeldeüberhänge vorprogrammiert. Und längst nicht alle Fragen der Eltern sind beantwortet.
„Rangliste mitteilen ist nicht leistbar“
Denn: Wenn die Rückmeldung kommt, wo man einen Platz bekommen hat, ist es mit der Entscheidungsfindung noch nicht getan. Wenn die absolute Wunschschule nicht dabei ist und die zugesagte Schule nur Platz sechs der persönlichen Hitliste war, stellt sich die Frage: Annehmen oder Platz zurückgeben in der Hoffnung, doch noch auf einer mehr favorisierten Schule über die Warteliste nachzurücken. Schließlich werden durch die Vielzahl der Mehrfachanmeldungen auch viele Plätze zurückgegeben. „Um da eine Entscheidung treffen zu können und die Chancen einzuschätzen, müsste man wissen, welchen Rang das eigene Kind in den jeweiligen Schulen auf den Listen hat“, fordert die Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Nathalie Binz.
Aber genau das werden die Eltern nicht erfahren, stellt die Stadt klar: Die Schulen erstellen zwar nach Eingang aller Anmeldungen eine komplette Rangliste. Aber diese wird den Eltern nicht mitgeteilt. Dies sei „aufgrund der erwarteten zahlreichen Anmeldungen von den Schulen nicht leistbar“, erklärte die Stadt. Es wird also unmöglich einzuschätzen, wie hoch die eigenen Chancen stehen auf der Warteliste nachzurücken. Dies gibt vielen Eltern das Gefühl, im Blindflug unterwegs zu sein und lieber den Spatz in der Hand der Taube auf dem Dach vorzuziehen. „Für uns war auch das ein Grund, nicht bei sechs oder acht Schulen anzumelden, um nicht in diese Bredouille zu kommen“, erzählt eine betroffene Mutter.
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Die Zusagen und Ablehnungen für die Gesamtschulen sowie die beiden neu startenden Gymnasien Aachener Straße und Zusestraße werden bereits am 11. Februar verschickt. Aber: Auch wer in diesem Verfahren einen Platz etwa im Gymnasium Aachener Straße ergattert hat, kann sich danach noch zusätzlich ab dem 21. Februar am regulären Anmeldeverfahren an allen anderen weiterführenden Schulen beteiligen. Das stellt die Stadt auf Nachfrage klar. Erziehungsberechtigte könnten ihre Kinder sowohl im vorgezogenen Verfahren als auch im regulären Verfahren bei weiteren Gymnasien anmelden. „Bei allen Schulen gilt für die Eltern die gleiche Rückmeldefrist. Bis zum 23. März müssen sie entscheiden, ob sie den zugesagten Schulplatz annehmen.“
Wer an seiner Wunschschule einen Platz zugelost bekommt, kann also einen aus dem vorgezogenen Verfahren ergatterten Platz wieder zurückgeben. Wenn Eltern einen Platz ablehnen, bleibt ihr Kind auf allen anderen Listen der Schulen, wo sie angemeldet haben, stehen. Ein Austausch mit den Anmeldungen der konfessionellen Schulen erfolgt nicht. Wenn ein Platz innerhalb der Frist nicht angenommen wird, rückt das nächste Kind auf der Warteliste nach.
Kriterium der Schulweglänge
Für die Schulen, die laut Schulgesetz verpflichtet sind, das Aufnahmeverfahren in eigener Regie zu gestalten und auch die Kriterien zu definieren, wird das Verfahren in diesem Jahr eine riesige Herausforderung. Viele Schulen werden angesichts der hohen Überhänge losen – andere Schulen wie die neuen Gymnasien Zusestraße und Aachenerstraße haben die Schulweglänge als Hauptkriterium definiert. Die Kriterien finden sich teilweise auf den Internetseiten oder müssen bei den Schulen erfragt werden. Auch im Absageschreiben werden die Kriterien mitgeteilt.
Auf Anfrage der SPD teilte die Stadt mit, dass für das neue Schuljahr Mehrklassen gebildet würden. Das bedeutet, das einige Schulen ausgewählt werden, die in diesem Schuljahr beispielsweise statt vier- nun fünfzügig werden müssen. Die Gymnasien, die das betrifft, lege man in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung die Gymnasien fest. Dies werde geschehen, sobald die Anmeldungen vorliegen, so dass die Mehrklassen bereits bei der Aufnahmeentscheidung berücksichtigt würden.
„Wunschschule spielt keine Rolle“
Für die Kinder, die nach der ersten Runde leer ausgegangen sind, wird es eine zweite Anmeldephase vom 31. März bis 4. April geben. Die Eltern bekommen dann eine Liste mit Schulen, an denen es noch Plätze gibt. Auch dann sind wieder Mehrfachanmeldungen möglich. Aufgrund des mehrstufigen Verfahrens, der Fristen und der erforderlichen Rückmeldung der Eltern wird das Vergabeverfahren in diesem Jahr länger dauern. Bis zum 30.4. soll es laut Stadt „weitgehend abgeschlossen sein“.
Für die Eltern und die Kinder bedeutet das, dass die Entscheidung und die Ungewissheit, wo die Schullaufbahn weitergeht, in diesem Jahr fast ein halbes Jahr das Familienleben belasten. Am schwierigsten finden viele Eltern, dass es durch das neue Verfahren ohne einen Erstwunsch völlig irrelevant wird, welche wirklich die Wunschschule ist, die zu dem Kind passt. Diese Frage bleibt in dem Verfahren, in dem durch Mehrfachanmeldungen lauter gleichberechtigt nebeneinander stehende Erstwünsche produziert werden, völlig ohne Belang. Viele haben sich daher noch nicht mal mehr alle Schulen, die für sie in Frage kommen, angeschaut. Weil sie am Ende eh keine Entscheidung für ihre Wunschschule treffen können.