Telefonzellen sind längst außer Betrieb und sollten abgebaut sein. In Köln stehen allerdings noch über 100 der alten Apparate.
Telekom peilt neue Frist an106 alte Telefonzellen verschandeln Köln – Wann werden sie abgebaut?
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Eine alte, längst nicht mehr funktionstüchtige Telefonstele in der Breite Straße
Copyright: Peter Berger
Im Januar 2023 hat die Telekom ihre Telefonzellen und -stelen endgültig außer Betrieb genommen. Zwei Jahre werde es dauern, um sie abzubauen, teilte man damals der Kölner Stadtverwaltung mit. Nun, knapp zwei Jahre später, hat die Telekom insgesamt 63 Standorte auf Kölner Stadtgebiet abgebaut, wie sie auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt. Bleiben noch 106 öffentliche Telefone, die nach wie vor ungenutzt in Köln stehen.
Mehrwert haben sie nicht. Wer versucht, eine Telefonzelle zu benutzen, bekommt folgende Anzeige zu sehen: „Entschuldigung, zur Zeit gestört“ – sofern diese noch funktioniert. Dafür bieten sie Platz für Sticker und Graffiti-Tags aller Art sowie Angriffsfläche für Vandalismus. Nicht wenige Kölnerinnen und Kölner stören sich an dem Anblick der nutzlos herumstehenden Telefonzellen und -stelen.
Warum verzögert sich der Abbau der aus der Zeit gefallenen Telefonapparate so sehr? Den einen Grund dafür scheint es nicht zu geben. Freiwillig lässt die Telekom ihre Telefone auf jeden Fall nicht stehen. Ginge es nach ihr, wären die 106 verbliebenen Telefonzellen in Köln bereits allesamt abgebaut. Denn jeder Standort verursacht der Telekom Kosten. Zum Beispiel durch Vandalismus, wie sie schreibt. Außerdem kassiert die Stadt Köln pro Standort und Monat 12,90 Euro, eine Gebühr für Sondernutzung an öffentlichen Straßen. Auch für Telefonzellen, die längst nicht mehr funktionieren. Deshalb habe die Telekom „ein hohes Eigeninteresse daran, die Standorte so schnell wie möglich zurückzubauen“, wie sie betont.
Abbau von Telefonzellen ein „sehr komplexer“ Prozess
Doch der Prozess des Abbaus sei „sehr komplex“, die Koordination aufwendig. Zunächst müssten die Standorte stromlos geschaltet werden. Hier sind die Netzbetreiber zuständig, wie die Telekom erklärt – im Kölner Fall die Rhein-Energie. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt die, man gebe den Auftrag, eine Telefonzelle vom Strom zu nehmen, an seinen Dienstleister weiter. Der führe die Tiefbauarbeiten „schnellstmöglich“ durch, die Arbeit an sich dauere nicht länger als einen Tag.
Die Formalitäten rund um diesen Prozess scheinen sich allerdings häufiger in die Länge zu ziehen. Explizit nicht auf die Stadt Köln und Rhein-Energie bezogen könne es vorkommen, „dass Netzbetreiber mehrere Monate von der Beauftragung bis zur Stromlos-Schaltung eines Standortes benötigen“, so die Telekom.
Karneval, Weihnachtmärkte und Fußball-EM verzögern den Abbau der Telefonzellen in Köln
Ist die Telefonzelle stromlos geschaltet, kann sie jedoch nicht gleich abgebaut werden. Zunächst muss die Telekom die Aufgrabung des Standorts und die verkehrsrechtliche Genehmigung der Baustelle bei der Stadt beantragen. „Die durchschnittliche städtische Bearbeitungszeit bis zur Bescheidung beider Anträge beträgt etwa zehn bis 15 Werktage“, erklärt die Stadt Köln.
Von der Stromlosschaltung bis zu allen Genehmigungen müssen die von der Telekom beauftragten Baufirmen alle Vorgänge abwarten, ehe sie mit dem Abbau der Telefonzellen loslegen können. Ein Schritt-für-Schritt-Prozess, in dem eine Verzögerung auch alle folgenden Arbeiten aufhält. Zusätzlich mischt sich auch immer wieder der Kölner Terminkalender ein: Während Karneval, Weihnachtsmärkten oder auch der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Sommer gebe es Sperrfristen, die den Abbauprozess verzögern, wie die Telekom erklärt.
Telekom: Telefonzellen sollen bis Ende 2025 aus Köln verschwunden sein
Den angepeilten Zeitraum von zwei Jahren, in dem die Telefonzellen in Köln abgebaut sein sollten, hat die Telekom also verfehlt. Dafür gibt es eine neue Frist: Bis zum Jahresende sollen dann endgültig alle verbliebenen Telefonzellen in Köln verschwunden sein, so die Telekom: „Vorausgesetzt, dass alle erforderlichen Schritte – insbesondere die Stromtrennung – rechtzeitig erfolgen.“ Einen Zwischenstand, wie weit der Abbau-Prozess bei den 106 noch stehenden Kölner Telefonzellen aktuell vorangeschritten ist, gibt die Telekom nicht.