Das Verhältnis zwischen dem verstorbenen Papst Franziskus und dem Kölner Kardinal Rainer Woelki galt zeitweilig als belastet.
„Alter, realitätsferner Mann“Kölner Kardinal Woelki soll über Papst Franziskus gelästert haben

Der Kölner Kardinal Rainer Woelki (links) bei einer Begegnung mit Papst Franziskus 2019 in der Audienzhalle des Vatikans
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Nach dem Tod von Papst Franziskus hat Kardinal Rainer Woelki kundgetan, wie es zum Schluss um das nicht immer spannungsfreie Verhältnis bestellt war. Im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF sagte der Kölner Erzbischof auf die Frage, ob er mit Franziskus im Reinen sei: „Ja, auf jeden Fall.“
Der am Ostermontag gestorbene Papst hatte Woelki 2021 wegen der Querelen um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum eine mehrmonatige Auszeit auferlegt und ihm ein Rücktrittsangebot abverlangt, das allerdings innerhalb der rechtlich vorgeschriebenen Frist von sechs Monaten unbeantwortet blieb. Formell unwirksam, lag das Dokument bis zu Franziskus' Tod in der Schublade. Da der Papst in der katholischen Kirche aber über den Gesetzen steht, hätte sein Nachfolger jederzeit die Möglichkeit, es wieder hervorzuziehen.
Dass das geschieht – unwahrscheinlich. Zumindest, solange es im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln wegen des Verdachts auf Meineid kein Ergebnis gibt. Zwar galt die persönliche Beziehung zwischen Franziskus und Woelki spätestens als gestört, seit bekannt wurde, dass Woelki den Papst in einer Gremiensitzung als alten, realitätsfernen Mann beschrieben habe. Woelki erklärte damals, er habe sagen wollen, die vatikanischen Behörden hätten keine realistische Sicht auf die Lage am Rhein.
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Der Papst zu Woelki: „Ich stehe ganz hinter Ihnen“
Im Fernsehen berichtete Woelki jetzt, er habe den Papst „noch ein-, zweimal gesehen“. Franziskus' Botschaft sei immer gewesen: „Haben Sie Mut, gehen Sie voran, machen Sie da Ihre Arbeit! Und ich stehe ganz zu Ihnen und ganz hinter Ihnen.“ Es spricht manches dafür, dass diese Wiedergabe insofern realitätsnah ist, als der Papst nicht ins Kräfteparallelogramm der deutschen Kirche eingreifen und dem konservativen Lager mit Woelki eine Führungsfigur nehmen wollte.
Zudem hatte sich bis zu Franziskus die Lesart von Woelkis Initiativen zur Glaubenserneuerung verbreitet, die bundesweit herausragten und mit einer Rekordzahl an Priesterweihen Früchte trügen.
Wie das Erzbistum jetzt mitteilte, wird Woelki wohl in der zweiten Wochenhälfte, nach einem Pontifikalrequiem im Dom an diesem Mittwoch, nach Rom reisen, um sich in die Beratungen der Kardinäle einzuklinken und an den Beisetzungsfeierlichkeiten teilzunehmen.