Venloer WallStreit um Standort für Schulinterimsbau in Köln verschärft sich
Köln-Ehrenfeld – Die Vogelsanger Straße ist in dem Teil, der durch den Inneren Grüngürtel führt, als alternativer Standort für den Schulinterimsbau, der am Venloer Wall errichten werden soll, ungeeignet. Die Analyse habe ergeben, dass die Fläche nicht ausreichen würde, teilte die Stadt Köln auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Zudem befinde sich das Projekt „in der vierten von neun Leistungsphasen“. Jede Planung für einen neuen Ort würde bedeuten, wieder von vorne beginnen zu müssen, mit entsprechenden Mehrkosten und Verzögerungen.
In ihrer jüngsten Sitzung hatte die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt auf Antrag der Grünen, Linken und Klimafreunde mehrheitlich beschlossen, die Verwaltung möge den Standort Vogelsanger Straße, der im Schulausschuss durch einen Antrag der SPD - allerdings für eine neue Gesamtschule im Interim - ins Spiel gebracht worden war, als Alternative prüfen. Hauptgrund des Vorstoßes ist, dass auf dem Gelände am Venloer Wall, auf dem sich zwei Kitas befinden, etliche Bäume gefällt werden müssten.
24 mögliche Standorte wurden geprüft
Unstrittig ist: Für die sukzessive Auslagerung von sechs Grund- und Förderschulen in der Innenstadt, deren Immobilien dringend erneuert werden müssen, sind zwei Interimsschulgebäude nötig. Damit würden, so die Stadt, 920 bestehende Schulplätze gesichert, und nach Abschluss der Sanierungs- und Baumaßnahmen stünden 100 zusätzliche Schulplätze zur Verfügung. In einem „mehrjährigen Prozess“ seien rund 24 mögliche Standorte untersucht worden. Daraus gingen die Grundstücke Venloer Wall 13 und Kreutzerstraße 11 hervor, die im Bereich des Inneren Grüngürtels liegen.
Ein wichtiges Kriterium der Auswahl war, Schülern keine langen Wege zuzumuten. So sorgt das Interim am Venloer Wall der Stadt zufolge dafür, dass die Jungen und Mädchen während der Generalinstandsetzung ihrer Schulen ihre Viertel nicht verlassen müssen. Weil eine längere Standzeit geplant ist, sollen die Ersatzgebäude nicht aus Containern entstehen, wie sie für kurzfristig eingesetzte Interimsbauten verwendet werden, sondern vorgesehen ist eine modulare Bauweise.
Proteste wegen Eingriff in die Grünfläche am Venloer Wall
2020 hatte der Stadtrat beschlossen, am Venloer Wall ein dreigeschossiges Gebäude zur Auslagerung von Grund- oder Förderschulen zu errichten. Die Bezirksvertretung stimmte der Vorlage im Rahmen einer Anhörung mehrheitlich zu. Wegen des Eingriffs in die Grünfläche folgten Proteste von Initiativen, etwa von Eltern der Kitas. Im September 2021 stellte die Verwaltung der BV das Vorhaben ausführlich vor und warb um Verständnis; mit der Wahl der beiden Interimsstandorte sei ein Kompromiss gefunden zwischen der Notwendigkeit, Schulen zu sanieren und Schulplätze zu erhalten, und dem Prinzip, Eingriffe in unversiegelte Flächen möglichst gering zu halten; Ersatzpflanzungen würden die Baumfällungen ausgleichen.
Es brodelte jedoch weiter. Ausdruck davon war eine Bürgereingabe, über die im Dezember sowohl die BV als auch der Beschwerdeausschuss zu befinden hatten. Während die Bezirksvertreter sich mit knapper Mehrheit dem Anliegen anschlossen, eine Standort-Alternative zu finden, lehnte der Ausschuss die Petition ab. In diesem April setzte die BV mit ihrem Beschluss zur Vogelsanger Straße als möglichem Platz für einen Interimsbau nach.
Schulinterimsbau: Großer Verzug und Kosten in Millionenhöhe
In ihren Ausführungen bezögen sich die Gegner des Standorts Venloer Wall - Anwohner und Petenten - „leider auf zum Teil überholte Unterlagen, die weder das erforderliche Raumprogramm noch die gewählte Bauweise abbilden und auch nicht Bestandteil des Ratsbeschlusses waren“, teilt die Stadt mit. „Durch die bisherigen Prüfaufträge sind bereits jetzt ein Verzug von rund einem Jahr sowie Kosten in Millionenhöhe entstanden.“
Auf dem Kita-Grundstück müssten 17 Bäume und acht Sträucher weichen, außerhalb des Grundstücks, entlang des Zauns, 38 Bäume, die Hainbuchenhecke eingeschlossen. Deren Äste hätten sich zu „regelrechten Stämmen“ entwickelt; dies erwecke den fälschlichen Eindruck einer höheren Zahl von Bäumen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Unterdessen hat die Gebäudewirtschaft die Anwohner mit Flyern informiert, dass am 30. April auf dem Grundstück „Rammsondierungen“ vorgenommen werden, mit denen der Baugrund erkundet wird. Anwohnerin Laura Günther betont als Mutter von drei Kindern, sie sei „für Schulsanierungen“, hält den Standort aber trotzdem für falsch; sicher gebe es „vernünftige Alternativen“, um Baumfällungen zu vermeiden.
Dagegen kritisiert Stefanie Ruffen, schul- und baupolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Stadtrat, anlässlich des BV-Beschlusses „das Theater um einen Platz für ein Interimsschulgebäude“ und sagt: „Man kann nur den Kopf schütteln über so viel Uneinsichtigkeit. Die Verwaltung wird unnötig beschäftigt, und wichtige Schulplätze sind in Gefahr.“