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Unabhängige Anlaufstelle Köln„Leuchtzeichen" will Opfern von Missbrauch helfen

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Die unabhängige Anlaufstelle „Leuchtzeichen" will sich um Opfer von Missbrauch kümmern.

Köln-Innenstadt – Opfer von Missbrauch im kirchlichen Umfeld bekommen ab jetzt Unterstützung in einer Anlaufstelle am Heumarkt. Es gehe darum, Betroffenen ein offenes Ohr und bei Bedarf konkrete Hilfe anzubieten, so Leiterin Jeanette Berger am Dienstag bei der Eröffnung der Räumlichkeiten an der Markmannsgasse 7. Träger des Angebots namens „Leuchtzeichen!“ ist der Verein „Umsteuern! Robin Sisterhood“.

Sozialpädagogin: „Persönlich über Erfahrungen sprechen"

Die 46-jährige Sozialpädagogin wurde als Kind selbst missbraucht. Ein Ort, wo ihr zugehört wird und sie sich angenommen fühlt, habe ihr lange gefehlt. Mit der neuen „Beratungsstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext“ werde ein solcher Ort geschaffen.

Missbrauchsopfer können persönlich vorbeikommen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Wahlweise steht ihnen das Team aus ehrenamtlichen Helfern telefonisch zur Verfügung. Eine Terminvereinbarung ist vorab nicht notwendig.

Erste unabhängige Anlaufstelle in Köln

Es handele sich um die erste unabhängige Stelle dieser Art, so Maria Mesrian, Vorsitzende von „Umsteuern“. Karl Haucke, ebenfalls Opfer kirchlicher Gewalt, zeigte sich während der Eröffnungsfeier bewegt: „Damit haben die vielen Ehrenamtlichen geschafft, was die Täter nicht mal versucht haben.“

Der Verein ist auf Unterstützung angewiesen, die Kosten für die Beratungsstelle will er allein durch Spenden decken. Kirchliche Mittel würden in keinem Fall angenommen, sagt Vereinsmitglied Oliver Vogt, ehemaliger Präventions- und Interventionsbeauftragter des Erzbistums Köln.

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Oliver Vogt, Jeanette Berger und Maria Mesrian vom „Leuchtzeichen". (v. l.)

Anderenfalls wäre die Hürde für die Betroffenen zu groß. Wie viele Missbrauchsopfer es in Deutschland gibt, sei unklar, es gebe eine hohe Dunkelziffer. Der Gesprächsbedarf sei jedoch schon jetzt groß: „Wir haben noch gar nicht richtig angefangen, da kamen per Mail schon die ersten Anfragen.“

Ehemaliger Kirchenmitarbeiter: „Wut auf Kirche ist groß"

Viele Menschen würden in der Anlaufstelle erstmals überhaupt über ihre Missbrauchsgeschichte reden, vermutet er. Die Wut auf die Kirche sei groß. Wer will, kann über die Anlaufstelle auch konkrete Beratung bekommen. Geplant ist, ein Netzwerk von Anwälten und Psychologen aufzubauen. Hilfe gibt es auch bei der Beantragung so genannter Anerkennungsleistungen bei der katholischen Kirche. Dieses Verfahren sei sehr belastend, so Jeanette Berger: „Man muss alles bis ins Detail aufschreiben.“

Kölner will Zuversicht und neue Orientierung für Betroffene

Zuversicht und neue Orientierung – das sei es, was die Betroffenen bräuchten, so Karl Haucke. Der Verein „Umsteuern“ hofft nun, dass ähnliche Anlaufstellen in ganz Deutschland entstehen. Es gebe zwar viele private Selbsthilfegruppen, so Oliver Vogt: „Sie kommen aber an die Grenze dessen, was sie leisten können.“

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Die Beratungsstelle an der Markmannsgasse 7 ist ab dem 10. März dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr unter 0178/8106319 erreichbar. Zum persönlichen Gespräch stehen die Ehrenamtlichen ab dem 23. März alle 14 Tage immer mittwochs von 18 bis 20 Uhr zur Verfügung.