Veganer Käse? Schrecklich!Jack Singleton verkauft Käse in zehnter Generation
- Unsere Serie „Zwei Kaffee, bitte“: Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
Köln – Heute erscheint die Kaffee-Rubrik mal wieder in Form einer kleinen Premiere. Da ich ohnehin länger nicht im Rechtsrheinischen gewesen bin, mache ich eine Exkursion zur Anuga, wo etliche Menschen anzutreffen sein dürften, die das Allerneueste aus der Welt des Kaffees erzählen können.
Lustigerweise lande ich am Ende bei einem Mann, der wie viele seiner Landsleute weniger Kaffee als Tee trinkt und sofort auf ein anderes Lebensmittel mit „K“ zu sprechen kommt, ohne das er nicht leben könne. Was Loriot einst über den Mops behauptete – ein Leben ohne sei möglich, aber sinnlos – sagt Jack Singleton über Käse.
Unternehmen in zehnter Generation
Das ist kaum verwunderlich. Denn der 32-Jährige trägt den Namen einer Firma, die seit 1745 in Großbritannien Käse herstellt. Ich bin ziemlich erstaunt, als ich höre, dass der junge Mann das Unternehmen in der zehnten Generation verkörpert. Angefangen habe alles mit einer winzigen Farm in Lancashire/Nordengland.
Singleton zeigt mir auf seinem Laptop Fotos von grüner, nahezu unbesiedelter Landschaft und erklärt, dass ein großes Gebiet dort der Queen gehöre. Mittlerweile führe seine Mutter Tilly die Farm mit mehr als 600 Schafen. Zusätzlich erhielten sie Kuhmilch von fünf Farmen im Umkreis von fünf Kilometern und produzierten 45 verschiedene Sorten Käse.
„Deutsche haben tollen Käse“
Wir unterhalten uns hauptsächlich auf Englisch. Zwischendurch streut Singleton den einen oder anderen deutschen Satz ein. Seine Freundin, mit der er seit einem halben Jahr in Los Angeles lebe, um das Familienunternehmen noch stärker auf dem amerikanischen Markt zu etablieren, stamme aus Deutschland.
In den USA vermisse er den Regen. „Deshalb freue ich mich so sehr, hier zu sein. Es ist kalt, und es regnet zwischendurch. Und Ihr habt tollen Käse“, bescheinigt mein Gegenüber den Deutschen. Es sei wie bei gutem Wein. „Man hat Spaß daran, jeden zu probieren.“
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Was Singleton freut, ist die Tatsache, dass hierzulande sogar Käse zum Frühstück verzehrt werde, was in Großbritannien unüblich sei. Außerdem amüsiert ihn der Hang des Deutschen zu Scheiben. Ob Wurst, Brot oder Käse, alles müsse in Scheiben geschnitten sein. „Da ist was dran“, bestätige ich grinsend.
Veganer Käse? Schrecklich!
Der Amerikaner hingegen verbinde Käse gerne mit Früchten oder mit Gewürzen. In den USA sei es mit dem Käse überhaupt ganz merkwürdig. Entweder äßen die Leute mehr oder weniger Plastik, oder sie kauften ganz exzellenten, handwerklich hergestellten Käse, den man glücklicherweise immer häufiger finde. Er selber möge auch kräftigen, stark riechenden Käse, betont er, steht auf, kommt mit einer kleinen Schachtel zurück und fordert mich auf, daran zu schnuppern. Das sei „Stinking Bishop“, der Lieblingskäse von Prince Charles, sagt Singleton und lacht.
Ich überlege, wie viele Katholiken hierzulande gegen einen solchen Namen Sturm laufen würden und stelle eine andere Frage: Was er von veganem Käse hält. Der 32-Jährige verzieht das Gesicht, als hätte ich ihm etwas echt Stinkendes unter die Nase gehalten. „Awful, schrecklich!“ Der fühle sich nicht so an, und der schmecke auch nicht so, dass er sich legal Käse nennen dürfe. „Die lebenden Bakterien machen es aus, dass Käse wie Käse schmeckt.“