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Kölnerin leitet ARD-HauptstadtstudioDas würde Tina Hassel Biden, Selenskyi und Putin fragen

Lesezeit 5 Minuten
Tina Hassel auf einem Portrait-Foto.

Tina Hassel ist Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin.

Die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin ist ein „echt kölsch Mädche“ – Tina Hassel im Interview.

Tina Hassel wurde in Köln geboren und arbeitete schon als Auslandskorrespondentin in Paris, Brüssel und Washington. Seit 2015 leitet sie nun das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin und ist seit 2010 auch die TV-Journalistin Patin des Kinderhospizes Bethel für unheilbar erkrankte Kinder. Mit Express.de sprach die geborene Kölnerin über ihre Heimat und aktuellen Politik-Journalismus. Außerdem formuliert sie Fragen, die sie Biden und Putin gerne einmal stellen würde.

So beschreibt Tina Hassel das Kölner Lebensgefühl

Frau Hassel, wenn Sie an Köln denken – welches Gefühl haben Sie dabei?

Heimat. Fröhliches Chaos. Offene Menschen. Und das Lebensmotto „et hätt noch immer jot jejange“. Geht natürlich nicht immer gut, ist aber dennoch sympathisch. Gerade weil wir in einer immens krisenreichen Zeit leben. Krieg, Klimakrise und Inflation lassen sich nicht einfach ausblenden. Aber eine optimistische Lebenshaltung kann helfen, die Zuversicht nicht zu verlieren.

Wo haben Sie in Köln gelebt?

Ich bin in Sülz geboren und habe dort auch gelebt. Wir haben noch viele, sehr liebe Freunde dort.

Was vermissen Sie an Köln? Was kann Ihnen gestohlen bleiben?

Ich vermisse die Offenheit der Menschen und die fröhliche Grundstimmung. Es heißt ja gern, Köln sei die nördlichste Stadt Italiens. Man hilft sich gegenseitig, man „wurstelt“ sich so durch. Das führt aber auch manchmal zu einer gewissen Selbstbesoffenheit. Und das ist schade. Nur wer wach und kritisch bleibt, hat den Elan, etwas zu verändern und an sich zu arbeiten.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Köln?

Zwei unserer drei Kinder sind hier zur Welt gekommen. Etwas Schöneres gibt es nicht. Das ist nicht zu toppen.

Sind Sie ab und zu mal wieder in der Domstadt?

Ja, zuletzt gerade Anfang Mai, und das ist immer sehr schön und vertraut. Ich war dienstlich dort, bin aber bei Freunden untergekommen und war mit dem Rad unterwegs. Und da habe ich wieder gedacht, wie lebendig Köln ist. Und vertraute Gesichter trifft man auch noch spontan unterwegs.

Könnten Sie sich vorstellen, später wieder in Köln zu leben?

Klar! Aber immer mit einem Koffer in Berlin.

Politik und Journalismus – über den Job der geborenen Kölnerin

Apropos Berlin: Sie arbeiten im Zentrum der Macht. Was war Ihr spannendstes Erlebnis als Politik-Journalistin?

Nach großartigen Jahren beim WDR in Köln, als Auslandskorrespondentin in Paris, Brüssel und Washington, bin ich 2015 nach Berlin als Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios gewechselt. Näher am politischen Geschehen kann man kaum sein. Das ist jeden Tag spannend. Aber besonders intensiv war die Zeit während der Flüchtlingskrise 2015. Und jetzt die „Zeitenwende“ nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Das hat auch die deutsche Politik auf den Kopf gestellt. Zu beobachten, was das konkret bedeutet und wie schwer es ist, den Kurswechsel auch umzusetzen, ist enorm spannend.

Was macht Ihnen besonders Spaß an Ihrem Job?

Orientierung zu geben in einer immer komplexeren Welt. Zu beleuchten, welche Folgen politische Entscheidungen für das praktische Leben haben. Welche Machtstrukturen und Interessen dabei eine Rolle spielen. Reizvoll finde ich es auch, Lösungsansätze oder Positivbeispiele mit aufzuzeigen. Damit sich die Menschen trotz der gefühlten Flut negativer Nachrichten nicht vom aktuellen Geschehen abwenden.

Welcher Politiker und welcher Bundeskanzler hat Sie am meisten beeindruckt?

Faszinierend fand ich Barack Obama, den ich im Wahlkampf, in seiner zweiten Amtszeit in Washington und auf Reisen erlebt habe. Durch sein Charisma begeistert er auch Menschen für Politik, die sich sonst nicht dafür interessieren. In Deutschland haben wir solche charismatischen Personen nicht in der Politik. Trotzdem hat mich Ex-Kanzlerin Merkel oft mit ihrem Humor überrascht, mit dem sie politische Alphatiere in die Schranken wies. Ganz gleich, ob Berlusconi, Orban oder Erdogan.

Wen fanden Sie am langweiligsten?

Da gibt es nicht den einen Ausschlag nach unten. Mich langweilen Menschen, die nichts zu erzählen haben. Keine Brüche in der Biografie, keine Niederlagen, an denen man wächst. Kein Leben außerhalb der Partei und des Bundestags.

Biden, Putin, Selenskyj – diese Fragen würde Tina Hassel stellen

Angenommen, Sie hätten Biden, Putin und Selenskyj in Ihrem Studio. Was würden Sie Biden fragen?

Bleiben die USA hundertprozentig an der Seite der Ukraine? Auch wenn in den Staaten der Wahlkampf heißläuft und ein Ende des Krieges noch immer nicht in Sicht sein sollte?

Was würden Sie Selenskyj fragen?

Der brutale russische Angriffskrieg dauert nun schon über ein Jahr an. Wie gelingt es Ihnen, den Menschen in ihrem Land noch immer Zuversicht zu vermitteln? Woher nehmen Sie selbst die Kraft?

Und was wäre Ihre Frage an Putin?

Können Sie noch in den Spiegel schauen?

Die Kölnerin ganz privat

Neben Ihrem Top-Job sind Sie verheiratet, haben drei Kinder. Wie bekommen Sie das unter einen Hut?

Das ist Teamwork und funktioniert nur, wenn auf Dauer keiner zu kurz kommt. Wie ein Reißverschluss; mal zieht der eine vor, mal die andere, aber am Ende greift es ineinander. Und für uns zählt nicht die Quantität an Zeit, sondern die Qualität.

Wie finden Sie Ihre Work-Life-Balance und wo können Sie entspannen?

Bei langen Hundespaziergängen an den Berliner Seen. Ich fahre gerne Rad und schwimme viel. Und ich liebe entspannte Abende mit der Familie oder mit Freunden.

Das Gespräch führte Philipp Meckert.