Die KVB reagiert mit einer Krisen-Pressekonferenz auf das Chaos der vergangenen Wochen, kündigt Maßnahmen an – und sieht den Grund für die Ausfälle vor allem in äußeren Umständen.
Bahn-Chaos in KölnKVB räumt eigene Fehler ein – zunächst kaum Verbesserungen für Fahrer und Kunden
Die zahlreichen Bahn-Ausfälle seien kein KVB-Phänomen. „Die angespannte Situation im Nahverkehr ist weit verbreitet“, so eröffnet KVB-Chefin Stefanie Haaks ihre Pressekonferenz am Mittwochvormittag. Es ist eine Krisen-Pressekonferenz, kurzfristig anberaumt, erzwungen durch die chaotischen Zustände im Dezember und den wochenlangen öffentlichen Druck, nicht zuletzt durch den eigenen Aufsichtsrat.
Doch die Erklärung von Haaks beginnt mit Beschwichtigungen. „Es ist tatsächlich so, dass das Problem alle kommunalen Verkehrsverbände betrifft“, setzt Haaks fort, „aber darüber wollen wir heute nicht sprechen.“ Dann nennt sie Bremen und München als Beispiele für Großstädte, die ihr Angebot zuletzt eingeschränkt haben.
Kölner Verkehrs-Betriebe: Große Fahrplan-Anpassungen ab März
Nun also Köln: Ab März fahren deutlich weniger Bahnen, der Fahrplan von sechs Linien wird eingeschränkt, teilweise erheblich. Bis dahin setzt die KVB alles daran, dass technische Änderungen im Betrieb zu Verbesserungen führen. Weil wieder mehr moderne Hochflurbahnen zur Verfügung stehen, haben die Linien 4, 13 und 18 an den Endhaltestellen wieder mehr Zeit zum Wenden. Dadurch könne man bereits viele Verspätungen verhindern, sagt und hofft Haaks. Die Maßnahme ist allerdings eher weniger als Reaktion auf die aktuelle Krise zu verstehen, die Bahnen wären wohl auch regulär wieder eingesetzt worden.
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Anders bei der Fahrplanänderung: Ab dem 6. Februar entfallen die Taktverdichtungen am Nachmittag bei den Linien 1, 9 und 15. Ab Anfang März greifen weitgehende Änderungen, etwa zehn Prozent der Fahrten fallen ab dann aus. Der KVB Vorstand vermutet, dass der Krankenstand, derzeit etwa 20 Prozent, in den kommenden Wochen sinken wird. Geplant hatte man mit höchstens elf Prozent.
„Wir hoffen auf eine Delle vor Karneval“, sagt Haaks. Denn die Grippewelle sei vor Weihnachten und nach Karneval erfahrungsgemäß am stärksten. „Rückblickend hätten wir den Fahrplan schon Anfang Dezember ausdünnen können oder müssen“, sagt Haaks. „Aber das ist jetzt im Nachhinein müßig.“ Dabei gibt die KVB selbst an, das Problem habe sich bereits im vergangenen Herbst angedeutet.
Mehr Geld für Fahrer? KVB stellt nichts in Aussicht
Insgesamt, so die Sicht der KVB, sind die Umstände verantwortlich für die aktuelle Situation. „Uns fehlt nicht das Personal, uns fehlt das gesunde Personal“, sagt Arbeitsdirektor Peter Densborn. Man sei lediglich sieben Bahnfahrer und 16 Busfahrer „im Minus“. Im vergangenen Jahr hätten insgesamt 64 Fahrerinnen und Fahrer gekündigt. Außerdem würden Studierenden, die bis im vergangenen Jahr auf den zentralen Achsen gefahren sind, nicht mehr eingesetzt. Sie seien zu unzuverlässig gewesen, heißt es.
Fehler des Unternehmens legt Densborn für die aktuelle Situation nicht zugrunde. Er beschreibt einen Corona-Effekt, wonach einige Fahrer in der Pandemie begonnen haben, zu fahren – und nun von vollen Bahnen, Beleidigungen durch Kunden und Verkehrsstress genervt sind und kündigen. „Wir erleben jeden Tag Übergriffe auf unser Personal, es wird jeden Tag bespuckt, beschimpft oder sogar geprügelt“, sagt Densborn.
Auf die Frage, ob die KVB selbst Verbesserungen für das eigene Personal plant, antwortet Densborn, es gebe Arbeitskreise, die sich mit dem Thema befassen. Urlaubsanträge werden aufgrund des Engpasses aktuell kaum genehmigt. Und Ausgleichszahlungen? Wird es erstmal auch nicht geben. Stattdessen kündigte Densborn an, er wolle beim bevorstehenden Tarifabschluss „keine Entscheidung treffen, die nicht finanzierbar ist“. Eventuell könne man als Fahrer bald dafür entschädigt werden, wenn man an einer Haltestelle das Dienstende antreten muss, die ungünstig für den eigenen Weg nach Hause liegt. Eine Entschädigung steht auch für Kundinnen und Kunden nicht bevor. Ohnehin stehe der Preis im öffentlichen Nahverkehr, der für Einzeltickets zu Jahresbeginn erhöht wurde, „nicht in einer direkten Verbindung zum Angebot“, so Haaks.
KVB-Aufsichtsrat schießt gegen Haaks: „Das kommentiere ich mal nicht.“
Zuletzt hat die KVB darauf verzichtet, Bahnausfälle bei Twitter und auf der eigenen Webseite aufzulisten. Die Liste wäre zu lang, meint Haaks, es dauere, bis man die eigene Verbindung finde, „das kann man keinem Kunden zumuten“. Parallel allerdings fiel wegen eines Updates auch die aktuelle Auskunft in der KVB-App aus, sodass viele Kunden zuletzt erst am Gleis wussten, ob die eigene Bahn verspätet ist.
Den Fokus legt man auf die Personalgewinnung: Die Ausbildung ab Januar wurde aufgestockt, einige Dutzend mehr Kölnerinnen und Kölner werden zu Bus- und Bahnfahrern ausgebildet. Fahren können sie jedoch erst ab Sommer. Über Kampagnen in den Bahnen und auf Social Media sollen zudem potenzielle Mitarbeitende gewonnen werden. Auch bei Kaufhof-Angestellten, die in ihrem Unternehmen womöglich keine Perspektive mehr sehen, soll geworben werden.
Mit den Ankündigungen positioniert sich der Vorstand erstmals öffentlich zur Krise – und ist dabei bemüht, den Konflikt mit dem eigenen Aufsichtsrat nicht weiter hochkochen zu lassen. Zuletzt forderte etwa FDP-Ratsherr und Aufsichtsratsmitglied Ralph Sterck (FPD), man solle die jährlichen Bonuszahlungen für die KVB-Vorstände wegen der vielen Ausfälle reduzieren. „Der Aufsichtsrat hat die Hoheit darüber, unsere Ziele festzulegen. Wir hatten auch in den vergangenen Jahren Kürzungen im vierstelligen Bereich“, sagt Haaks. Ob öffentliche Forderungen wie die von Sterck ihrer Vorstellung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit entsprechen? „Das kommentiere ich mal nicht.“