BaptisteriumTaufbecken am Kölner Dom funkelt dank Discokugel
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Der Dionysos-Brunnen ist jetzt gen Osten ausgerichtet.
Copyright: Banneyer
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Am Weißen Sonntag ist das Baptisterium am Kölner Dom eingeweiht worden. Es war bei Bauarbeiten östlich des Domchores im Jahr 1866 entdeckt worden.
Absoluter Hingucker ist die von den Gästen sofort als „Discokugel“ titulierte Lichtinstallation des Künstlers Mischa Kuball.
Köln – Manchmal haben Verzögerungen beim Bau auch etwas Gutes, findet Dompropst Gerd Bachner. Weil die Arbeiten zur Umgestaltung der Domumgebung nicht im Zeitplan lagen, ist das Baptisterium – statt Ende Januar – am Weißen Sonntag eingeweiht worden, dem Tag der weißen Gewänder, die die Getauften früher trugen.
Raus aus dem Schattendasein
Entdeckt wurde das Baptisterium bei Bauarbeiten östlich des Domchores im Jahr 1866. Der damalige Dombaumeister Richard Vogel ließ über dem einzigartigen Zeugnis frühen Christentums einen Schutzbau aus Ziegelsteinen errichten. Beides ist nun auch wieder für die Öffentlichkeit zu sehen, am Ende eines würdigen Vorraums. Denn der Schutzraum selbst sei inzwischen ein Denkmal, sagte Dombaumeister Peter Füssenich, der mit seinen Mitarbeitern noch bis Mitternacht letzte Hand angelegt hatte. Und er gab zu, sich früher selbst nicht in den schmuddeligen Untergrund getraut zu haben, in dem das Baptisterium und der Dionysos-Brunnen ein Schattendasein führten.
Dionysos (l. unten) wacht vor dem Baptisterium.
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Nun sprechen alle von einem Meilenstein in der Neugestaltung der Domumgebung, „vom Un-Ort zu einem angemessenen Ort“, der auch für die Ökumene stehe, so Hannelore Bartscherer. „Ich stehe hier nicht nur als Katholikin“, sagte die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Baptisterium. Die Arge Bap hat sich ebenso wie die Kulturstiftung Kölner Dom an Planung und Finanzierung beteiligt.
Der Vorraum öffnet sich nach Osten durch ein großes Panoramafenster zur Stadt, davor ein Gitter aus Goldbronze, das in seiner Ornamentik den achteckigen Grundriss des Taufbeckens aufgreift. Ob es tagsüber geöffnet werden kann, werde man ausprobieren, versprach Füssenich. Die Erfahrungen im Umgang mit Denkmälern sei sehr getrübt.
Dombaumeister Peter Füssenich mit einer Rekonstruktion des Beckens
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Ludwig Wappner vom Architekturbüro Allmann Sattler Wappner aus München, das sich bereits seit 14 Jahren mit der Domumgebung auseinandersetzt, gab zu bedenken, „dass das Material oxidiert“. Die Stadt sei speziell: „Die Kölner Taube ist eine besondere“, hat er beobachtet, schaffe sie es doch, sich in den achteckigen Öffnungen des Gitters niederzulassen. Aber daran arbeite man.
Was den Vorraum prägt, sind vor allem die gefalzten Goldbronzeplatten an den Wänden, die mit ihren unterschiedlich großen Flächen den Faltenwurf der Vorhänge aufgreifen, die die zu Taufenden abschirmten. „Der Boden kokettiert mit dem Mosaik im Römisch-Germanischen Museum“, betonte Wappner die Einordnung in ein großes Ganzes. Absoluter Hingucker ist die von den Gästen sofort als „Discokugel“ titulierte Lichtinstallation des Künstlers Mischa Kuball. Sie überzieht Wände und Boden mit einem zarten Lichtspiel, das vor allem abends Betrachter anlocken und mit ihnen in Kontakt treten soll.
Das Baptisterium kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Weil das Interesse groß sein dürfte, wird es zwischen dem 16. April und dem 1. Mai samstags von 10 bis 14 Uhr sowie sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet sein.