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Ex-Annenmaykantereit-BassistWarum es für Malte Huck wichtig war, aus Köln wegzuziehen

Lesezeit 5 Minuten
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Malte Huck macht jetzt als „Beachpeople“ Musik.

Köln – Am Anfang war da ein Bauchgefühl: So, wie es gerade ist, passt es nicht mehr. Malte Huck war als Bassist von Annenmaykantereit die großen Bühnen, den großen Erfolg gewöhnt. Und entschied sich 2020 trotzdem dafür, aus der Kölner Band auszusteigen. Als „Beachpeople“ bringt Huck nun in einem Solo-Projekt Musik heraus, wohnt mittlerweile in Leipzig. „Viel wichtiger als dorthin zu ziehen war aber, aus Köln rauszukommen“, sagt er heute. Warum er mit der Stadt trotzdem noch nicht abgeschlossen hat, warum er sich wünscht, frei von Annenmaykantereit wahrgenommen zu werden und worum es in seiner Musik geht, hat er am Rande eines Auftritts am Ebertplatz erzählt.

„Ich habe hier ganz in der Nähe gewohnt“, sagt Huck, während er an einem sonnigen Herbsttag am sprudelnden Ebertplatz-Brunnen vorbeigeht. Ein bisschen Nostalgie ist erlaubt, obwohl Huck sich eine Rückkehr nach Köln aktuell nicht vorstellen kann. Nur eine Stunde später wird er eines der letzten Open-Air-Konzerte der Saison spielen, Freunde und Familie haben sich angekündigt. Huck ist nervös. „Meine Eltern kommen, das ist immer etwas Besonderes.“ Malte Huck ist in Hennef aufgewachsen, in Köln lebte er fast sieben Jahre lang. Für den Neustart mit „Beachpeople“ war ein Tapetenwechsel nötig, er ging nach Leipzig. „Eigentlich wollte ich immer so weit wegziehen wie möglich“, sagt er. „Das hat dann nicht so ganz geklappt, auch, weil das mit AMK alles so gekommen ist.“

Durch Ausstieg bei Annenmaykantereit wieder mehr Zeit zum Musik machen

„AMK“ sagt Huck, wenn er von Annenmaykantereit spricht: eine der aktuell erfolgreichsten deutschen Bands, gegründet in Köln. Von 2014 an war Malte Huck als Bassist fester Bestandteil der Band, erlebte den rasanten Aufstieg mit. Nach rund sechs Jahren in der Band verfestigte sich bei ihm aber das Gefühl, aussteigen zu wollen. „Der Gedanke war vorher schon immer wieder mal da. Ende 2019 und Anfang 2020 war ich auf einer Reise durch Amerika. Ich hatte das erste Mal Zeit, mich wirklich damit auseinanderzusetzen. Es gab dieses Bauchgefühl, dass ich etwas anderes machen will. Dort sind dann bereits die ersten ‚Beachpeople‘-Songs entstanden.“

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Huck vor seinem Auftritt am Ebertplatz.

Der Ausstieg aus der Band war für Huck die Gelegenheit, sich wieder auf das für ihn Wesentliche zu konzentrieren: die Musik. „Wenn ein Projekt so groß wird wie Annenmaykantereit, sind viele Aspekte daran erstrebenswert – einige aber eben auch nicht. Ich wurde immer unglücklicher, je weniger Zeit ich hatte, Kunst zu machen.“

Den konkreten Plan, die Band zu verlassen, um ein Solo-Projekt zu starten, gab es aber nicht. „Songs zu schreiben war schon immer meine Art, Dinge zu verarbeiten. Andere gehen laufen oder malen ein Bild. Ich mache Musik“, sagt Huck. Dazu steht er selbst nicht gern im Mittelpunkt. „Ich will meine Songs präsentieren, aber mich dabei eigentlich gar nicht zeigen“, sagt er und lacht. „Ich habe immer in Bands gespielt, hätte auch jetzt gern direkt wieder eine Band gegründet. Durch Covid war das aber nicht möglich, es wäre nicht organisch gewesen. Deshalb habe ich alles allein gemacht.“

Beachpeople macht verträumten Sound mit melancholischen Texten

Auch aus diesem Grund ist Hucks Musik so persönlich geworden. Mit „I’ll be gone for a little while“ hat er Mitte September seine erste EP veröffentlicht. „I’ve been in my head for way to long“, singt Huck auf dem ersten, titelgebenden Song. „Es geht viel um das Gefühl, von sich selbst und seinen Gedanken wegkommen zu wollen. Und je mehr man es versucht, desto weniger funktioniert es“, erklärt Huck. „Es ist eine ganz schön verlorene Platte geworden.“ Die EP zur Winterdepression also? „Hoffentlich nicht“, sagt er und lacht. „Die Texte sind nicht sonderlich Hoffnung stiftend, aber vielleicht die Musik. Mein Ziel ist, dass es möglichst verträumt klingt, dass man sich vergessen kann.“ Herauskommt eine Mischung aus Indie-Folk und Indie-Pop.

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„Beachpeople“ hat einen verträumten Sound.

Mit dem Sound von Annenmaykantereit hat das nicht mehr viel zu tun. „Es ist ganz schön, dass allein dadurch, dass ich auf Englisch singe, sich der Vergleich nicht wirklich anbietet. Am liebsten wäre es mir, ich könnte meine Musik Leuten vorspielen, bei denen es ausgeschlossen ist, dass sie mich aus dem AMK-Kontext kennen“, sagt Huck. Der Emanzipationsprozess ist ihm noch anzumerken, die Befürchtung, der Erwartungshaltung der von Zuhörerinnen und Zuhörern, die ihn mit Annenmaykantereit assoziieren, nicht gerecht zu werden. „Ich habe vor jedem Auftritt die Angst, dass heute der Tag ist, an dem keiner kommt“, sagt Huck.

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Dabei klingt seine Musik bereits sehr ausgereift, wird auf Streaming-Diensten bereits tausendfach geklickt. Auch der Ebertplatz ist beim Konzert am Abend voll. Es scheint, als ginge der Künstler unnötig hart mit sich ins Gericht. „Das war bei mir schon immer so, auch im Alltag“, erklärt er. „Ich weiß, dass ich eigentlich einen Gang runterschrauben müsste, auch mit den Erwartungen an mich selbst. Aber an so einem Tag, bei einem Auftritt in Köln, ist das schwer möglich. Es kommen so viele Leute, die ich kenne. Ich habe mit der Stadt noch nicht abgeschlossen, aber auch gar nicht die Zeit, alles richtig zu verarbeiten.“

Vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Am Ende des Konzerts sagt Huck: „Es ist schön, so von einer Stadt unterstützt zu werden, in der man mal gelebt hat.“

Am 2. November ist das nächste „Beachpeople“ Konzert in Köln, im Luxor. Karten gibt es ab 18 Euro.