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Brings im Gürzenich KölnDas Leben bleibt ein Rockkonzert

Lesezeit 4 Minuten

1993 in der Kölner Sporthalle mit Klaus „Major“ Heuser

Köln – Die Geschichte von Brings beginnt an einem heißen Sommertag 1990. Peter Brings, Bruder Stephan, Harry Alfter und Kumpel Johannes sitzen an einem Baggersee und warten darauf, dass die Musiklaufbahn endlich beginnt. Irgendwann schnappen Peter und Johannes sich ein Demo-Tape und fahren zu Karl-Heinz Pütz. Musikmanager Pütz sorgt dafür, dass Brings einen Plattenvertrag bekommen. Ein Jahr später spielen sie bei Rock am Ring vor 80.000 Menschen.

Ein paar Jahre später geht es bergab. Peter hat Alkoholprobleme, die Band steht vor dem Aus. Die Rettung bringt ein Lied, dass Peter als Erinnerung an alte Zeiten schreibt: Mit „Superjeilezick“ gelingt der Gruppe im Jahr 2000 ein gigantischer Hit – und der Einstieg in den Karneval. In der Biografie „Superjeilezick – Das Leben ist ein Rockkonzert“, von „Stadt-Anzeiger“-Autor Uli Kreikebaum, die am 25. Oktober erscheint, lassen Gitarrist Harry Alfter, Schlagzeuger Christian Blüm, Keyboarder Kai Engel, Sänger Peter und Bassist Stephan Brings jetzt die Schottenröcke runter. Am Sonntag, 26. Oktober, 17 Uhr, stellt die Band das Buch im Gürzenich vor.

Peter Brings über Frauen

Seine erste Freundin hatte Peter mit 14. Sie war 16. Nach den ersten Erfolgen mit Brings Anfang der 90er Jahre genoss er es, dass die Mädels nach den Konzerten an ihm „geklebt haben“. Er habe gemacht, was Udo Lindenberg in einem Lied besang: Hat sich freitagsabends 100 Mark und ne Zahnbürste eingepackt, Cowboystiefel angezogen, um dann bis Montagmorgens fremde Betten auszuprobieren. „Ich habe die Nächte durchgefeiert und bin zu den Gigs gefahren. Zu brennen wie eine Wunderkerze, gehörte für mich zum Selbstverständnis.“ Noch heute komme es vor, dass Frauen bei Mädchensitzungen ihre Brüste entblößen und den Musikern an den Hosenlatz greifen. Manchmal gehe das ein bisschen zu weit. „Aber wir genießen es auch, mit 50 noch von den Mädels angeguckt zu werden.“

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Peter Brings spricht über seine Alkoholprobleme.

Peter Brings über Alkohol

Das Bestehen der Band hing an seidenem Faden, weil Peter abstürzte. Er hatte massive Alkoholprobleme, ging zu den anonymen Alkoholikern. Immer wieder wollte Peter hinschmeißen, Bruder Stephan und Christian Blüm mussten ihn vor Konzerten suchen und überreden, zu singen. Er wisse nicht, ob ihm der schnelle Erfolg am Anfang gut getan habe. „Ich habe alles ausprobiert. Hätte ich so weitergemacht mit dem Saufen, wäre ich heute tot.“ Heute trinkt Peter wenig, in der Session gar nichts. Mit Frauen und den ersten Kindern segelten Brings in ruhigere Fahrwasser. Sie versuchten es mit einer hochdeutschen Platte - und scheiterten krachend. Dann kam irgendwann Superjeilezick.

Lesen Sie auf der nächsten Seite Brings-Anekdoten aus der Karnevalszeit.

Stephan Brings über den Karneval

„Bevor wir in den Karneval gegangen sind, dachte ich, es gebe den 11.11. und die Party von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch. Ich wusste nicht, was da für eine riesige Bewegung hintersteckt“, sagt Stephan. „Weil wir in den ersten Sessionen nur ein Lied hatten, sind wir manchmal von der Bühne gebuht worden, weil wir einfach unsere Rocklieder gespielt haben.“ Getroffen hat die Band, dass viele alte Fans sich nach dem Gang in den Karneval abwendeten. „Aber wir haben die Euphorie genossen, das Getragenwerden von Saal zu Saal, unsere Lieder plötzlich in jeder Kneipe zu hören.“

Der Stress von 200 Auftritten in einer Session führte zu krassen Erfahrungen: Peter kippte auf der Bühne um, ein ein anderes Mal fing er am Mikro an zu weinen. Harry konnte eineinhalb Jahre nicht richtig schlafen. „Inzwischen haben wir uns an den Rhythmus gewöhnt und können es genießen“, sagt Stephan. „Ohne den Karneval würde es uns garantiert nicht mehr geben.“

Brings ist auch die Geschichte von großen Vätern. Arbeitsminister Norbert Blüm, Bläck-Fööss-Mitgründer Tommy Engel, Liedermacher und Arbeiterkämpfer Rolly Brings.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie die Papa-Vergleiche Christian Blüm zu schaffen machten.

Christian Blüm über seinen Vater

Brings ist auch die Geschichte von großen Vätern. Arbeitsminister Norbert Blüm, Bläck-Fööss-Mitgründer Tommy Engel, Liedermacher und Arbeiterkämpfer Rolly Brings. Am meisten zu schaffen gemacht haben die Papa-Vergleiche Christian Blüm.

Christian lief früher gern mit Batikshirts rum - als er mit seinem Vater so am Flughafen gesehen wurde, schrieb eine Zeitung, Norbert Blüm verhandele mit den Grünen. Der Brings-Schlagzeuger beschreibt das Verhältnis zu seinem Vater als exzellent.

Für einen Rockmusiker sei es aber ein Nachteil, einen Politiker als Vater zu haben. „Wenn dein Vater in der Regierung ist, musst du nicht nur beweisen, dass du ein guter Musiker bist, sondern auch, dass du politisch nicht so denkst wie er. Das ist ein Fluch.“

Kürzlich hat er sich gefreut, als er im Restaurant war und ein Mann Norbert Blüm fragte: „Sie sind doch der Vater vom Brings-Schlagzeuger, oder?“ Meistens lief es andersrum. Als Christian mal im Sportwagen seiner Frau vorfuhr, sagte ein Fan: „Tolles Auto. Da hat der Papa aber wat dabeijedonn.“ Mit dem Spruch ziehen die Kollegen Blüm bis heute auf. Von solchen Anekdoten wimmelt es in der Biografie. Kein Wunder, nach fast 25 Jahren zusammen auf der Bühne. (ksta)