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Kitaplätze in KölnSo schlecht steht es um die Kinderbetreuung in Chorweiler

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kind spielt auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte.

In Köln-Chorweiler gibt es zu wenig Kita-Plätze.

In keinem anderen Kölner Stadtbezirk ist der Mangel an Kita-Plätzen so groß wie in Chorweiler. Die Stadt nennt Gründe und sucht nach Lösungen. Verbesserungen sind kurzfristig nicht in Sicht.

Kinder, die im Stadtbezirk Chorweiler aufwachsen, haben die schlechtesten Chancen auf einen Platz in einer Kita, bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater. Denn stadtweit weist der nördlichste Kölner Bezirk die niedrigste Versorgungsquote auf – und zwar sowohl bei den Kindern unter drei Jahren (U3) als auch bei den Drei- bis Sechsjährigen (Ü3), wie aus dem aktuellen Statusbericht der Stadt zum Ausbau der Kindertagesbetreuung hervorgeht.

Weniger als ein Drittel der Unter-Dreijährigen in Chorweiler bekommt einen Betreuungsplatz. Die Quote beträgt lediglich 31 Prozent, während sie im stadtweiten Durchschnitt bei 47 Prozent liegt. Die Stadt selbst strebt 52 Prozent an – davon ist Chorweiler weit entfernt. In der Altersgruppe der Kinder zwischen drei und sechs Jahren gibt es für 80 Prozent der Kinder aktuell einen Kita-Platz. Stadtweit beträgt die Quote in dieser Altersklasse 98 Prozent – und liegt damit nah an der vom Stadtrat beschlossenen Zielquote von 100 Prozent.

Köln-Chorweiler: Mangel an Kita-Plätzen hat sich vergrößert

Das schlechte Abschneiden Chorweilers kommt nicht besonders überraschend, denn ähnlich gestaltete sich die Situation bereits in früheren Statusberichten. Während sich die Versorgungsquote stadtweit im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert hat – von 95 auf 98 Prozent bei den Ü3-Kindern sowie von 46 auf 47 Prozent bei den U3-Kindern –, hat sie sich in Chorweiler sogar noch verschlechtert: von 33 auf 31 Prozent (U3) und von 84 auf 80 Prozent (Ü3).

Die Stadt rühmte sich kürzlich damit, mehr als die anvisierten 1000 neuen Betreuungsplätze in Kitas und der Tagespflege pro Jahr geschaffen zu haben: Im vergangenen Kita-Jahr sind 1055 Plätze entstanden, stadtweit wurden 15 neue Einrichtungen eröffnet. Chorweiler ging indes leer aus.

Köln-Chorweiler: Keine neuen Kita-Plätze im Jahr 2022/23 geplant

Und eine Verbesserung ist erstmal nicht in Sicht: Auch im Kitajahr 2022/23 sind keine neuen Kitas in Planung, ebenso wenig sollen bestehende Kitas erweitert werden. Und so war es auch schon in den Jahren davor. Zuletzt sind im Kita-Jahr 2016/17 neue Einrichtungen eröffnet worden. Im Zeitraum zwischen 2013 und 2017 sind im Bezirk vier neue Kitas mit 18 Gruppen entstanden.

Immerhin: Im Kitajahr 2023/24 soll einer Stadtsprecherin zufolge eine neue Kita mit vier Gruppen eröffnet werden. Zudem solle das Angebot der Kindertagespflege ausgebaut werden.

Stadt: Nachfrage nach Kitaplätzen in Chorweiler ist unterdurchschnittlich

Für viele Eltern, die ohne Betreuung dastehen, ist unter anderem das Familienhaus Anlaufpunkt im Veedel geworden: Die vom Sozialdienst katholischer Frauen betriebene Einrichtung bietet an mehreren Vormittagen in der Woche Eltern-Kind-Gruppen und Spielgruppen an. Das Angebot kann selbstredend kein Ersatz für einen Kita-Platz sein und bietet keine kontinuierliche Betreuung, keine verlässliche Förderung. Aber zumindest kommen die Kinder in Kontakt mit Gleichaltrigen und erleben soziales Miteinander in einer Gruppenkonstellation.

„Kindertagesbetreuung ist entscheidend für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für verbesserte Bildungschancen, weshalb Angebote gerade auch in Stadtteilen mit hohen Armuts- und Bildungsrisiken wichtig sind“, teilt eine Stadtsprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum eklatanten Kitaplatz-Mangel mit.

Kinder aus Chorweiler besuchen Kitas in Nachbarstadtteilen

Das Bild zeigt Hochhäuser in Köln-Chorweiler.

Hochhäuser prägen das Bild von Chorweiler.

Die Sprecherin verwies gleichwohl darauf, dass dort die Nachfrage nach Kindertagesbetreuung „unterdurchschnittlich“ sei. Daher müssten nicht nur zusätzliche Plätze geschaffen werden, sondern auch mögliche Barrieren abgebaut werden, damit die Betreuung auch in Anspruch genommen werde. Als weitere Gründe für den schleppenden Ausbau nennt die Stadt fehlende Flächen und Gebäude.

Für all diejenigen, die auf einen Kitaplatz angewiesen sind, aber im Bezirk keinen bekommen, bleibt nur die Fahrt in andere, besser versorgte Stadtteile. Dazu zählen die Innenstadt, Nippes, Ehrenfeld und Lindenthal. Es gibt zwar einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab drei Jahren sowie einen Betreuungsplatz in einer Kita oder bei einer Tagespflegeperson für Kinder zwischen einem und drei Jahren. Wohnort und Betreuungsplatz dürfen aber bis zu fünf Kilometer entfernt voneinander liegen.