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Eltern in Roggendorf ratlosRaumluft in Kölner Kita-Gebäude ist verseucht

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Die Schule an der Berrischstraße ist saniert - und kann immer noch nicht genutzt werden. 

Roggendorf/Thenhoven – Bereits im April des vergangenen Jahres sollte eine lange Leidensgeschichte ihr Ende finden. Dann nämlich hätte die neue Kindertagesstätte im frisch sanierten alten Schulgebäude in der Berrischstraße, das 17 Jahre lang ungenutzt geblieben war, ihren Betrieb aufnehmen sollen. Diese hätte die beiden bestehenden Kitas in der Further Straße und der Gutnickstraße ersetzen sollen, die beide wegen ihres baulichen Zustandes aufgegeben werden sollten.

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Das Schild der Stadt Köln ist schon da, die Kinder leider nicht. 

Doch kurz vorher erreichte eine weitere Hiobsbotschaft die Dorfgemeinschaft: Beim Versuch, das Ziegelmauerwerk der Außenwände mit einem „Hydrophobierungs“-Verfahren unempfindlich gegen eindringende Feuchtigkeit zu machen, waren chemische Dämpfe in die Innenräume gelangt und hatten die Raumluft kontaminiert. Eine Nutzung des Gebäudes sei erst möglich, wenn die Schadstoffwerte wieder unbedenklich sein würden, so die Verwaltung damals.

Stillstand seit eineinhalb Jahren in Kölner Kita

Als besonders problematisch wurde dies damals nicht dargestellt – die Fenster wurden mit Entlüftungsrohren ausgestattet, die den natürlichen Verflüchtigungsprozess der Dämpfe beschleunigen sollten. Damals wurde noch eine baldige Eröffnung der Kita in Aussicht gestellt.Inzwischen sind eineinhalb Jahre vergangen – und keine Besserung ist in Sicht. Noch immer steht das Schulgebäude ungenutzt leer, noch immer saugen die Entlüftungsrohre belastete Raumluft aus dem Inneren.

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Die verseuchte Raumluft wird mit Rohren aus dem Gebäude geleitet. 

Nach wie vor lassen die gemessenen Werte keine Freigabe der Räume zu. „Noch im November des vergangenen Jahres war sich die Leiterin der Kita felsenfest sicher, dass sie bis Weihnachten den Betrieb aufnehmen könne“, erinnert sich René Jäger, der Vorsitzende des Bürgervereins Roggendorf/Thenhoven. „Tja, dazu kam es auch nicht. Wir haben zwar hin und wieder mal nachgefragt, aber nur eine Antwort erhalten, als wir uns an Frau Reker direkt wandten.“

Nutzungsbeginn ist nicht absehbar

Inzwischen mag die Verwaltung keinerlei Prognosen mehr abgeben, wann das Gebäude tatsächlich nutzbar sein könnte. Zuletzt hatte sie im April in einer Pressemeldung verlautbaren lassen, dass die Innenräume weiterhin mit Schadstoffen belastet seien und dass angesichts der geringen Fortschritte davon auszugehen sei, dass dies noch einige Zeit so bleiben würde. Über inoffizielle Kanäle will Jäger von noch weitaus düsteren Aussichten gehört haben: „Es gibt Leute im Verein, die Verbindungen ins Bauamt haben und dort gehen angeblich Gerüchte um, dass die Kita gar nicht mehr eröffnet werden kann“, sagt er.

Betreuungsnotstand in Köln-Roggendorf

Sollte dies zutreffen, würde dies für den Stadtteil tatsächlich einem Desaster gleich kommen: Denn in Sachen Kinderbetreuung herrscht dort bereits jetzt ein Notstand, der sich in den kommenden Jahren noch einmal drastisch zu verschärfen droht. „Die beiden alten Kitas in der Further Straße und der Gutnickstraße sollten nicht umsonst aufgegeben werden, die stammen beide noch aus den 60er Jahren“, weiß Jäger. „Nur aus der Not heraus wurden sie noch weiter betrieben.“

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Auch der Spielplatz am Schulgebäude in der Berrischstraße wird nicht genutzt. 

Zu allem Überfluss kam es im Laufe des vergangenen Jahres in der Further Straße zu einem Wasserschaden – nun ist diese von Schimmel befallen und ebenfalls nicht mehr nutzbar. „Wir gehen davon aus, dass sie abgerissen werden muss“, so Jäger.

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Ein Teil der Kinder wurde in der Kita Gutnickstraße aufgenommen, die übrigen wurden auf Einrichtungen in den benachbarten Vierteln verteilt. Hinzu kommt, dass der Bedarf an Kinderbetreuung sich in dem wachsenden Viertel in absehbarer Zeit deutlich erhöhen wird. „Wir haben schon ein Neubaugebiet, demnächst kommen noch eine Flüchtlingsunterkunft hinzu und ein weiteres geplantes Neubaugebiet“, weiß Jäger. Es bahne sich eine „Vollkatastrophe“ an, ist Jäger überzeugt. „Das ist ein ganzer Rattenschwanz, der da mit dranhängt.“

Nicht zuletzt sei es eine Schande: das eigens sanierte Außengelände mit dem neu eingerichteten Spielplatz verfalle ungenutzt. „Das Unkraut wächst meterhoch, das ganze Gelände ist schon wieder völlig verwildert.“ Er verstehe nicht, warum dieses nicht irgendeiner Form der Zwischennutzung zugeführt würde. „Warum stellt man nicht einfach ein paar Container auf den Schulhof?“