Impfaktion in KölnChorweiler freut sich über Impfungen – Irritation bei Zulassung
Köln – Sadia Ali ist glücklich. Sie hat ihre Impfung auf dem Liverpooler Platz mitten in Chorweiler bekommen. „Endlich beginnt das Leben wieder “, sagt sie. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer schwierigen Zeit. Seit zwölf Jahren lebt sie in Chorweiler. Vor der Pandemie arbeitete sie als Reinigungskraft bei einer Textilkette. Nun hat sie keine Arbeit.
Sadia Ali nutzt am Dienstag wie viele hundert Andere das Impfangebot, das kurzfristig eingerichtet wurde, weil die Inzidenzzahl in Chorweiler extrem hoch ist. Die Schlangen der Impfwilligen sind nicht so lang wie zur Eröffnung am Montag.
„Aber wir sind auch viel schneller geworden, die Abläufe sind nun eingeübt. Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Jürgen Zastrow, leitender Impfarzt in Köln, der auch hier vor Ort hilft. 583 Impflinge waren es in acht Stunden am ersten Tag, schon nach zwei Stunden sind am zweiten Tag 250 Menschen geimpft.
„Ich arbeite als Monteur für Sprinkleranlagen und habe viel Kundenkontakt“, sagt ein Mann in der Warteschlange. „Da denke ich, es ist doch sicherer, wenn ich geimpft bin. Meine Frau war auch schon hier.“
Maria und Anatoli C. kommen strahlend aus dem Impfbereich heraus. Ihr Lächeln kann man trotz Maske erkennen. Sie stammen aus Russland und sprechen kaum Deutsch, aber die Erleichterung ist ihnen anzumerken. Anatoli C. hebt den Daumen: „Nur zehn Minuten gewartet.“ Wo sie wohnen? Gleich da in dem Hochhaus, zeigen sie.
Eine junge Frau mit ihrer kleinen Tochter an der Hand geht mit dem ausgefüllten Formular erwartungsvoll zur Impfung. Ein bisschen Nervosität ist auch dabei. „Jetzt musst du mir die Hand halten“, sagt sie lachend zur Tochter.
Auch Lilianna Jolkowski will sich impfen lassen. „Das ist ein Super-Angebot, ich habe auch schon meiner Schwägerin Bescheid gesagt.“ Aber es gibt ein Problem: Lilianna Jolkowski wohnt im Statteil Seeberg. Seeberg beginnt gleich auf der anderen Straßenseite am Liverpooler Platz. Das Impfangebot gilt aber nur für Bewohner des Stadtteils Chorweiler.
Seeberger werden abgewiesen
„Das ist unglücklich kommuniziert worden“, sagt Christine Kunkemöller vom Jugendhilfeträger Stiftung Leuchtfeuer, die einige Impfwillige begleitet. „Viele denken, der ganze Stadtbezirk Chorweiler sei gemeint. Und Chorweiler und Seeberg sind gefühlt ohnehin eins.“
Das sei tatsächlich etwas missverständlich gewesen, sagt auch Zastrow. Am ersten Tag sei man da noch großzügig gewesen, müsse aber jetzt tatsächlich auch Wartende abweisen. „Es gibt durchaus mal Diskussionen, aber alles geht sehr ruhig zu“, sagt er nach Rücksprache mit den Sicherheitsleuten. Die müssen auf dem Liverpooler Platz weniger für Ordnung sorgen – vielmehr beraten und helfen.
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Überhaupt ist die Stimmung sehr gelöst, niemand drängelt, niemand schimpft. Viele Menschen können nicht gut Deutsch, aber sie werden nicht allein gelassen. Es gibt eine Übersetzerin für Russisch und Dolmetscher Baker Schwani übersetzt ins Arabische und Kurdische.
Er hilft beim Ausfüllen der Formulare und beantwortet Fragen. „Die häufigste Frage ist nach dem Impfstoff. Viele Leute haben Angst vor Astrazeneca. Wenn sie hören, dass hier Moderna verimpft sind, sind sie beruhigt.“ Den Menschen zu erklären, warum Seeberg außen vor ist, sei zwar nicht einfach, aber Probleme gebe es nicht.
Fortsetzung in weiteren Hotspots
Die Schlange ist wieder länger geworden, vielleicht weil einige Menschen Mittagspause haben. Viele Journalistenteams sind gekommen, um sich das Geschehen auf dem Liverpooler Platz zu beobachten. Der Kölner Ansatz zur Pandemie-Bekämpfung in Hotspots hat bundesweit für Aufsehen gesorgt Bis Donnerstag bleibt das Angebot auf dem Liverpooler Platz bestehen. Bei Chorweiler wird es aber nicht bleiben. Auch in Meschenich, Mülheim, Kalk und Finkenberg sind ähnliche Impfangebote geplant.