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Schwerer Schlag für SchulenDas Hallenbad in Köln-Chorweiler bleibt geschlossen

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Das Chorweiler-Bad bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Köln-Chorweiler – Andrea Kierzek, die Leiterin des Chorweilerbades, zeigt an der Backsteinwand des Eingangsbereichs des Chorweilerbads auf eine Linie: Etwa 50 Zentimeter über dem Boden sind die Ziegel noch immer dunkel verfärbt . „Bis hierhin stand das Wasser“, sagt sie. Dem Schwimmbad direkt im Zentrum Chorweilers, dem einzigen öffentlichen Hallenbad im Kölner Norden, ist während der sintflutartigen Regenfälle Mitte Juli seine besondere Lage zum Verhängnis geworden: Als Teil eines Gebäudekomplexes mit dem benachbarten Bezirksrathaus liegt es in einer muldenartigen Vertiefung.

Wasser stand bis zum Verteilerkasten

Die Schwimmbecken etwa auf dem Niveau der Kellerebene des benachbarten Rathauses. Der Eingangsbereich befindet sich am Fuß eines leicht abschüssigen Parkplatzes. „Da sind solche Mengen Wasser herabgeflossen, dass unsere Abflussrinne sie nicht mehr bewältigen konnte. Das Wasser ist glatt darüber hinweggegangen und über den Eingangsbereich ins Gebäude geflossen – bis ins Büro und in den Sanitär- und Duschenbereich. Bis zum Verteilerkasten hat alles im Wasser gestanden“, erinnert sie sich.

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 Boden und Teile der Wände müssen erst vollständig trocknen. Durch eingedrungenes Wasser wurde auch die Lüftungsanlage beschädigt.

Auch der weitläufige Keller, in dem sich die umfangreiche Maschinerie des Schwimmbads verbirgt, stand unter Wasser, das über Notausstiege eindrang. „Hier stand es bis zum Sockel der Umwälzpumpe“, berichtet Kierzek. „Wir haben fünf Hebeanlagen, die normalerweise unser gebrauchtes Wasser in die Kanalisation pumpen – aber durch den Starkregen war diese so voll, dass die Maschinen nichts mehr ausrichten konnten.“ Auch die Lüftungsanlage des Sportbeckens wurde beschädigt. Wegen eines Stromausfalls mussten die Beschäftigten im Dunklen durch den Keller waten, um das Schlimmste beseitigen zu können. „Als wir den Schaltschrank aufgemacht haben, kam es nur so raus geflossen“, so Kierzek. „Wir können froh sein, alles wieder ans Laufen bekommen zu haben.“

Einziges Hallenbad für Schüler im Kölner Norden

Das Unglück kommt für das Chorweilerbad zur Unzeit. Die entstandenen Schäden sind eigentlich überschau- und behebbar, doch auch die Renovierung des Duschenbereichs hatte gerade begonnen. Die Baumaßnahme, für die 250.000 Euro veranschlagt waren, sollte innerhalb der Sommerferien abgeschlossen werden. Doch nachdem auch die Baustelle überflutet wurde, steht fest, dass es deutlich länger dauern wird. „Nun müssen wir warten, bis der Boden vollständig abgetrocknet ist, bis wir dann Fliesen verlegen können“, so Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der Kölnbäder. Zwar seien inzwischen zumindest Lüftung und Fußbodenheizung wieder funktionsfähig, um den Trocknungsprozess zu unterstützen. „Dennoch können wir im Moment noch nicht absehen, wann der Boden den nötigen Trockenheitsgrad erreicht hat“, sagt Heckmann.

Auf unbestimmte Zeit geschlossen

Dass das Chorweilerbad nun auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben wird, ist ein empfindlicher Schlag für das Sportangebot im Kölner Norden. „Das Schwimmbad wird in etwa zu gleichen Teilen von Schulen, Vereinen und der breiten Öffentlichkeit genutzt“, weiß Marc Riemann, Leiter des Bäderbereichs der Kölnbäder. „Für das kommende Schuljahr hatten wir Anfragen von gut 24 Schulen, die dort ihren Schwimmunterricht durchführen wollten. Daneben sind hier etwa zwölf bis 15 Vereine oder ähnliche Gruppen beheimatet“, so Riemann. Darunter auch Sportangebote für Menschen mit Behinderung, denn das Chorweilerbad zeichnet sich durch seine Barrierefreiheit aus.

Auch die Vereine des Kölner Nordens leiden

„Schulen und Vereine sind nun natürlich die, die darunter leiden“, bedauert Heckmann. „Wir werden versuchen Plätze in anderen Bädern anzubieten, aber das wird schwierig werden.“ Das nächstgelegene Hallenbad, das Ossendorfbad, ist etwa acht Kilometer entfernt.

Auch vor dem aktuellen Flutereignis hatten die Nutzer lernen müssen, ohne das einzige Hallenbad im Kölner Norden auszukommen, denn dieses hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrere Male über einen längeren Zeitraum hinweg geschlossen. 2016 etwa war in den Sommerferien die Lüftungsanlage ausgetauscht worden. „Das Bad ist 1981 eröffnet worden, es ist ziemlich in die Jahre gekommen“, sagt Riemann. „Darum sind hier inzwischen einfach regelmäßig weitreichende Sanierungsmaßnahmen notwendig.“ Dass diese vorzugsweise in den Ferien durchgeführt werden, sei für die Abkühlung suchende Öffentlichkeit sicher ärgerlich, räumt er ein.

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Höhere Priorität hätten jedoch Vereine und der Schulsport. „Darum macht es für uns wenig Sinn, im Januar oder Februar mehrere Wochen zu schließen, wenn die Schulen ihren Unterricht durchführen wollen“, so Riemann. „Entscheidend ist, dass für die Schulen der Entzug der Wasserzeit so gering wie möglich bleibt.“ Ebenso müssten Revisionsschließungen, bei denen das Wasser in den Becken komplett abgelassen wird, auch künftig regelmäßig stattfinden.

Eine Prognose, wann das Schwimmbad wieder öffnen kann, mögen derzeit weder Heckmann noch Riemann abgeben. „Ab dem Zeitpunkt, an der Boden trocken genug ist, werden wir sicherlich noch einmal sechs Wochen brauchen“, sagt sie.