Unsere Kolumne „Wofür ich Köln liebe“ widmet sich den schönen Seiten der Stadt. Unser Autor sagt, warum ein Unikum wie Claus Eßer für ihn dazugehört.
„Wofür ich Köln liebe“Anwalt und kölsches Original: Frech, sympathisch und ständig zu spät

Der Rechtsanwalt Claus Eßer sticht aus der Masse von Juristen heraus.
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Es gibt diese echten kölschen Originale, die sich überspitzt gesagt alles erlauben können. Schaue ich als Redakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf mein Haupttätigkeitsfeld als Gerichtsreporter, dann ist der Kölner Strafverteidiger Claus Eßer so ein Exemplar – er sticht einfach heraus aus der steifen Masse der Juristen. Das weiße Hemd manchmal fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, Totenköpfe als Amulett an der Halskette und als Ringe an den Fingern.
Köln: Richter verwenden schon Tricks wegen Unpünktlichkeit
Optisch ist Claus Eßer ein Unikum und auch sonst. Er kommt etwa zu den anberaumten Gerichtsverhandlungen chronisch zu spät. „Wo ist denn der Herr Eßer?“, hört man regelmäßig von den Vorsitzenden Richtern. Einmal hatte ich ihn am Handy, da war er ganz kurz angebunden und sagte: „Ich habe in 18 Minuten Verhandlung und bin noch nicht angezogen.“ Dann sprang er schnell ins Taxi – und kam trotzdem zu spät. „Ich hatte doch angerufen“, heißt es dann gerne.
„Man kann ihm nicht so recht böse sein“, sagen manche Richter da. Sie griffen sogar schon zu Tricks. Ein Richter hatte einmal auf 9 Uhr terminiert, war dann aber selbst erst fünfzehn Minuten später im Saal – und ganz verblüfft, als Eßer schon da war. Da hatte der Richter den Spieß herumgedreht. Eine Richterin hatte den Anwalt im Gebäude ausrufen lassen. Das wäre ihm so peinlich gewesen, dass er zumindest bei ihr ab diesen Zeitpunkt immer pünktlich gewesen sei.
Köln: Richterin sollte sich das Mitschreiben sparen
Peinlich ist Claus Eßer aber für gewöhnlich gar nichts. Einer Richterin sagte der Strafverteidiger mal frei heraus ins Gesicht, sie könne sich das Mitschreiben sparen – der Beschuldigte würde doch ohnehin freigesprochen. Und tatsächlich konnte dem wegen Raubes in Mülheim angeklagten Mandanten letztlich nichts nachgewiesen werden. Es kam also zum Freispruch. „Hab‘ ich doch gesagt“, meinte Claus Eßer daraufhin nur und grinste verschmitzt.
Haben Sie auch so einen Claus Eßer im Bekanntenkreis? So frech und gleichzeitig so sympathisch, mit einer Präsenz, die sofort jeden Raum füllt? Auch solche Charaktere prägen diese Stadt und ja, nähren auch manchmal das Vorurteil der „Selbstbesoffenheit“ der Kölner. Claus Eßer, dessen Großvater Prinz Karneval war, ist am Ende egal, was die Leute über ihn denken. Er bleibt sich einfach selbst treu – und kommt sicher auch weiterhin gerne zu spät.